Praxis
Bedingt durch die Korpusform ist das Spielen der Gitarre ohne Gurt relativ schwierig – aber wer sich für diese Gitarrenform entscheidet, der weiß natürlich, was auf ihn zukommt. Nachdem ich die Gitarre komplett neu eingestellt hatte (da sonst ein Test nicht wirklich möglich gewesen wäre), zeigte sich schon trocken, was in ihr steckt. Ihre Ansprache ist sehr direkt und der Ton schwingt erstaunlich lange nach. Die Qualität des Tremolos scheint also keine Auswirkungen auf die Übertragung der Saitenschwingungen auf den Korpus zu haben – auch die Stimmstabilität geht absolut in Ordnung.
Ich war also mehr als gespannt, wie sich die Axt am Amp verhalten würde. Für die Clean-Sounds habe ich einen Fender Deluxe Reverb verwendet. Um einen ersten Überlick zu bekommen, habe ich zunächst einmal die Pickup Positionen durchgeschaltet – beginnend mit dem Hals-PU.
Der Hals-Pickup klingt erwartungsgemäß rund und voll, ohne dass die Attacks untergehen. In der Mittelposition dünnt der Klang dann natürlich aus und wird drahtiger. Der Steg-PU überrascht mich dann doch. Ich hätte hier einen heißeren Tonabnehmer vermutet, der den Amp schnell anzerren lässt – doch das Gegenteil ist der Fall.
Allen Sounds gemeinsam ist auf jeden Fall die etwas dunklere Färbung des verbauten Zedern-Holzes. Ich habe nun den Fender Tweed Amp eingeschaltet und setzte für das folgende Beispiel die Mittelstellung ein.
Auch hier weiß die Jackson zu überzeugen. Zwar würde garantiert niemand damit rechnen, unbedingt Funky-Lines zu hören, wenn ein Gitarrist mit der Rhoads um den Hals die Bühne betritt – der Überraschungseffekt wäre jedenfalls sicher. Die Zwischenposition klingt für diese Stilistik passend, leicht ausgehöhlt aber mit einer gehörigen Portion Durchsetzungsvermögen. Natürlich ist sie keine Strat oder eine Telecaster, aber sie kann sich auf jeden Fall behaupten.
Für dich ausgesucht
Kommen wir jetzt aber zu der Musik, die zu dieser Gitarre passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge – dem härteren Rock.
Für das Recording kam ein Marshall JCM 800 zum Einsatz – und mit dieser Motorisierung fühlt sich die JS32 sichtlich wohl. Durch die Klangeigenschaften des verbauten Korpusholzes wird der ohnehin in den Mitten relativ kompakt aufgestellte 800er weiter gepusht. In Verbindung mit dem Steg-Humbucker kommt es so zu einem satten, klassischen Rocksound, der sich im Gesamtbild einer Band hervorragend einzuordnen weiß.
Als nächstes aktivierte ich meinen JTM45 und riss ihn voll auf. Die Jackson schaltete ich wieder in die Mittelstellung. Ziel sollte sein, einen eher fuzzigeren Sound hinzubekommen.
Experiment gelungen. Der Amp kriegt kaum Luft und trotzdem werden Attacks gut herausgearbeitet. Positiv fällt außerdem auf, dass die Jackson nicht zu Feedbacks neigt – was in der gefahrenen Lautstärke schon sehr beachtlich ist.
Jetzt wird es metallisch! Im Team mit einem Gain-technisch voll aufgerissenen Soldano klingt die JS32 Rhoads so:
Auch hier kommt der mittige Punch, den die Gitarre erzeugt dem Sound sehr entgegen. Das Höhenbild ist nicht aufdringlich und auch in den Bässen wird es nicht undifferenziert. Gemessen am Verkaufspreis bin ich sehr angenehm überrascht und konnte es mir nicht nehmen lassen, ein kleines Metalplayback zu erstellen, um herauszufinden, wie sie sich im passenden Umfeld schlägt. Eines vorweg: Sie macht ihre Sache wirklich sehr gut!