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iZotope Ozone 5 (Advanced) Test

iZotope Ozone 5 ist ein Stereo-Plug-in Prozessor, der laut Hersteller vor allem im Mastering-Kontext seinen Einsatz finden soll. Das ist insoweit richtig, da auch ein Limiter mit Dithering-Funktionalität an Bord ist, dessen Funktionalität grundsätzlich am Ende einer gesamten Bearbeitungskette, beispielsweise einer Musik-Mixes, zu suchen wäre. Dass Mastering aber weit mehr als pure Formatkonvertierung ist und auch die reine Existenz von Edelequipment bekanntlich noch nie einen guten Mix gezaubert hat, sollten wir fürs Erste an dieser Stelle einfach mal nur so hinnehmen.

Ozone5_00_Aufmacher


In einem digitalen Stereo-Kanal eingefügt, eröffnen sich mit Ozone 5 mittels der Plug-in Schnittstellen VST, AU, RTAS, MAS und Direct X in einer Instanz bzw. einem Fenster jede Menge Klangbearbeitungsmöglichkeiten in Form sogenannter „Mastering Module“: zwei komplexere EQs, ein Maximizer/Limiter, ein Multiband-Kompressor, ein Multiband-Imager und Multiband-Exciter sowie ein Reverb, um genau zu sein. 

DETAILS

Ozone 5 wird in zwei Ausbaustufen angeboten. Zum einen als Standardversion zum Preis von EUR 229,- (UVP) und zum anderen als “Ozone 5 Advanced” für EUR 899,- (UVP). Auffälligster Unterschied zwischen beiden Versionen ist, neben einigen Detailunterschieden, das Vorhandensein von Plug-in Einzelinstanzen sowie ein Full-Screen-fähiger als “Meter Bridge” bezeichneter Analyzer in der Advanced-Version.

Die große Suite umfasst somit neben dem All-In Plug-in also auch noch Einzel-Plug-ins, welche sich in ihrer Funktionalität aber prinzipiell nicht anders darstellen, als die der Ein-Fenster-Lösung. Es finden sich demnach folgende Extra-Plug-ins ein: Dynamics, Equalizer, Exciter, Imager, Maximizer, Reverb und das Meter Tap, welches unterschiedliche DAW-Einspeisungspunkte für die Meter-Bridge zur Verfügung stellt. Doch dazu später mehr.
Das Haupt Plug-in oder Mutterschiff, wenn man es so nennen möchte, stellt sich in der Advanced- und Normal-Version prinzipiell erst mal nicht anders dar, sodass wir unseren Überblick auf dieses Einzel-Plug-in und die wichtigsten Unterschiede zwischen beiden Ausbaustufen begrenzen wollen.

Das große Plug-in Fenster mit den verschiedenen Engines im unteren Bereich.
Das große Plug-in Fenster mit den verschiedenen Engines im unteren Bereich.

Startet man das Plug-in zum ersten Mal, begrüßt es einen mit „Bypass“ und verschiedenen Wahlmöglichkeiten der Presets. Im rechten Bereich befinden sich die Gain-Regler für Input und Output sowie der Button zum Extra-Fenster „Meter Bridge“. Aber auch die Standardansicht in der Economy-Version bietet bereits die umfangreich konfigurierbare Leveling-Anzeige. Unter anderem lassen sich hier RMS, RMS+Peak sowie das K-System und LUFS in verschiedenen Variationen einstellen. 
Im unteren Bereich finden sich die Zugänge zu den unterschiedlichen Mastering Modulen, mit denen sich die Ansichten im oberen linken Bereich entsprechend ändern lassen, sowie individuelle An/Aus-Schalter, modulspezifische Preset-Schalter und jeweils ein Makro-Regler, der beim Reverb das Verhältnis von Dry/Wet oder den Mix-Amount aller einzelner Bänder (Dynamics, Exciter) bestimmt bzw. den EQ global bedient.
In der linken, oberen Ecke finden sich hingegen die eigentlichen Einstellmöglichkeiten der unterschiedlichen Teil-Prozessoren. Die gesamte graphische Gerätedarstellung erinnert mich ein wenig an eine Mischung aus Mad-Max und Terminator: angenehm und pragmatisch. Führen wir uns die Details einmal anhand einer “Slide-Show” vor das innere Auge:

Fotostrecke: 9 Bilder Der “erste” EQ.

Die EQ-Module sind sehr umfangreich ausgestattet und bieten im Analog-Modus für jedes der Bänder neben dem obligatorischen Bell-Mode auch High und Low-Shelf als Vintage oder Analog sowie ein High- und Low-Pass in den Ausführungen Flat, Resonant und Brickwall, wobei Letzterer besonders steile Flanken aufweist.
Die „digitalen” Bänder sind in der Advanced-Version genauso umfangreich ausgestattet, die normale Version bietet hier nur die Auswahl zwischen Bell, Low Shelf, High Shelf und Low- und High-Pass. Die Gain-Range aller Filter beträgt in etwa -30 dB bis +15 dB. Der Klang beider Versionen reicht demnach von dezenter analoger Pseudo-Wärme bis hin zu „digitale Rasierklinge”. 
Die digitalen EQ-Modes bieten in der Advanced Version darüber hinaus noch einiges mehr an Linear-Phases/Mixed-Mode Spielereien. Als Besonderheit ist hierbei die Möglichkeit zu nennen, das Phasenverhalten der Bänder zu konfigurieren. Außerdem bieten beide Versionen die Möglichkeit des EQ-Matchings, wobei das analysierte, gemittelte Spektrum eines Referenz-Tracks um das Zielsignal gefaltet werden kann. Dabei kommt ein Linear-Phase-Algorithmus mit 8000 Bändern zum Einsatz. Insgesamt also zwei etwas mehr als umfangreiche EQs für sowohl musikalische, als auch technische Bearbeitungen.

