Praxis
Installation
Die Aktivierung und Installation der Software ist in iZotopes Product Portal App schnell durchgeführt. Hier meldet man sich lediglich mit den Login-Daten des Accounts an und schon werden die erworbene Software und Demoversionen weiterer Produkte angezeigt, die ihr in der App aktivieren und installieren könnt.
Erster Eindruck
Wer schon mal mit einer früheren Version von Ozone gearbeitet hat, findet sich auch hier sofort zurecht. Das GUI hat iZotope minimal modernisiert, der Aufbau der Bedienoberfläche ist aber wie gehabt. Wirklich neu ist eigentlich nur die Mastering-Assistant-Ansicht.
Was leider immer noch unverändert ist: Module können jeweils nur einmal ins Mothership geladen werden (abgesehen vom EQ). Ozone Advanced User interessiert das nicht wirklich, da sie die Module auch als Einzelplugins nutzen können. Die Standard-User können stattdessen einfach mehrere Mothership-Instanzen als kleiner Workaround laden
Wie zuverlässig ist die Künstliche Intelligenz?
Eine KI, die das Audio analysiert und dazu passende Einstellungen vornimmt, ist sicher sinnvoller als gewöhnliche Effekt-Presets, die nur selten zum eigenen Setup passen. Hier kann eine KI mehr bewirken – sofern sie zuverlässig funktioniert.
Noch in Ozone 9 konnte man Tracks „nur“ manuell als Referenzwert hineinladen. Ozone 10 erkennt die Musikart mittlerweile selbst und vergleicht sie mit dem Klangbild von „Chart-topping Hits“, wie iZotope im Marketing-Slang angibt. Tatsächlich erkennt Ozone das Material sehr zuverlässig und weist es einem Target, wie etwa Hip-Hop, Rock oder Pop, zu. Mittels Matching-Technologie gleicht Ozone das Audiomaterial dann an Frequenzspektrum, Stereobreite und Dynamik des Referenzwertes, also des Targets, an. In ähnlicher Form kennt man das bereits von Matching EQs. Wie das Ganze funktioniert und wie die anderen neuen Prozessoren klingen, seht ihr im folgenden Video.
Für dich ausgesucht
Die Bedienung ist wirklich easy: Ozone-Mothership-Plugin einfügen, den aufwendigsten Part des Songs spielen, acht Sekunden analysieren lassen, fertig. Die übersichtliche Bedienoberfläche im Assistant View ermöglicht es, das Master mit nur vier Parametern anzupassen. Möchte man detaillierte Änderungen vornehmen, wechselt man in die gewohnte Modulansicht. So hat man schnell mal einen Song aufpoliert.
Wie klingen die Settings des Mastering Assistant?
Die Ergebnisse sind ohne Frage kompakter, knackiger, ausgewogener und lauter. Allerdings klingt es oft nach Hi-Fi-Wannen-EQ-Kurve und teils auch zu gesättigt. Letzteres liegt meiner Meinung nach am überarbeiteten Maximizer. Dessen Soft Clip Feature klingt penetrant. Das Recover Sides Feature im Imager führt dagegen zu unauffälligen Ergebnissen – was in dem Fall gut ist. Auffällig ist auch, dass der Assistant nicht besonders zaghaft mit dem EQ ist. Das ist beim Mastering nicht wirklich sinnvoll.
Die folgenden Master sind vom Assistant erstellt und von mir unberührt. Ich habe Gain Match aktiviert, damit man sich nicht von der Lautstärke beeinflussen lässt. In den Magnify-Softclip-Beispielen habe ich 80% Soft Clip im Maximizer reingedreht und dann jeweils einen der drei Modi ausgewählt. Alternativ dazu hab ich auch noch mal meine anderen drei Limiter-Favouriten ausprobiert: Softube Weiss, SSL X-Limit und den kostenlosen Apogee Soft Limit. Der Weiss MM-1 gefällt mir dabei mit Abstand am besten.
Fügt man eigene Referenztracks als Targets ein, die wirklich zum Style des vorliegenden Mixes passen, gelangt man schnell zu brauchbaren Ergebnissen. Denn welche Tracks Ozone unter der Haube als Referenzwert verwendet, erfahren wir als User nicht. Leider kann man nicht wie bei Neutron vor der Analyse auswählen, wie das Ergebnis klingen soll (z. B. clear, warm oder open). Also steht und fällt das Setting des Master Assistant mit den Targets. Daher macht es wirklich Sinn, sich eigene Targets reinzuladen. Und das wiederum ist, zumindest für mich, moralisch grenzwertig, weil man auf diese Weise das Klangbild eines anderen Songs mittels Matching-Technologie kopiert. Natürlich sollte das Ausgangsmaterial bereits gemixt sein. Auch eine KI kann aus einem komplett unbearbeiteten Audio kein „Wunder-Master“ zaubern. Wer auch beim Mixing Unterstützung braucht, sollte sich iZotope Neutron 4 einmal genauer anschauen.
Kann der Master Assistant ein richtiges Master ersetzen?
Nein. Die KI ist erstaunlich gut, was das Matching angeht. Aber trotz Zuverlässigkeit kann der Assistant kein individuelles Master von Profis ersetzen. Ich würde mich aber soweit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass man sich mit Ozone 10 automatisierte Online-Mastering-Anbieter sparen kann, bei denen das Audio lediglich durch eine Software-Preset-Kette gejagt wird. Denn zum einen werden die Voreinstellungen des Ozone Mastering Assistants individuell zum Ausgangsmaterial erstellt und zum anderen sind sie von uns veränderbar. Insgesamt sollte man die Settings, die uns der Master Assistant erstellt, eher als Startpunkte für eigene Masterings sehen. Wer einfach nur schnell mal einen Mix lauter, fetter, Hi-Fi-Wannen-EQ-mäßiger machen möchte, kommt mit dem Master Assistant auf jeden Fall „instant“ ans Ziel.
