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JZ Microphones BT-201/1S Test

Praxis

Soviel scheint klar: Zur dezenten, unauffälligen Mikrofonierung (und dafür wurde die Gattung der Kleinmembran-Kondensatormikrofone einst überhaupt entwickelt) taugen die auffälligen JZ nicht. Damit stehen sie ganz in der Familientradition, denn jedes Mikrofon des baltischen Herstellers ist ein Hingucker. Ob man es schön findet oder nicht, muss man natürlich selbst entscheiden. Etwas anders verhält es sich bei den klanglichen Leistungen des Schallwandlers. Zwar gibt es immer einen gewissen Spielraum für Charaktereigenschaften, doch ist dieser verhältnismäßig klein, insbesondere, wenn man bedenkt, was Käufer von Kleinmembran-Kondensern üblicherweise von derartigen Mikrofonen verlangen. Außerdem wären wirkliche Fehler eine klare Kontraindikation für eine Anschaffung. Und da JZ sich diesbezüglich sehr heterogen gezeigt hatte und absolut verneigungswürdige Meisterwerke genauso abgeliefert hat wie recht problembehaftete Stücke, war ich natürlich gespannt, wo sich das BT-201 einsortieren lässt. Die Sternchen und die Pro- und Contra-Liste wird jeder schon gesehen haben. Ja, es ist leider eher die letztgenannte Kategorie. Das Audiofile klingt besonders dann auffällig “verändert”, wenn man sich im Anschluss daran anhört, wie ein Mikrofon seine Aufgabe auch richtig und sehr unverfälschend erledigen kann. Bitte also beide einmal durchhören:

Audio Samples
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Referenz Schoeps CMC-64 JZ Microphones BT-201

Erstaunlich, oder? Wenn man fies wäre, würde man sagen, dass es sich wohl um zwei unterschiedliche Instrumente handeln müsste, die dort aufgenommen worden sind – mit dem JZ aufgezeichnet, klingt die Akustikgitarre eher nach Dobro denn nach einem Instrument aus Holz. Während die unteren Mitten des Instruments im Ergebnis deutlich unterrepräsentiert sind, sind die Präsenzen um 5 kHz deutlich zu stark. Es scheint in diesem Frequenzband geradezu zu vibrieren und resonieren; eben sehr ähnlich, wie man es von einer Metall-Resonanzgitarre kennt. Nun ist es nicht unüblich, durch Resonanzsysteme, auch mechanische, den Frequenzgang einer Kapsel zu beeinflussen, doch idealerweise geschieht das unauffällig und ohne dieses lange, schepperige Nachklingen, wie es das BT-201 produziert. Das wäre eher hilfreich bei den Resonanzplatten, die manche Autohersteller verwenden, um das Motorengeräusch schön prollig zu machen.

Hat in der Praxis für erstaunte Gesichter gesorgt: BT-201
Hat in der Praxis für erstaunte Gesichter gesorgt: BT-201

Der etwas unangenehme Klangeindruck wird durch zwei weitere Eigenschaften verstärkt. Zum einen ist das Air-Band recht schwach (eigentlich der Hauptkritikpunkt an den Mikrofonen der Budget-Klasse), zum anderen ist das Gesamtsignal sehr dicht. Dies hat auch zur Folge, dass die Gitarre etwa komprimiert klingt und die Attacks verschleift, weshalb das Instrument seiner Klarheit beraubt wird. Das Stereosignal wirkt durch diese Mängel insgesamt sehr klein und lustlos. Um eine Montagsproduktion wird es sich bei den Mikrofonen nicht handeln, denn in ihren Eigenschaften sind sie sich ziemlich ähnlich.
Natürlich kann ein Signal, wie es ein Pärchen der beiden JZ produziert, für eine Recordingsituation genau richtig sein, doch ich möchte behaupten, dass dieser Fall recht selten eintritt. Und für selten benutzte Effektmikrofone ist der Spaß dann doch etwas zu kostspielig.

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