So wird das J. Rockett Audio Designs Blue Note Select aufgenommen
Für die Hörproben platziere ich das Pedal vor einem 1974er Fender Silverface Bassman, dessen Signal durch eine Universal Audio OX Box läuft (4×12 Greenback) und anschließend aufgezeichnet wird. Für die Humbucker-Fraktion kommt eine Maybach Convair mit Amber Spirit of 59 Pickups zum Einsatz, in Sachen Singlecoils steht eine PRS Silver Sky bereit.
Alle Regler auf 12 Uhr
Wir starten unseren Rundgang mit allen Potis in der Mittelstellung und dem Hot-Switch in der unteren Position. Im Vergleich zum Bypass-Signal bekommt der Ton hier etwas mehr Schub, wirkt muskulöser und liegt geschmeidiger in den Fingern. Außerdem gesellt sich zum Signal ein klein wenig Verzerrung, die sehr organisch wirkt und den Anschein gibt, als wäre der Amp einfach schon etwas weiter aufgerissen. Übrigens basiert das Pedal auf einem Tube Screamer-Schaltkreis. Wie man gut hören kann, heißt das aber nicht zwangsläufig, dass es auch die prägenden und immer wieder kontrovers diskutierten Eigenschaften dieses Ur-Overdrives mitbringen muss.
Dynamische Ansprache
Dreht man das Gain-Poti weiter auf, verdichtet sich der erste Eindruck. Dabei steigt parallel zur Verzerrung auch dezent die Kompression, und der Sound bleibt stets dynamisch und offen. Gleichzeitig befinden wir uns hier selbst bei maximalem Gain nach wie vor eher in Low-Gain-Gefilden. Für Spieler, die viel mit dem Volume-Poti an der Gitarre arbeiten, könnte das Pedal ansonsten auch problemlos als “always-on”-Kandidat fungieren.
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„Fat“ und „Tone“ arbeiten Hand in Hand
Um den Einfluss der Klangregelung etwas genauer auszuloten, nehme ich die PRS Silver Sky zur Hand und gehe für einen klassischen Strat-Sound auf den Singlecoil am Hals. Gain, Volume und Tone stehen nach wie vor in der Mittelstellung. Interessanterweise hatte ich zunächst angenommen, das Fat-Poti mit einer Strat-Style-Gitarre sehr weit aufdrehen zu können. Wie sich aber zeigt, offenbart diese Funktion ein breites Spektrum an äußerst schlanken Sounds bis hin zu voluminösen Klängen, die gleichzeitig zunehmend dunkler werden. Daher sollte man an dieser Stelle das Tone-Poti mit im Blick haben. Um dies zu demonstrieren, stehen im zweiten der folgenden Hörbeispiele sowohl Fat als auch Tone in etwa bei 15 Uhr, woraus ein herrlich schmatzender und griffiger Strat-Sound resultiert.
Leistungsstarker Booster
Per Volume-Poti agiert das Blue Note Select bei Bedarf auch als leistungsstarker Booster, der das Signal lauter macht und natürlich auch die Vorstufe des Amps ordentlich anbläst. Zudem kann per Fat- und Tone-Poti das Signal effektiv auf den Einsatzzweck abgestimmt werden. Im folgenden Beispiel hört ihr dazu die Silver Sky mit der Kombination aus Neck- und Middle-Pickup erst im Bypass und dann vom Pedal geboostet, wobei Volume auf 15, Gain auf 12, Tone auf 14 und Fat auf 12 Uhr zeigen.
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Der Hot-Mode im Detail
Wird der Sound im Low-Gain-Mode in erster Linie etwas kerniger und bei Bedarf auch voluminöser, lassen sich im Hot-Mode dem Pedal auch Mid-Gain-Sounds entlocken, die nichts von der schon erwähnten tollen Dynamik und Offenheit vermissen lassen. Für saftige Riffs muss man sich dabei auch überhaupt nicht scheuen, das Gain-Poti voll aufzudrehen. Denn auch wenn so manches Overdrive-Pedal in offensiven Gain-Einstellungen seine Natürlichkeit einbüßt, wirkt das Blue Note Select hier weiterhin sehr „amp-like“. Was mein Setup angeht, gefällt es mir mit Humbuckern insgesamt etwas besser als mit Singlecoils, wobei die schon zu Beginn vorgestellte 12-Uhr-Einstellung auch im Hot-Modus quasi wie die Faust aufs Auge passt. Nach zwei weiteren eher analytischen Bestandsaufnahmen hören wir nun abschließend auch noch ein Riff- und Lead-Beispiel im Hot-Mode mit unterschiedlichen Einstellungen.