Ozoner 11 Mastering Assistant in der Praxis
Auf den Mastering Assistant bin ich im Test zu Ozone 10 Advanced bereits ausführlich eingegangen. Hier noch mal das Wichtigste in Kürze: Die KI des Mastering Assistant analysiert eure Mixe und erstellt euch eine zu eurer Musik passende, fertig voreingestellte Effektkette mit sämtlichen Modulen – und das in Sekunden. Der Ozone Mastering Assistant ist sozusagen das Chat GPT für eure Songs.
Ozone 10 Mastering Assistant vs. Ozone 11 Mastering Assistant
Im Vergleich zu Ozone 10 zaubert der Master Assistant in Ozone 11 noch mehr aus dem Mix, was er nicht zuletzt dem neuen Clarity Modul zu verdanken hat. Darauf werden wir später noch genauer eingehen. Der Assistent funktioniert zuverlässig und ist in jedem Fall sinnvoller als jedes gewöhnliche Plugin-Preset.
Dank der Mastering Assistant Page könnt ihr einige Module per Macro-Regler auf einen Blick steuern. Damit ist es sogar Einsteigern möglich, schnell mal einen Mix aufzublasen. Man darf allerdings keine Scheu vor dem Matching-Plugin-Prinzip haben.
Der Mastering Assistant vergleicht euer Ausgangsmaterial nämlich mit Hits aus demselben Musikgenre und versucht dann, euren Sound daran anzugleichen – ähnlich wie ein Matching-EQ. Wer das mit seinem Gewissen vereinbaren will und kann, kommt sehr schnell ans Ziel. Und die Ergebnisse können sich wirklich hören lassen, so wie in den folgenden Beispielen.
Was kann das Ozone 11 Clarity Modul?
Genau wie die in den Vorgängerversionen eingeführten Module Low End Focus, Stabilizer und Spectral Shaper, basiert auch das neue Clarity auf adaptiver Spektralanalyse- und Bearbeitung. Laut iZotope entstehen auf diese Weise lautere, transparentere und professionell klingende Ergebnisse – also alles, was man als Music Producer gerne hören möchte. Aber klingt das Marketingversprechen auch in der Praxis so?
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Wenn man den Master Assistant durchlaufen lässt und Clarity anschließend deaktiviert, merkt man, dass das neue Modul tatsächlich maßgeblich für die Klarheit im Mastering verantwortlich ist. Es bearbeitet hohe Frequenzen. Clarity verfügt nämlich nur über ein Band, das sich mit zwei Reglern begrenzen lässt. Leider kann man aber kein Low End bearbeiten, sondern nur auf 300 Hz runtergehen. Einen tieferen Sinn erkenne ich hier nicht wirklich. Tiefe Frequenzen könnt ihr aber ohnehin mit dem Modul Low End Focus bearbeiten, das genau bis 300 Hz hoch geht.
Wie klingt das neue Ozone 11 Clarity Modul?
Verglichen mit adaptiven EQs, wie Soundtheory Gullfoss oder Oaksound Soothe2 kann das Clarity Modul nur pushen, aber nicht absenken – dafür gibt es den hauseigenen Ozone Stabilizer. Durch Clarity gewinnen die Mitten und Höhen an Transparenz und Durchsetzungskraft. Mit einer Hand voll Reglern gestaltet sich die Bedienung sehr einfach – viel falsch machen könnt ihr eigentlich nicht. Selbst wenn ihr den Amount bis zum Anschlag dreht, klingt es eigentlich nie unangenehm harsch. Und auch, wenn man den Tilt-EQ aufdreht, bleibt alles immer noch seidig. Im Gegenteil, das Ergebnis klingt sogar so teuer, als hätte man sich mit EQ, De-Esser und Co. einen Wolf geschraubt. Überzeugt euch selbst!
Stem Masterings im Stereofile mit Stem Focus
Beim Stem Mastering werden die Gruppenspuren eurer Mixe normalerweise separat exportiert. So kann der Mastering Engineer Vocals, Drums, Effektspuren etc. getrennt voneinander bearbeiten, um beispielsweise kleine Mixingfehler im Mastering besser auszubügeln. Mit dem Master Rebalance Modul hat iZotope in einer Vorgängerversion bereits den ersten Stein gelegt. Mit ihm könnt ihr die Lautstärke von Vocals, Drums und Bass getrennt voneinander regeln.
Mit Stem Focus könnt ihr nun auch alle weiteren Module für Vocals, Drums und Bass separat einstellen. Ihr benötigt also nur noch das Stereofile von einem Mix und könnt dann trotzdem beispielsweise einen Kompressor nur auf die Drums anwenden. Das ist tatsächlich schon zukunftsweisend für die Branche. Aber nach iZotope RX 9 Music Rebalance war irgendwie bereits abzusehen, dass es etwas ähnliches auch irgendwann für die anderen Produkte des Herstellers geben wird. Mit dem Feature wird man jedenfalls viele Mixe retten können, von denen man keine Stems hat.
