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JBL LSR310S Test

Praxis

Genug des Vorgeplänkels und auf zum Soundcheck! Damit sich der Sub so richtig „zuhause“ fühlt, stelle ich ihm die beiden JBL LSR305 Monitorboxen zur Seite und positioniere die drei Lautsprecher im Stereo-Dreieck. Den Subwoofer baue ich gemäß Herstellerempfehlung zwischen der Mittenposition und in meinem speziellen Fall der linken Monitorbox auf. Die Verkabelung erfolgt symmetrisch, und sämtliche Lautsprecher werden von mir auf die Eingangsempfindlichkeit von +4dBu (Pro-Audio-Equipment) geschaltet. Als Klangquelle kommt ein Motu 828 MKII Audiointerface zum Einsatz und ich verwende eine Presonus Monitorstation zur Pegeljustierung. Mein Studio-Regieraum ist drei Meter breit, 3,4 Meter tief, und die Deckenhöhe beträgt zwei Meter. Da ich mir zunächst einmal einen neutralen Klangeindruck verschaffen möchte, bleiben die beiden Trim-Schalter „HF“ und „LF“ an den beiden Monitoren in der Nullstellung. Nach Betätigung des Einschaltknopfs am Subwoofer leuchtet mit einer Verzögerung von circa drei Sekunden die weiße Kontroll-LED an der Frontblende auf, und nach gut zwei weiteren Sekunden ist die Endstufe startklar. Nun schalte ich die ebenfalls „einschaltverzögerten“ Monitorboxen an.
Für den Soundcheck habe ich einige, mir bestens vertraute Songs der Stilrichtungen Dubstep, House, Techno, Rap und Oldschool Hip-Hop aus der digitalen Plattenkiste gekramt. Zudem jage ich einige von mir vor einigen Jahren produzierte Audiofiles einer 5.1-Surround-Vertonung über die PA, die von mir vor dem Test, da meine Regie zurzeit über kein Surround-Setup verfügt, normgerecht ins Stereo-Format umgewandelt wurden. Warum? Nun, diese Soundfiles verfügen über kräftige Signalanteile unterhalb der 50-Hertz-Grenze.

Fotostrecke: 2 Bilder JBL LSR310S: Verfügt über symmetrische In- und Outputs.

Crossover-Frequenz 80 Hertz

Ich beginne meinen Test mit einer Crossover-Frequenz von 80 Hertz und drehe die Input-Gains der drei Lautsprecher auf Anschlag. Ohne, dass ich das System groß justieren müsste, bekommen meine Ohren ein erfreulich transparentes Stereo-Signal zu hören. Man merkt sofort, dass die Monitorboxen und der Subwoofer sehr gut aufeinander abgestimmt sind – kein Wunder, gehören sie ja der gleichen Serie an. Da mir der Bass-Anteil im Klangbild aber etwas zu hoch erscheint, drehe ich den Volume-Regler des Subwoofers etwas herunter. Der nach unten gerichtete Treiber sorgt in Verbindung mit dem Bassreflex-System für ein angenehm warm klingendes Bass-Fundament. Im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren Subs auf dem Markt, produziert der LSR310S bei einer regulären Musikwiedergabe Frequenzen, die nicht nur hörbar sind, sondern auch über die Füße und Beine wahrgenommen werden. Trotz seines relativ kleinen Volumens erzeugt er einen erstaunlich kraftvollen Bass-Teppich, der sich absolut harmonisch und ohne aufdringlich zu wirken in das übrige Klangbild einfügt.
Eine besonders gute Figur machte das JBL-Gespann bei Dubstep-Songs, denn dank der hohen Auflösung des gesamten unteren Frequenzbereichs, haben die typischen knallharten und trockenen Kick-Drums des Genres genau den kraftvollen „Punch“, der in dieser Musikrichtung gefragt ist. Genauso wichtig ist es, dass sich die wummernden Sub-Frequenzen der Wobble-Bässe nicht mit den Kick Drums „in die Quere kommen“. Diese Disziplin meistern die JBLs mit Bravour! Auch in den Genres House, Techno, Rap und Artverwandten konnte mich das LSR3-Gespann absolut überzeugen. Dank der feinen Auflösung des gesamten unteren Frequenzfeldes sind alle Instrumente, die sich dort „tummeln“ (Kick-Drums, E-Bass, Subbass, TR-808 Kicks),  separat ortbar. Einen Kritikpunkt habe ich dennoch. Mir fiel bei den von mir ausgesuchten Oldschool-Titeln auf, dass die dort oft verwendeten, typischen Roland TR-808 Kick-Drums mit langem Sustain beim Testkandidaten für minimale, aber dennoch wahrnehmbare Gehäuseresonanzen sorgen.

