Praxis
Nehmen wir zuallererst die Verarbeitung unter die Lupe. Das schwarze Gehäuse wirkt recht stabil und fest, obwohl ich mir den Gesamteindruck etwas robuster gewünscht hätte. Schließlich soll der JamHub ja dem Proberaumalltag standhalten, und da muss Equipment erfahrungsgemäß ein „dickes Fell“ haben. Gerade dann, wenn sich vier Musiker mit jeweils mindestens zwei Kabeln an diesem Teil anschließen, sind Stöße und Macken vorprogrammiert. Der Anschluss für das Stromkabel macht einen wackeligen Eindruck, und eingesteckt lässt es sich recht deutlich hin- und herbewegen. Auch die Klinken-Ein- und -Ausgänge aus Plastik sollten aufgrund ihres Materials mit Vorsicht behandelt werden, um den JamHub lange funktionsfähig zu halten.
Aber wie funktioniert dieser leise Probengehilfe nun? Wie schon erwähnt, hat im Prinzip jeder Musiker nur mit (s)einem Kanal zu tun. Nehmen wir zum praktischen Verständnis den Sänger der Band auf Kanal eins. Tipp vom Hersteller: Bevor irgendetwas angeschlossen wird, alle Regler auf Null! Falls es zum Beispiel eine Rückkopplung gibt und alle Kopfhörer tragen, kann das unter Umständen böse durch den Gehörgang peitschen! Daher die eisenharte Regel: Alle Regler runter, und nur langsam die Lautstärke erhöhen. Am besten, ihr pegelt das Signal komplett ohne Kopfhörer ein und achtet auf das Warnlämpchen! Und so funktioniert’s:
Der MIC-Regler dient zum Einpegeln des Signals am XLR-Eingang. Dieser soll so lange im Uhrzeigersinn gedreht werden, bis das Lämpchen während des Sprechens/Singens grün leuchtet. Wird dieses gelb oder gar rot, heißt es einen Tick zurück. Der Sänger ist übrigens derjenige, der sich als Einziger über die eingangs erwähnten Effekte freuen darf, denn lediglich Signale aus den XLR-Eingängen können mit einem der 16 Effekte angereichert und deren Anteil (dry/wet) über den FX-Regler präzise gesteuert werden. Wenn der Sänger dann noch eine Akustikgitarre spielt, kann er diese direkt am Instrumenteneingang seines Kanals anschließen und einpegeln. XLR- und Klinkeneingang eines jeden Kanals sind also gleichzeitig nutzbar.
Den Gitarristen parken wir auf Kanal 2. Der Regler mit dem Gitarrensymbol ist für das eingehende Instrumentensignal (Klinkeneingang) zuständig. Das Einpegeln funktioniert genau wie beim Mikro. Aber Stopp! Hier lauert bereits die erste Fehlerquelle. Jedes Signal, das über den Klinkeneingang kommt, muss symmetrisch sein – also mit einem Stereokabel betrieben werden. Für den Fall, dass gerade nur ein Monokabel zur Hand ist, spendiert der Hersteller einen Adapter, der im Lieferumfang enthalten ist. Alle anderen Musiker müssen allerdings symmetrische Kabel im Gepäck haben!
Gut, die Kabelproblematik wäre damit geklärt. Die E-Gitarre direkt an den JamHub angeschlossen und … hä??? Klingt dünn und clean und nackt!? Ja, ach so, klar! Ist ja kein Amp angeschlossen. Herzlich willkommen zur Hürde 2, dem Sound! Der JamHub selbst bietet keinerlei Möglichkeiten, ein eingehendes Signal zu bearbeiten oder zu verändern. Für die Gitarristen ist also ein digitales Helferlein (POD oder andere Ampsimulation) unverzichtbar. Auch der Bassist sollte gleichermaßen technisch ausgerüstet sein, um seinem Sound gegebenenfalls noch etwas auf die Sprünge helfen zu können.