Transient und Sustain
Bislang konnte man in Ozone „nur“ die Links-/Rechts- bzw. Mitte-/Seite-Signale bearbeiten. Jetzt eröffnet euch iZotope Ozone 11 zusätzlich die Möglichkeit, in den einzelnen Modulen auch die Transienten und das Sustain zu bearbeiten.
So könnt ihr im Mastering noch analytischer an die Sache herangehen. Das ist wirklich ein brauchbares Tool, um zum Beispiel die Transienten in einem zu punchy geratenen Mix mit dem EQ zu entschärfen. Boostet man hingegen das Sustain, klingt der Track „voller“ bzw. „größer“. Das Feature findet ihr in allen Modulen, mit denen ihr die Frequenzen bearbeiten könnt, sprich EQ, Spectral Shaper, Exciter und viele mehr. Schön ist auch, dass das neue Feature in der Version iZotope Ozone 11 Standard mit dabei ist.
Wie klingt das Transient und Sustain Feature?
Im folgenden Klangbeispiel hört ihr erst den normalen Master. Anschließend gibt’s einen Boost der tiefen Sustain-Frequenzen, die den Bassbereich schwerer machen, und einen Transient Boost der oberen Mitten, der die Percussions knackiger klingen lässt. Der Effekt ist da, doch betont er nicht gleich alles über. Für solche und ähnlich Aufgaben ist das neue Feature absolut brauchbar.
Assistive Vocal Balance
Ein weiteres Feature, das nicht nur Ozone 11 Advanced, sondern auch die Standard- und Elements-Version enthalten, nennt sich Assistive Vocal Balance. Es hilft euch dabei, die Vocals lautstärketechnisch besser in den Master einzubetten.
Auch hier kommt wieder eine KI zum Einsatz – der Vocal Checker. Der Name ist Programm: Mit nur einem Regler könnt ihr entscheiden, wie stark der Vocal Checker die Pegelbalance kontrolliert. Das Ergebnis sind Vocals, die in der Lautstärke mehr oder weniger stark ausbalanciert sind. Im Test fällt auf, dass der Vocal Checker stark komprimierte Vocals tatsächlich nicht unnötig bearbeitet. Habt ihr eure Vocals im Mixing hingegen eher „open“, also mit weniger Kompression, gemixt, dann packt die KI von sich aus mehr zu – feine Sache!
Upward Compressor
Der Maximizer gehört zu iZotope Ozones ersten Modulen, etliche Male hat man ihn verbessert, sodass er heute noch locker mit vielen transparenten Limitern und Maximizern auf dem Markt mithalten kann. Auch für Ozone 11 Advanced hat man den Maximizer wieder einmal überarbeitet und ihn mit einem Upward Kompressor ausgerüstet. Dieses neue Feature erhöht den Pegel leiser Passagen, während es die Transienten erhält. In puncto Lautheit gewinnt ihr für eure Masterings also wieder eine zusätzliche Option. Auch der Master Assistant stellt die Upward-Kompression bei Bedarf für euch ein.
Für wen eignet sich Ozone 11?
Ozone 11 Advanced ist wie seine Vorgänger das mit Abstand mächtigste Software-Mastering-Werkzeug auf dem Plugin-Markt. Die KI-Features sind wirklich klasse, müssen aber natürlich nicht genutzt werden. Weiterhin kann man auch ohne KI-Matching-Funktionen auf professioneller Ebene arbeiten. Kurzum: Für Einsteiger ist die KI das perfekte Tool, um auch ohne Mastering-Erfahrung möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Fortgeschrittene nutzen die KI, um auf Knopfdruck einen amtlichen Roughmix zu erstellen, und Profis nutzen Ozone bei Bedarf ganz einfach ohne KI. Somit ist vom Anfänger bis zum Profi für jeden etwas dabei.
Christian sagt:
#1 - 21.04.2024 um 23:57 Uhr
Hi. Ich hab mir Ozone 11 Elemnt gekauft. Habe das Izotope Produkt Portal heruntergeladen und es installiert. Ilok habe ich auch. Aber wie bekomme ich jetzt das Programm zum laufen? Ich finde einfach keine Möglichkeit das Programm zu starten. Es gibt kein Desktop Icon oder irgendeine Datei auf meinem Rechner. Ein haufen Ozone Dateien. Aber keine Startanwendung..kannst du mir da helfen?
Torsten Fellenberg sagt:
#1.1 - 25.05.2024 um 18:59 Uhr
Hallo, als PlugIn in Deiner DAW laden, auf die Masterspur zum Beispiel. Ob Windows oder OSX, unter Plugins müsstest Du Ozone 11 finden, das legst Du Dir in die Masterspur (als Beispiel).
Antwort auf #1 von Christian
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