Praxis
Wie eingangs erwähnt, verhält sich der TourBus wie eine 2 x 7 x 7 Mischmatrix mit integriertem Kopfhörerverstärker. Darüber hinaus können noch vier weitere Mischabteilungen ausgelagert werden, und eine komplette Matrix steht alleine dem internen Recorder zur Verfügung. Eine wahre Erlösung für Bands, die sich bisher mit diversen Monitormischern und mehr oder weniger guten Monitoren herumärgern mussten. Denn kein Klang ist so gut, wie der, den man sich selbst einstellt. Und das ist jetzt möglich. Jeder Einzelplatz verfügt über einen Stereo-Line- und Mikrofon-Eingang. Eine monophone Gitarre kann damit genauso angeschlossen werden wie ein Keyboarder mit seinen Stereo-Pad-Sounds, der Gitarre spielende Sänger oder ein den Background-Chor begleitender Keyboarder. Oder, oder, oder. Rein theoretisch könnte man sogar mit einem vierzehnköpfigen Orchester am TourBus proben, wenn man noch die weiteren vier SoleMix-Einheiten hat und ein paar Y-Kabel zum Einstecken der übrigen Kopfhörer verwendet.
Bedauerlicherweise schaltet das Gerät nicht automatisch auf mono um, wenn nur eine Mono-Klinke eingesteckt wird. Auch hat man nicht an einen Mono-Schalter am Klinkeneingang gedacht. Somit wird jeder Mono-Eingang gnadenlos im Gesamtmix auf der linken Seite abgebildet. Da hilft auch kein Kurbeln am Stage-Regler. Aus diesem Grunde sind im Lieferumfang zwei Adapter enthalten, die ein Mono-Kabel auf Stereo erweitern, indem sie das „Tip-Signal“ intern im Adapter auf den „Ring“ brücken – schon ist man im Panorama wieder in der Mitte angekommen. Nur: Ob zwei Adapter für sieben Musiker reichen? Da werden der Rhythmusgitarrist und weitere Monophonisten aber sparsam aus der Wäsche schauen. Der Einsatz von symmetrischen Kabeln und Steckern reicht hier leider nicht, da der Tip unbedingt auf den Ring gebrückt werden muss. Abhilfe lässt sich durch Erwerb weiterer Adapter schaffen. Der Nachteil ist allerdings, dass ein adaptierter Klinkenstecker sehr weit aus dem Gehäuse herausragt. Und wie leicht ist man da draufgestiegen, zumal der TourBus bodennah aufbewahrt wird. Besser ist die Anschaffung entsprechend gebrückter „Mono-auf-Stereo“ Jam-Kabel – vielleicht möchte der eine oder andere versierte Musiker sich auch selbst einen Satz Probekabel zusammenlöten.
Zum Einpegeln des eigenen Signals dient der Eingangs-Kombiregler und eine LED, die zwischen „aus, grün, gelb und rot“ changiert und somit auch ohne angeschlossenen Kopfhörer einen Überblick über die Pegel gibt. Empfohlen wird, dass das Gerät vor der Probe komplett genullt ist, um unangenehmen Feedback-Schleifen und dem Ableben niederohmiger Kopfhörer entgegenzuwirken. Ein sehr sinnvoller Tipp, der genauso auch in der Bedienungsanleitung steht.
Am Stage-Regler lässt sich die eigene Position in der Band einstellen, allerdings benötigt man etwas Fingerspitzengefühl, da das Poti für die linke und rechte Flanke stark reagiert. Für Positionen im näheren Innenfeld bleibt fast nur die Mittelstellung übrig. Differenzierte Staffelung ist so nicht möglich, jedoch kann ein extremer Panoramamix bei Beteiligung von vielen Musikern das Orten der einzelnen Protagonisten wieder sehr erleichtern. Hier muss jeder seinen eigenen Kompromiss zwischen Realität und Klang finden. Letztendlich wird ja die ganze Probe unter Kopfhörern gestaltet, wo die Ortung sehr entscheidend ist.
