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JBL PRX835W Test

Praxis

Mit einer Abstrahlcharakteristik von 90 x 50 Grad zählt der Kandidat zu den einsamen Wölfen im Boxenrudel, ist autokratischer Alleinherrscher pro Bühnenseite und duldet aufgrund der breiten Abstrahlung keine weiteren Kollegen neben sich. Somit lässt sich die Box besonders gut für Standard-Beschallungsaufgaben einsetzten.
Links und rechts von der Bühne oder Tanzfläche platziert, können auch breitere Flächen akustisch ausgeleuchtet werden, ohne dass zusätzliche Infills vonnöten wären. Die Box lässt sich auf Subwoofern stacken, mit Hilfe der Flugpunkte fliegen oder per Stativaufnahme (leider aus Kunststoff) auf einer Distanzstange oder einem Lautsprecherstativ platzieren. Letzteres wäre für mich aufgrund der Größe und des Gewichts nur dann eine Option, wenn die Box außerhalb der Publikumsfläche stünde.
Doch trotz ihrer 35 Kilogramm lässt sich sich die PRX835W vergleichsweise gut handeln. Zur Stromversorgung greift die Box leider auf nicht verriegelbare Kaltgerätekabel zurück, was kaum zum ambitionierten Auftritt passt. Zum Soundcheck verbinden wir Eingang 1 des Verstärkermoduls via XLR-Kabel mit dem Ausgang eines Mischpults. Der nicht versenkte Taster der Mic/Line-Umschaltung macht mich zunächst nervös. Was passiert wohl, wenn man diesen unabsichtlich drückt? Antwort: Nichts! Der Taster muss länger als fünf Sekunden gedrückt werden, damit der Eingang auf Mikrofonempfindlichkeit umschaltet. Da hat jemand mitgedacht.
An der Box selbst können neben dem Boost (verstärkt Bässe und Höhen für die Wiedergabe von Konservenmusik) keine weiteren Klangeinstellungen vorgenommen werden, dafür muss die PRX-Connect-App an den Start. Ob ein Signal anliegt, zeigt unabhängig von der Stellung des Gain-Reglers eine LED.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Box ist relativ tief, was der 15-Zöller geschickt auszunutzen weiß und ein sattes Low-End produziert.

Generell sagt man einer gut konstruierten Dreiwege-Box eine besonders gute Stimmenwiedergabe nach. Bei einer klassischen 12/2 oder 15/2 liegt die Trennfrequenz zwischen Hoch und Tieftöner oft mitten im Frequenzspektrum der menschlichen Stimme. Das führt unweigerlich zu Klangartefakten. Bei einer Dreiwege-Box kommen die für Sprache wichtigen Frequenzen hauptsächlich aus dem Mitten und Hochtöner, die als „Kleinpappen“ deutlich schneller reagieren können als 12- oder 15-Zoll-Treiber mit ihren schweren Membranen.
Dass dieses Konzept auch bei der PRX835W zündet, hört man auf Anhieb. Feine Höhen, hohe Auflösung – ein transparenter Sound, der besonders Stimmen plastisch abbildet. Der 15er ist dagegen eher für das Low-End getunt. Die Box besitzt also gute Fullrange-Eigenschaften. Ist die Veranstaltung nicht allzu groß, kann die PRX835W auch ohne Subwoofer auftreten. Frequenzen bis 50 Hz werden prominent wiedergegeben. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, so könnte der 6.5-Zoll-Treiber gerne zwei dB lauter sein, um der Box einen Tick mehr warme Mitten bei 800 Hz zu geben. Vor allem, wenn die Box am Limit arbeitet, wird der Sound etwas aufdringlich. Ob sich das mit dem EQ des DSPs ändern lässt?

Fotostrecke: 4 Bilder Der vollparametrische EQ besitzt leider keine Hi- und Low-Cut-Filter.

Die Verbindung zwischen Box und meinem iPad ist ein Kinderspiel. Mittels App nehme ich einige Klangkorrekturen vor und bin erstaunt, wie latenzarm alles umgesetzt wird. Zieht man einen EQ-Punkt mit dem Finger über das Frequenzspektrum, lässt sich keine Verzögerung wahrnehmen. Punkten kann das WLAN-Modul zudem mit hoher Reichweite, auch in zwanzig Metern Entfernung steht die Verbindung sicher, obwohl zwischen Box und Tablet ein Transporter die direkte Sichtverbindung unterbricht. Respekt!   Nach zwei kleinen EQ-Korrekturen tönen die Boxen nach meinem Geschmack. Die acht EQ-Bänder wird man wohl nur benötigen, wenn die Raumakustik ordentlich zu wünschen übriglässt oder wenn die PRX800 als Monitore Verwendung finden. Zur Auswahl stehen neben der Parametrik Hi- und Low-Shelf-Filter, ein Low-Cut hätte die Ausstattung vervollständigt. Wir halten fest, eine sympathische Box, die hält, was ihre Konstruktion verspricht.

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