Details
Schaut man sich in JZs Produktportfolio um, so fällt auf, dass der Korpus des BT301 genauso geformt ist wie der des Kleinmembran-Mikrofons BT201 (“The Bat Series”). Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: Beim Kleinmembran-Kollegen handelt es sich um ein modulares System , bei dem man die Kapsel wechseln kann – dies ist bei unserem Mittelmembran-Vertreter nicht der Fall. Ob das Mikro nun schön ist oder nicht, das muss nun wirklich jeder für sich selbst entscheiden… oder auf die Entscheidung komplett verzichten, denn auch ich könnte keine abschließende Bewertung abgeben. Mein Vorschlag: Wir einigen uns auf folgende diplomatische Definition: “Das JZ BT301 ist optisch ungewöhnlich und interessant.” Einverstanden?
Auffallend ist der äußerst schmale Hals, der jedoch nicht den Eindruck macht, als könne er brechen oder sich verziehen. Die Hauptaufsprechrichtung – das erkennt ihr sicher an den Fotos – ist beim BT301 frontal von vorne, so wie man es auch von Kleinmembran- oder dynamischen Mikrofonen kennt.
Durch seinen geringen Durchmesser stellt der Korpus bzw. der Hals für rückseitig auf den Mikrofonkopf treffenden Schall kein großes Hindernis dar. Die meisten Kleinmembranmikros sind hier weitaus dicker. Da es sich bei unserem Probanden um einen Druckgradientenempfänger handelt, ist (wie üblich bei diesem Funktionsprinzip) der Kapselkonstruktion von hinten ein Laufzeitglied vorgesetzt, was in diesem Fall die Richtcharakteristik Niere zur Folge hat. Der eben bereits erwähnte rückwärtige Schall (180°-Richtung) wird also sowieso maximal ausgeblendet.
Die Tatsache, dass die 4/5”-Membran nicht simpel goldbedampft ist, sondern mit den so genannten “Golden Drops” versehen die bewegliche Elektrode darstellt, lässt auf ähnlich hervorragende Soundergebnisse wie beim schon getesteten Black Hole hoffen. Schalten lässt sich an diesem phantomgespeisten Mikrofon genau nichts, der User muss also eventuell notwendige Signalabschwächung oder Hochpassfilter am Vorverstärker einstellen. Ebenfalls spartanisch ist der Lieferumfang des 301: Das Manual ist ein kopierter Zettel, die Garantiekarte eigentlich eine Visitenkarte, wie man sie an Automaten im Bahnhof erstellen kann. Professionalität sieht für gewöhnlich anders aus. Auch der Koffer, in dem das BT geliefert wird, ist keine Besonderheit. Und eine Klemme hätten die Balten dem Mikrofon ruhig spendieren können, das hätte niemandem wehgetan. Immerhin hat das JZ mit 24 Millimetern einen gängigen Durchmesser, sodass es auch statt mit dem separat zu erwerbenden Sonderzubehör (Shock Mount oder Halter) mit einer üblichen Klemme nutzbar ist.
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Vielleicht habt ihr die Frage “Was soll überhaupt ein Mittelmembranmikrofon?” auf den Lippen. Groß- und Kleinmembrane haben ihre Vor- und Nachteile. So ist ein Großmembran-Kondenser mehr ein “Soundmaker” mit tendenziell schwächerer Höhendarstellung und uneinheitlicherem Frequenzgang, der gegenüber Kleinmembranen eine höhere Empfindlichkeit und besseres Rauschverhalten, aber eine eingeschränktere Dynamik aufweist. Ein Mittelmembranmikrofon kann also vermeintlich lohnenswerte Kombinationen dieser Eigenschaften bewirken. Bezüglich des Eigenrauschens und der Empfindlichkeit scheint das zu funktionieren: A-gewichtet nach DIN rauscht es schlanke 5,5 dB, die Empfindlichkeit beträgt ordentliche 33 mV/Pa. 0,5% THD sind bei 133,5 dB(SPL) erreicht. Der Frequenzgang wird ohne weitere Angabe mit 20 Hz bis 20 kHz beziffert. So, das war es schon mit den Zahlenspielen, jetzt geht es ans Eingemachte.
AAM sagt:
#1 - 21.06.2011 um 15:32 Uhr
Ich habe seit gestern ein BT301. Ich habe es mit meinem Neumann KM184 und Schoeps CMC6MK41 verglichen, und festgestellt dass es um vielfaches rauscht. Wie kann das sein? Laut Spezifikation sollte es ein besseres Rauschverhalten haben.
Nick (bonedo.de) sagt:
#2 - 24.06.2011 um 12:29 Uhr
Das von mir getestete 301 war äusserst rauscharm, das lassen ja die Specs erwarten. Wenn Du denkst, dass da was nicht stimmt: Schick es zurück. Grüße, Nick