Anders sieht es beim Drummer aus! Während die Fraktion der Saiteninstrumentalisten relativ schnell und günstig den gewünschten Sound parat hat, ist der JamHub für einen Schlagzeuger eigentlich nur dann sinnvoll nutzbar, wenn er ein elektronisches Drumkit besitzt. Ist das der Fall, dann lässt sich das Set via (symmetrischem!) Klinkenkabel an den JamHub anschließen, einpegeln, und fertig. Die perfekte Lösung zum Proben! Doch angesichts der Tatsache, dass die meisten Schlagzeuger es immer noch vorziehen, auf altbewährte Art auf mit Fellen bespannte Holzkessel zu hauen, entsteht ein nicht ganz so einfach zu lösendes Problem. Auch wenn der Hersteller in seinen FAQs zu genau dieser Frage mit „Ja klar, auch mit einem akustischen Drumset kann man über den JamHub proben“ antwortet, und in den nächsten Zeilen praktische Tipps zum Mikrofonieren eines Drumsets gibt, ist das geräuschlose Proben jetzt natürlich Pustekuchen. Abgesehen davon ist ein zufriedenstellender Schlagzeugsound in den meisten Fällen nicht mit nur einem einzigen Mikrofon hinzukriegen. Das erfordert weiteres Equipment (Mischpult, Mikros) und Know-how. Hier liegt also, bezüglich der Anschaffung eines JamHubs, der Hase im Pfeffer und es gilt zu entscheiden, ob der Schlagzeuger mit einem E-Drumset proben kann/möchte/muss oder nicht – ganz zu schweigen von den Anschaffungskosten. Denn für ein akustisches Schlagzeug aus Holz und Blech ist der JamHub schlicht und ergreifend nicht konzipiert.
Gehen wir nun davon aus, dass Sänger (Kanal 1), E-Gitarre (2), Bass (3) und E-Drumkit (4) angeschlossen sind und unser Vokalakrobat sich nun seinen Kopfhörermix erstellen möchte, dann ist das denkbar einfach: Mittels der vier nummerierten Drehregler im oberen Teil seines Kanals kann er sich selbst sowie seinen jeweiligen Bandkollegen so laut oder leise drehen, wie er es möchte. Die Gesamtlautstärke kann er jederzeit über den Lautstärkeregler für den Kopfhörer bestimmen. Genau so drehen sich auch die anderen Bandkollegen ihren individuellen Kopfhörermix.
Für dich ausgesucht
Um dem Sound auf den Kopfhörern noch einen etwas räumlicheren Touch zu geben, ist jeder Kanal mit einem sogenannten Stage-Regler ausgestattet. Der ist eigentlich nichts anderes als ein von Mischpulten bekannter Panoramaregler, der die Signale auf dem Kopfhörer jeweils links oder rechts anordnet. Dreht man den Regler von 12Uhr auf 16 Uhr, wandert das Signal in seiner Tendenz ein wenig nach rechts, jedoch ist der Unterschied nur sehr vage hörbar. Es ist noch deutlich in der Mitte zu orten, obwohl nach dem Stage-Regler das Signal rechts wesentlich stärker zu hören sein sollte. Heftig wird’s dann, wenn ich von 16 auf 17 Uhr drehe. Das Signal macht einen ruckartigen Sprung und ist plötzlich nur noch rechts zu hören. Das feine Mixen eines Stereo-Panoramas ist mit dem Stage-Regler also leider nicht möglich. Hierbei beschränkt sich die Funktion entweder auf Mitte, komplett Links oder komplett Rechts.
Wie auch im echten Leben ist der Sänger auf Kanal 1 der Chef! Über die R-Section kann er alle Signale (ebenso wie beim Kopfhörermix) mischen und z.B. die Probe über den Output auf einem MP3-Player/Recorder aufzeichnen. Ok, das könnte theoretisch auch jeder andere. Aber hier kommt der Clou: Über den Schieberegler 1/R kann er nun wahlweise seinen Mix von Kanal eins oder den Mix der R-Section abhören. So ist der Sänger in unserem Fall auch als „Tonmischer“ für die Aufnahme verantwortlich. Er kann mit nur einem Knopfdruck zwischen seinem auf Kanal 1 erstellten Mix und dem in der R-Section erstellten Mix für die Aufnahme springen. Hier ist also kein lästiges Umstöpseln der Kopfhörer nötig – ein Knopfdruck genügt.