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JZ Microphones Vintage V47 Test

PRAXIS

Der Praxistest sorgt für erstaunte Gesichter. Es ist die Sängerin, die zuerst feststellt, dass das Mikrofon rauscht. Ich bin in der Regie nach Aktivierung der Phantomspeisung noch mute, sie hört das ungepegelte Signal bereits leise über den Studiokopfhörer. Als ich den Kanalzug freischalte, um mit ihr reden zu können, fällt es mir dann auch auf. Dabei ist dieses V47 sogar schon das Zweite: Das Erste hatte ich mit der Angabe, dass es offensichtlich defekt sei, zurückgeschickt – denn es rauschte erheblich. (Dennoch habe ich auch damit aufgenommen, die Files von beiden Mikros findet ihr in diesem Test). Im Vergleich dazu verhält sich die zweite Version immerhin etwas moderater. Erstaunlich ist aber, dass ein starker Unterschied in der Art des Rauschens auszumachen ist. War es beim Ersten ein brummeliges Geräusch mit seinem wesentlichen Anteil in den unteren Mitten, ist das des Zweiten eher hochfrequent. Ich glaube sicher nicht, dass die technischen Daten frei erfunden sind, doch 6 dB(A) sind das im Leben nicht, eher 26. Ich überprüfe wie immer in solchen Fällen Kabel und Preamps, benutze alle greifbaren Vergleichsmikros und tausche herum, was das Zeug hält. Mal ganz abgesehen davon, dass der Test mit dem ersten V47 in einem völlig andern Studio mit komplett anderen Komponenten durchgeführt wurde. Es ist also klar: ein erneuter Defekt! Wenn mal ein Mikrofon rauscht, mag das ein Montagsprodukt gewesen sein. Aber wenn das Nächste nicht viel besser ist…?

JZ_V47207-1019359 Bild

Das folgende File habe ich, entgegen der Gepflogenheiten bei bonedo, mit ordentlich Vorlauf versehen, damit ihr den Unterschied zum dagegen getesteten Equitek E200 (auch nicht gerade als Rauschabstandswunder bekannt) deutlich wahrnehmen könnt. Hart, oder? Danach habe ich das Signal so komprimiert, wie ich es mit Vocals dieser Art auch in einer Produktion tun würde…bitte festhalten:

Audio Samples
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E200 weibl. Vocals, 15 cm Abstand V47, weibl. Vocals, 15 cm Abstand E200, weibl. Vocals, 5 cm Abstand V47, weibl. Vocals, 5 cm Abstand E200, weibl. Vocals, 35 cm Abstand V47, weibl. Vocals, 35 cm Abstand E200, weibl. Vocals, 35 cm Abstand, komprimiert V47, weibl. Vocals, 35 cm Abstand, komprimiert

So weit wird die Vintage-Liebe doch wohl bei JZ nicht gehen, dass man sich an einem stark gealterten und oft durchaus stark rauschenden Original-47er orientiert! In den folgenden Beispielen könnt ihr das (zuerst getestete) V47 mit seinem Bruder V67 vergleichen.

Audio Samples
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V67, männl. Vocals V47, männl. Vocals V67, Gitarre V47, Gitarre V67, Song mit männl. Vocals V47, Song mit männl. Vocals V67, Song mit weibl. Vocals V47, Song mit weibl. Vocals V67, Drums V47, Drums

So viel steht fest: Wenn zwei Testobjekte einen ähnlichen Fehler aufweisen, dann muss das einfach zur Abwertung führen! Ich entscheide mich aber dennoch dafür, den Test weiterzuführen, schließlich ist im Rauschen ein Signal zu erkennen, welches durchaus Freude machen könnte. Kümmern wir uns also um die Klangeigenschaften. Einen Direktvergleich mit Original-U47ern zu starten, wäre ein umfangreiches Unterfangen, denn die heute verfügbaren Mikrofone unterscheiden sich klanglich oft sehr deutlich voneinandern –was also der ureigene U47-Sound ist, ist gar nicht so einfach zu definieren.
Die Höhen klingen jedoch wie zu erwarten deutlich moderner als bei alten 47ern. Nicht nur die Tatsache, dass oberhalb von 10 kHz beim V47 mit viel Pegel übertragen wird, das JZ wirkt insgesamt recht “schnell” und spritzig. Vielen Vocals kommt dieser Grundcharakter sicher zugute, vor allem, wenn keine “Dickmacherei” gefragt ist. Das Signal ist präsent, aber nicht überpräsent. Dazu gesellen sich moderate Bässe und untere Mitten, die den Griff zu Shelf und High-Pass oft unnötig machen – ohne, dass das Aufgenommene fundamentlos klänge. Im absoluten Nahbereich habe ich schon oft einen angenehmeren Proximity-Effekt gehört, auf mich wirkt er beim V47 etwas zu dröhnig. Wäre da nicht das Rauschproblem, könnte ich das JZ reinen Gewissens in eine Reihe mit dem V67 stellen. Dass hier trotz einiger deutlich unterschiedlicher technischer Grundlagen eine klangliche Verbindung zum U67 hergestellt wird, erscheint übrigens beim JZ Vintage 47 deutlich nachvollziehbarer als bei U67 und V67.

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