Ozone Stabilizer kann Leben retten …
… oder zumindest einen harschen Mix. Dieser adaptive Mastering EQ passt das Material im Frequenzspektrum dynamisch an, und zwar in drei Bändern, deren Grenzfrequenzen unveränderlich sind. Wie auch der Assistant kann der Stabilizer ein Target als Referenzwert erhalten und das Signal bearbeiten. Er gestaltet das Frequenzspektrum mit seinen zwei Modi Shape und Cut ausgewogener. Der Shape Mode boostet bzw. cuttet Frequenzen automatisch, während er die tonale Balance an das Target angleicht.
Der Cut Modus senkt Resonanzfrequenzen lediglich ab, boostet sie aber nicht. Über weitere Regler könnt ihr die Bearbeitungsgeschwindigkeit und die Glättung im Shape Modus anpassen. Hohe Werte führen zu einer groben Bearbeitung, während niedrige Werte eher in chirurgischen Klanganpassungen resultieren. Genau hier ist Vorsicht geboten, da das Ergebnis sehr unnatürlich klingen kann. Wählt man jedoch moderate Werte, kann das Klangbild des Masters deutlich an Klarheit und Ausgewogenheit gewinnen. Mit Tame Transients könnt ihr regulieren, wie der dynamische EQ Transienten „zähmt“. Ein zusätzlicher Delta-Modus erlaubt das isolierte Abhören der klanglichen Differenz. So könnt ihr deutlicher heraushören, was der Prozessor mit dem Material eigentlich anstellt.
Ozone 10 Stabilizer vs. Soothe 2 vs. Gullfoss
Der Stabilizer arbeitet im Grunde also ähnlich wie Oeksound Soothe 2 oder Soundtheory und lässt sich auch mit dem Soundtheory Gullfoss oder dem Sonible Smart EQ vergleichen. Welcher „besser“ klingt, hängt vom Ausgangsmaterial ab und kann daher pauschal nicht beantwortet werden. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Zeit für einen Vergleich!
Mikrodynamikbearbeitung mit dem Impact Modul
Das Impact Modul dient dazu, die Mikrodynamik zu bearbeiten und so Einfluss auf den Groove des Songs zu nehmen, und zwar in bis zu vier Bändern, die ihr wie immer in Anzahl und Grenzfrequenz selbst definieren könnt. Hierbei handelt es sich übrigens nicht um einen Multiband-Kompressor – den hat Ozone ja ohnehin schon am Start. Vielmehr könnt ihr ihn als eine Art Envelope Shaper bzw. Transient Shaper verstehen. Pro Band kann man wahlweise expandieren oder komprimieren. Klanglich haucht man damit einem etwas zu stark komprimierten Mix im Groove wieder etwas Leben ein oder „bügelt“ andersherum nochmal ein wenig Transienten. Ein Meter sowie Auto-Make-up-Gain und Delta Modus sind auch mit an Bord, sehr gut.
Für wen lohnt sich das Ozone 10 Update?
Wer bereits mit Ozone 9 ausgestattet ist und auch einen adaptiven, dynamischen EQ wie Gullfoss, Smart EQ oder Soothe2 besitzt, kann sich das Update definitiv sparen. Wer noch keinen adaptiven EQ hat oder scharf auf den Assistant ist, für den ist Ozone 10 eine echte Bereicherung. Es gibt natürlich auch genügend andere Plugins, die sich zum Mastern eignen – etwa solche von Universal Audio, Softube, Plugin Alliance, Waves und Co. Ozone ist aber nach wie vor eine der umfangreichsten und zugleich qualitativ hochwertigsten Sammlungen, die speziell für das In-the-Box-Mastering entwickelt wurde. Die Prozessoren arbeiten durchweg präzise und sind überwiegend sogar Multiband- und M/S-fähig. Und der Preis für dieses Kraftpaket ist absolut gerechtfertigt. Bei vielen Herstellern bekommt man dafür oft nicht mal eine Hand voll Plugins, wohingegen Ozone mit 16 hochkarätigen Modulen ziemlich breit aufgestellt ist.
ka-lo sagt:
#1 - 11.10.2022 um 03:01 Uhr
Excellent and very detailed review. Great, Velen Dank!
Stand alone sagt:
#2 - 11.10.2022 um 22:13 Uhr
Ozone hat gute tools aber wenn ich gewusst hätte dass sie standalone komplett aufgeben statt es auszubessern (hat die letzte Jahre nicht mehr hingehauen mit 3rd party kompatibilität) hätte ich auf das update von 9 verzichtet. Nicht weil 10 schlechter ist sondern weil alle ozone tools ersetzbar sind in meiner sammlung und für mein gebrauch. Ich fand die standalone wirklich toll wenn nicht diese abstürtze mit vielen plugins anderer hersteller wäre. Ich kenne keine daw in der ich so schnell den vorgang “10 tracks reinschmeissen, mastern , exportieren” erledigen kann . Aber wenn es nur mir und 2-3 anderen so geht wird es wohl nicht mehr. Schade (eine Träne kommt langsam)