Surround-Eigenschaften

Im „Surround-Test“ kommen die bereits erwähnten, konvertierten Audiofiles zum Einsatz, denn sie verfügen über besonders viele tieffrequente Signalanteile – auch an oder unterhalb der Grenze des hörbaren Frequenzbereichs. Hier zeigt der LSR310S Stärke: Seine 200 Watt starke, kraftvolle Class-D-Endstufe und der nach unten gerichtete 10-Zoll-Treiber erzeugen genau die körperlich wahrnehmbaren Vibrationen, die man für Surround-Settings benötigt. Aus Erfahrung weiß ich, dass die zuvor angesprochenen, störenden Windgeräusche in der Regel bei besonders tiefen und lang ausklingenden Tönen auftreten. Diesbezüglich haben JBLs Ingenieure ganze Arbeit geleistet. Dank der speziellen Form der Bassreflex-Öffnung („Slip Stream Port“) traten im Testlauf keinerlei wahrnehmbare Windgeräusche auf. Daumen hoch. Außerdem möchte ich dem LSR310S eine wirklich gute Impulsfestigkeit bescheinigen, da er bei den teilweise sehr hohen Pegelspitzen der Surround-Effekte stets für eine verzerrungsarme, akkurate Wiedergabe der Töne sorgt – auch bei länger anhaltenden tiefen Sounds.

Fotostrecke: 2 Bilder JBL LSR310S: Die spezielle Form des Luftauslasses verhindert effektiv durch Verwirbelungen entstehenden Windgeräusche!

XLF-Mode

Der XLF-Modus (Extended Low Frequency) soll den Klang einer typischen Club-PA simulieren. Technisch betrachtet wird dabei die Übergangsfrequenz von 80 Hertz auf 120 Hertz verlagert und es kommt zu einer Anhebung um 10 dB bei einer Frequenz von 60 Hertz (Bandbreite: 1/2 Oktave). Ich muss zugeben, als ich dies zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich: „Ob man das wirklich braucht?“ Oooh ja, denn beim Schalten der Crossover-Frequenz in den XLF-Modus wandert der Bass-Bereich von den Füßen und Beinen zusätzlich (gefühlt) in den Bauch und den Brustkorb. Allerdings erschien mir der gesamte Bass-Anteil zunächst etwas hoch, doch wofür gibt es den Volume-Regler am Subwoofer. Der XLF-Mode schafft es tatsächlich, einem das Klanggefühl eines typischen Clubs zu vermitteln. Dass der Sound in diesen Räumlichkeiten anders strukturiert ist als zum Beispiel in einer mittelgroßen Studio-Regie, liegt unter anderem an den besonders großen, leistungsstarken Subwoofern, die dort vorzufinden sind. Zugegeben: Das Klangbild, das durch den XLF-Modus erzeugt wird, ist alles andere als linear und daher sicherlich nicht für Mixdowns geeignet. Doch wer sich auf Musik für den Club-Bereich spezialisiert hat, der wird am XLF-Mode der LSR3-Serie garantiert seine Freude haben. Sei es beim eigentlichen Produktionsvorgang oder auch als „alternativer Abhör-Check“ für die eigenen Mixdowns.
Bei allem Lob finde ich es allerdings etwas schade, dass der Hersteller unseren Testkandidaten mit einer Phasenanpassung ausgestattet hat, die lediglich über zwei Einstellungen verfügt (0 und 180 Grad). In meinen Fall hat dies zwar problemlos funktioniert, aber es gibt sicher Studio-Settings, bei denen eine genauere Anpassung gefragt ist. Selbst ein günstiges Modell wie der Behringer Truth B2092A ist mit vier verschiedenen Einstellungen ausgestattet.

JBL LSR310S: Die Phasenanpassung des Subwoofers verfügt lediglich über zwei Einstellmöglichkeiten.
JBL LSR310S: Die Phasenanpassung des Subwoofers verfügt lediglich über zwei Einstellmöglichkeiten.
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