Natürlich kann man den Default-Workflow auch nach Belieben aufbrechen, wozu eine umfangreiche Routing-Matrix zur Verfügung steht. Somit kann man also auch beide EQs nacheinander schalten, sollten einmal die acht Bänder einer Instanz nicht ausreichen. Üblicherweise benutzt man aber einen EQ meist vor den Dynamics und den anderen danach.
Die Multiband-Trennung zur frequenzselektiven Komprimierung (Dynamics), Verzerrung (Exciter) und Phasen-Konfiguration (Imager) hingegen erfolgt mit bis zu vier parallelen Bändern, welche detaillierte Einstellungen bzgl. der Übergangsfrequenzen zulassen. Es kann zwischen Analog-, Hybrid- oder Digital- Trennung gewählt werden, letztere erfolgt linear-phasig und mit variablem Q und klingt meiner Meinung nach am besten.
Die coole und präzise bedienbare Grafik-Animation der Routing-Matrix ermöglicht sogar „Shared Crossovers“, was für eine gemeinsame Parallelband-Bearbeitung von Dynamics, Exciter und Stereo-Imaging sorgt. Jedoch kann auch jedes eigenständige Modul für sich genommen eine eigene Aufteilung der Bänder vornehmen. Ein Parallelschalten der Prozessoren ist indes nicht vorgesehen. Dafür lässt sich fast jeder Prozessor auch in den M/S-Mode versetzen, was eine individuelle Bearbeitungen der Mitten- und Seitenbänder ermöglicht und die Anzahl an verfügbaren Parametern fast verdoppelt. 

Die frequenzselektive Arbeitsweise des Exciters und des Imager Moduls allein ist ein Novum unter Plug-ins, bedarf an sich aber gar keiner großen Erklärung, wenn man verstanden hat, wie ein Multiband-Kompressor funktioniert. Bemerkenswert sind hier das Vectorscope des Imagers (Stereo-Wolke) und die unterschiedlichen Verzerrungsmöglichkeiten des Exciters sowie die zusätzlichen Charakteristiken „Circuit-modeled Triode“ und „Dual Triode“ des Exciters in der Advanced Version. Die Zusammenstellung der Charakteristiken darf in beiden Versionen als gelungen bezeichnet werden und bietet genügend verschiedene Klangmöglichkeiten, das Signal aufzurauen.
Das Dynamics Module ist neben dem EQ das mit Abstand umfangreichste Modul von Ozone. Es handelt sich dabei um einen Mehrfach-Kompressor, der pro Band ein Gate und zwei Kompressor/Expander vereint, wovon einer als Limiter bezeichnet wird. Der erste Kompressor verdichtet hier mit geringer Ratio und tiefem Threshold, und der Limiter fängt dann die letzten Peaks bei geringem Threshold und hoher Ratio ab. Die Möglichkeiten, in Frequenz-, Pegel- und Zeitgeschehen einzugreifen, sind immens!
Ein weiteres Modul stellt der Reverb dar. Üblicherweise fügt man Nachhall zwar im Mixing-Kontext und nicht im Mastering-Prozess hinzu, stören kann das reine Vorhandensein aber dennoch nicht. Und auch hier treffen wieder zwei Welten aufeinander, das Schlagwort „Hybrid“ darf fallen. Diesmal geht es aber um die Kombination von Faltungshall und Algorithmus-Technologie. Kurzum, die Early-Reflections werden aus Impulsantworten generiert, die Wolke wird algorithmisch erzeugt. Dabei helfen einem in der Standardversion die klassischen Auswahlmöglichkeiten „Room, Plate und Hall“ weiter, in der Advanced Version stehen zusätzlich „Theater, Cathedral und Arena“ zur Verfügung. Diese sogenannten Modes definieren sowohl das Early-Reflection Pattern, als auch die Charakteristik der Hallwolke. Wie alle Prozessoren des Ozone Plug-ins, lässt sich der Reverb ausschalten, so spart man merklich Rechenleistung. 
Das letzte Modul im Überblick, wie auch in einer Standard-Mastering-Kette, ist der Maximizer, ein etwas umfangreicherer Full-Band-Limiter mit Loudness-Maximizing Ambitionen. Er bietet neben den Algorithmen IRC, IRC II, IRC III mit den unterschiedlichen Charakteristiken Crisp, Clipping, Pumping und Balanced auch die Klassiker Hard und Soft an, welche alle in ihrer Regelgeschwindigkeit angepasst werden können. Darüber hinaus bietet der Limiter auch eine Intersample Detection an sowie variablen Stereo-Link in den IRC-Algorithmen. In der Advanced Version verfügen die IRC-Algorithmen außerdem noch über eine regelbare Transient-Recovery-Funktion, welche klanglich nicht unterschätzt werden sollte.
Selbstverständlich gibt der Maximizer, wie sich das für das letzte Glied der Bearbeitungskette gehört, auch entsprechend umfangreiche Dithering-Möglichkeiten inklusive DC-Filtering her, wozu auch der proprietäre MBIT+ Algorithmus gehört, welcher im Bereich von 24 Bit bis 8 Bit arbeitet. Wie man sich sicherlich denken kann, fallen auch dessen Einstellmöglichkeiten entsprechend umfangreich aus. Details sprengen hier jedoch den Umfang des Tests.
Und da bekanntlich probieren über studieren geht, schauen bzw. hören wir uns die einzelnen Module jetzt einmal im Praxisteil an.

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