Man kann durchaus E-Gitarren und Pickup-Instrumente ohne Verstärker in den JamHub einspeisen, wenn einem der Sound des/der Pickups alleine reicht. Spaß macht eine Probe so allerdings gewiss nicht, denn der TourBus verfügt nicht über Amp-Simulationen, durch die man spielen könnte. Sicherlich wäre das noch eine Ausbauvariante, doch das würde den Preis enorm nach oben schrauben und das Gerät wäre weniger komfortabel zu bedienen. So bleibt einem die Möglichkeit, den Lautsprecher von seinem Amp-Combo abzuklemmen und direkt aus dem Amp in den TourBus zu gehen oder den JamHub mit seiner „Effektpedalerie“ und einem der vielen Amp-Pods zu nutzen, was ja auch eine handliche und rucksackleichte Angelegenheit ist.
Beim direkten Betrieb mit Pickups zeigt der TourBus allerdings seine Masseschwäche. Das Gerät verfügt in sich über keine Masse und nutzt leider auch nicht die Möglichkeit, über den Netzstecker die nötige Erdung herzustellen. Ich würde mir ein massives Gehäuse aus Metall wünschen, dass eine Erdungsmasse simulieren kann, zumal der verwandte Kunststoff leider recht empfindlich gegen Kratzer, Dreck, Bierflecken und Fettfinger reagiert. Eine Reinigung macht den Oberflächenzustand zeitweise sogar noch schlimmer.
Beim Aufdrehen der Eingangsmischmatrix und Kopfhörerregler zeigt sich diese Schwäche in den oberen Verstärkungszonen ebenso – sogar, wenn gar kein Instrument oder Mikrofon angeschlossen ist. Auf der anderen Seite: Wenn es nicht brummt, britzelt oder mal knackt, dann ist es auch keine wirkliche Bandprobe unter echten Freunden mit handfestem Equipment!
Der Mikrofoneingang macht einen vernünftigen Job, auch wenn Trittschall-, Pad- und Impedanz-Regelung sowie ein Phasenumkehrschalter fehlen. Für eine Probe sind solche Einrichtungen auch nicht unbedingt notwendig – vor allem, wenn dynamische Mikrofone benutzt werden. Sollte Phantomspeisung benötigt werden, lässt sich diese per Schalter für alle Einzelplätze zugleich einschalten. Es bietet sich an, vorher die Kopfhörerausgänge kurzfristig stumm zu regeln.
Die Mischmatrix ist einfach und intuitiv zu bedienen. Haben alle Musiker ihre Einpegelung gewissenhaft erledigt und ragt keiner unangenehm in den Verzerrungsbereich, geht es an den individuellen Mix seines eigenen Kopfhörersignals. Einen aufgeräumteren Sound wird es in keinem noch so gut gestalteten Proberaum geben. Jeder kann seine eigenen Schwerpunkte legen und muss nicht angestrengt durch einen vermatschten Soundteppich seine Angelpunkte raushören! Der nächste Pluspunkt liegt in der Lautstärke seines eigenen Kopfhörers. Der Loundness-War im Proberaum hat ein Ende und jeder bestimmt selbst, ob er seine Ohren ruiniert oder nicht, ob er am nächsten Tag seinem Tinnitus frönt oder ob er noch einen Engineering-Job übernehmen kann.
Der Kopfhörer wird hier zum wichtigen Werkzeug und ich empfehle, unbedingt ein geschlossenes Modell zu verwenden. Gerade auch, um eventuell nicht so stille Musiker aus seinem Mix „außen vor“ zu lassen. Nicht jeder Drummer hat ein E-Drumkit, wie die Band auf der Rückseite der TourBus-Schachtel. Für ein reales Drumkit sollte optimalerweise eine Vormischung über ein kleines Mischpult erfolgen, damit die Drums per Stereo-Kanal einen Einzelpatz nutzen können. Zwar geht der Hersteller in der Bedienungsanleitung positiv auf die Frage ein, einen richtigen Drummer mitspielen zu lassen, aber der Vorschlag, ihn mit einem Mikrofon abzunehmen, ist recht „klein gedacht“. Auch mit zwei Overhead-Mikros kommt keine richtige Spielfreude auf und je nach Größe der Schießbude, ist der TourBus alleine mit den Drum-Mikrofonen belegt.
Die Frage des Handlings ist dabei jeder Band selbst überlassen. Theoretisch ist eine kleine Abnahme möglich, je nachdem, wie angestrengt das Budget der einzelnen Musiker ist. Ohnehin müssen Kompromisse gefunden werden, wenn mehrere „Akustiker“ mitspielen, die mit Mikrofonen abgenommen werden müssen. Weiterhin empfehle ich, beim Kauf eines geeigneten Kopfhörers auf dessen Bequemlichkeit zu achten. Er sollte auch nach drei Stunden nicht irgendwo drücken oder gar Migräne auslösen – von einem angenehmen und ausgewogenen Klang mal abgesehen. Mein Tipp sind DJ-Kopfhörer, da diese meist geschlossen sind, einen runden satten Bass abbilden, einen guten sauberen Klang haben und ordentlich Druck machen. Ebenso sind diese für den stundenlangen Einsatz konzipiert und werden von allen führenden Herstellern angeboten. Nehmt euch also einen Tag Zeit und testet beim Musikalienhändler eures Vertrauens mal ein paar Teile an!
In der Bedienungsanleitung gibt es eine Tabelle, wie lange man welchen Lautstärken ausgesetzt sein darf. Hier ein Auszug: Bei 90 dB (entspricht Lärm einer Hauptverkehrstrasse in 10 Metern Entfernung) kann man acht Stunden durcharbeiten. Bei 100 dB (Drucklufthammer, 1 Meter entfernt) sind es zwei Stunden, bei 115 dB (Kampfflugzeug in 100 Metern, untere Lärmschwellen) nur noch eine Viertelstunde. Bitte beachten und lieber ohnehin nach zwei Stunden ´ne ordentliche Pause einlegen.
Der Effektkanal ist ein fragwürdiges Add-On beim JamHub, da er alle Mikrofonkanäle zu gleichen Teilen mit dem jeweilig gewählten Effekt belegt. Eine Eingangssteuerung ist nicht vorgesehen und für mich daher ein Schwachpunkt der Konstruktion. Falls nur ein oder zwei Sänger eingeschliffen sind, können diese einen komfortablen Effekt auf ihre ansonsten trocken abgenommenen Stimmen geben. Sollten aber Drums, Leslies oder weitere Akustiker eingereiht werden, so vermatscht der Effektkanal zusehends und vom „Komfort-Raum“ kann keine Rede mehr sein. Hier besteht unbedingter Handlungsbedarf. Die Effektregelung sollte „on top“ als echter Effektbus ausgelegt sein, bei dem man bestimmt, wie viel vom Originalsignal tatsächlich in den Effektweg läuft. Die Effekte an sich klingen dank ihrer zügigen 24-Bit/48-kHz-Bearbeitung sehr gut. Die Hallräume sind griffig und dicht, die Delays satt und authentisch und der Flanger warm und breit. Leider lassen sich die Delays nicht zum internen Metronom synchronisieren oder gar eintappen. Eine weitere Steigerungsmöglichkeit zukünftiger JamHubs.
Der Rekorder des Gerätes hängt am Ende einer Mischmatrix und nimmt dessen Stereo-Ausgang auf. Das direkte Monitoring des Recording-Kanals via Schalter von Platz 1 mit nur einem Kopfhörer ist ungemein praktisch. An diesem Platz sollte ein Musiker stehen, der etwas vom Recording versteht, damit man am Ende auch einen ausgewogenen und vernünftigen Demo-Mix erhält. Für Musiker, die in diesem Punkt eher unerfahren sind, ist der TourBus eine tolle Möglichkeit, um seine Aufnahmefähigkeiten zu erproben und auszubauen. Das interne Metronom lässt sich von 100 BPM aus in ganzen Schritten per Plus- und Minus-Taster einstellen. Wahlweise kann die gewünschte Geschwindigkeit auch „eingetappt“ werden. Die Taktung reicht von 1/4 bis 7/8.
Der Rekorder lässt sich so einfach bedienen wie ein Bandgerät. Aufnahme starten und loslegen. Mit der beigelegten 4GB SD-Card kommt man bequem durch den Probentag. Sollte man sich nicht sicher sein, ob das Fassungsvermögen noch ausreicht: Ein Blick unter UTIL zeigt den verfügbaren Speicherplatz. Aufgenommen wird in Stereo, 16 Bit, 44,1 kHz als WAV-Datei, wobei eine Minute aufgenommenen Materials etwas weniger als 10 Megabyte entspricht. Damit lässt sich ausrechnen, wann die nächste SD-Card fällig wird. „Frische“ Karten lassen sich bequem im Gerät formatieren und weiter geht´s mit den Probeaufnahmen. Markierungen von ausgewählten Stellen sind zwar einfacher gesetzt als angefahren, aber mit etwas Übung hat man den Dreh schnell raus. Leider gibt es einen Bug beim Entfernen der Marker. Lösche ich alle Markierungen, dann hängt sich der TourBus auf und muss einmal ausgeschaltet oder vom Netz getrennt werden. Der Blick auf die Software Version „1.0“ verrät, dass hier wohl noch mit Updates zu rechnen ist. Zum Thema Ausschalten fällt zudem auf, dass der TourBus nicht über einen Einschaltknopf verfügt. Die Funktion des Gerätes hängt alleine davon ab, ob das Netzteil eingesteckt ist oder nicht. Das ist vielleicht praktisch, da man das Gerät nicht aus Versehen „austreten“ kann, aber ein solider Power-Switch ist immer ein wünschenswertes Bauteil an jedem elektrischen Gerät.
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Wahlweise kann die Aufnahme auch über den USB-Port in einen externen Digitalrekorder oder in einen Computer geschleust werden. Ich empfehle trotzdem, die interne SD-Card zu nutzen, da der USB-Bus, wie bei vielen Consumer-Geräten, seine Macken hat. Der verbaute Wandler produziert ein leises, aber unangenehmes Eigengeräusch, wenn an seinem A/D-Eingang ein Nulldurchgang anliegt. Dies ist ein übliches Phänomen bei allen Wandlern, die „kein Geräusch“ nicht verarbeiten können und dann zum „Eigenresonieren“ neigen. Sobald Sound anliegt, verschwindet das Raspeln und Zischeln. Dem kann man entgegenwirken, indem man ein konstantes Rauschen auf die Recording-Summe mischt oder indem man die interne SD-Card zur Aufnahme nutzt.
Umgekehrt nutzt man den USB-Port als Eingang für Laptops oder MP3-Player zwecks Einspeisung von Mixen oder Playbacks. Auch auf diesen Weg gibt es leichte Einbußen im Klang, die allerdings im allgemeinen, leichten Brummen des TourBus durchaus untergehen.
Mipooh sagt:
#1 - 17.12.2013 um 15:41 Uhr
Was ich gar nicht gelungen finde ist, dass das Mikro eines Instrumentalisten im Mix der anderen nicht separat eingestellt werden kann. Somit benötigt jeder singende Instrumentalist 2 Sektionen. Mit doppelt belegten Drehreglern für die einzelnen Sektionen liesse sich das beheben.
So können im schlimmsten Fall nur 3 und ein Nichtsänger geregelt werden, was den Preis auf 200 € Pro Person anwachsen lässt.
Besser ist dann Behringer Powerplay P16I mit P16M pro Musiker. Hat noch den Vorteil, dass jeder seinen Mix von seinem Platz aus machen kann und dass 16 Einzelinstrumente/Mikros möglich sind.
Icke0815 sagt:
#2 - 17.03.2014 um 14:08 Uhr
Die Idee von dem Teil ist echt super. Aber dieser Qutasch mit den Stereoklinken und Adapter ist blöd. Außerdem finde ich das das Teil mehr wie ein Spielzeug von Toys 'R Us aussieht.Leider haben die scheinbar ein recht solides Patent auf das Prinzip. Sonst bin ich mir sicher das Behringer das besser und billiger hinbekäme. Gerade die 300€ für den JamHub-Bedroom sind lächerlich wenn man sieht was man für nen Mischer von Behringer für das gleiche Geld bekommt.
Martin Hofmann sagt:
#3 - 19.06.2014 um 13:17 Uhr
Hier gibt es einen Erfahrungsbericht eines Musiker-Board Mitgliedes: http://www.musiker-board.de...