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JZ Microphones Vintage V67 Test

Praxis

Es mag im ersten Moment erstaunlich klingen, aber ich war schon einmal ziemlich traurig, nachdem ein Mikrofon von JZ per Paketdienst geliefert wurde: Ein BH2 sollte an unserem Testmarathon der Großmembran-Kondensatormikrofone in der Preisklasse zwischen 900 und 1500 Euro teilnehmen, doch leider hatte das gute Stück die sicher nicht sonderlich zaghafte Behandlung des Pakets nicht ohne Spuren überstanden und so klackerte die Kapsel im Mikrofonkorb lose hin und her. Es ist zwar Spekulation, aber naheliegend, dass ein häufigeres Auftreten dieser Problematik der Grund dafür ist, dass vor Inbetriebnahme des V67 an seiner Korbrückseite eine lange Schraube gelöst werden muss. Man kann bei erneutem Transport sicher versuchen, diese wieder einzudrehen, doch ist dies auch als Warnung an alle zu verstehen, die mit Mikrofonen gewohnheitsmäßig “Rock’n’Roll-mäßig” umgehen. Vorsicht ist also die Mutter der Porzellankiste. Allerdings gibt der Hersteller von der Ostsee selbstbewusste fünf Jahre Garantie – das hört man gerne!

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Nicht nur in der Theorie, auch in der Praxis ist die Möglichkeit, das Mikrofon auf der großen Kugel in jede Richtung abzuwinkeln, einfach nur genial. Der Fixier-Ring packt brutal zu und lässt auch eine minimale Bewegung eines horizontal ausgerichteten Mikrofons nicht zu. An alle anderen Mikrofonhersteller: Holt mal bitte das Innovationsmesser aus der Schublade, schärft es mit dem Produktplanungswetzstab und schneidet euch da mal eine ganz dicke Scheibe von ab! Dass es problematisch ist, diese Technik mit einer Spinne zu verbinden, liegt auf der Hand. JZ scheinen das alte Trittschallproblem direkt an der Kapsel gepackt zu haben. Man sieht immer häufiger eine elastische Aufhängung schon am Empfänger, anstatt das ganze schwere Mikrofon elastisch zu lagern. Allerdings kann dies zu weiteren Problemen führen – die eben beschriebene Schraube kündet davon.
 

Klanglich stellen JZ-Mikros schon fast eine eigene Klasse dar. Wer einen Großmembran-Kondenser mit sehr klaren und schnellen Höhen sucht, die nicht beißen oder “britzeln”, kommt um diesen Hersteller kaum herum. Allerdings muss man darauf gefasst sein, einen Sound zu bekommen, der sich von dem abhebt, was man sonst von Großmembranern gewohnt ist – die Bedampfung der Membran hat eben Einfluss auf ihr Schwingverhalten. Ich finde es grandios, eine derart weite Range zu Verfügung zu haben, denn auch im Tiefbassbereich sind die Wandler des Herrn Zarin äußerst gut aufgestellt.

Was ganz allgemein für JZ gilt, gilt natürlich auch für das V67. Bei aller Klarheit und hervorragender Darstellung der Transienten (als Beweis dient hier vor allem das Drum-File!) gibt es nichts, was hervorsticht oder fehlt. Ich habe selten eine so ausgewogene Akustikgitarre gehört. Vom unteren bis weit über den mittleren Pegelbereich arbeitet das Mikrofon mit einer erstaunlich linearen Dynamik. Diese knickt auch im Bereich hoher Pegel nur sanft ein – und läuft sehr schnell wieder zurück. Hier macht sich der erstaunliche Frequenzgang des Systems erneut bemerkbar. Um aber an dieser Stelle schon einmal Bezug auf die Bezeichnung des Mikrofons zu nehmen: Sonderlich vintage finde ich das nicht!

Audio Samples
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Drums (Raum) V67 Drums (Raum) MA, Vergleichsmikrofon:Mojave MA-201FET Akustikgitarre V67 Akustikgitarre MA, Vergleichsmikrofon: Mojave MA-201FET

Bei der Frauenstimme fällt im Vergleich zum MA-201FET auf, dass das V67 auf die zischelnde Färbung im Präsenzbereich verzichtet – ein Einfluss auf das Signal, den ich oft als angenehm empfinde. Das JZ ist also recht zurückhaltend. Für Gesangsstimmen wird man den Frequenzgang des V67 jedoch in der Regel nach unten begrenzen wollen. Hört man die männliche Stimme solo, so wird deutlich, dass die Brustraumresonanzen zu deutlich sind. Eigentlich schade, dass dieser Eingriff nicht direkt am Mikro durch ein HPF ermöglicht wird.

Audio Samples
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weibl. Vocals V 67 weibl. Vocals MA, Vergleichsmikro: Mojave Audio MA-201FET männl. Vocals V67 männl. Vocals MA, Vergleichsmikro: Mojave Audio MA-201FET Song weibl. V. V67 Song weibl. V. MA Song männl. V. V67 Song männl. V. MA

Was die Audiofiles erzählen, kann ich jetzt noch einmal zusammenfassend in die deutsche Sprache übersetzen: Das JZ Microphones V67 ist ein hervorragendes Mikrofon. Ihr ahnt vielleicht, dass jetzt das “Aber” folgt. Hier ist es: Ich kann nicht verstehen, wie man so einem hervorragenden Produkt ein Kürzel verpassen kann, das es in die Nähe einer alten Mikrofonlegende rückt! Zum Einen hat JZ es überhaupt nicht nötig, sich hinter irgendwelchen erfolgreichen Vertretern der Mikrofonwelt zu verstecken, zum Anderen hat das V67 optisch, technisch und klanglich so gut wie nichts mit einem Neumann U67 gemein. Ich frage mich also ganz zu recht: Was soll das? Im Aussehen sind sich die beiden so gleich wie ein Flachlandtapir und ein Marienkäfer. Für die Gemeinsamkeiten einer Mittenkontakt-Doppelmembrankapsel und einer Golden-Drops-Nierenkapsel sowie jene eines Röhrenmikrofons aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und einem transformatorlosen Vertreter modernster Bauart könnt ihr gerne weitere Tiervergleiche bemühen.

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Heute klingen verfügbare U67 gerne recht unterschiedlich, sodass ein aussagekräftiger “Vergleich” schwer wäre, doch allen gemein ist, dass sie über einen deutlich anderen Frequenzgang verfügen als das V67. Auf den ersten Blick mag man bei beiden die viel gepriesenen “seidigen”, aber immer “transparenten” Höhen und das kräftige Low-End erkennen, doch bei genauem Hinhören beruhen diese Soundbeschreibungen auf komplett unterschiedlichen Gegebenheiten. Das Neumann verfügt über einen im Vergleich recht schmalbandigen Support über den Präsenzen und stürzt in alter Großmembran-Manier im Air-Band deutlich ab, während das JZ aufgrund seiner speziellen Kapsel fast Kleinmembran-Eigenschaften aufweist. Der charakteristische Mittenboost des U67 fehlt dem V67 völlig. Und so geht die Liste weiter. Ich glaube, dass sich Juri Zarins mit der Bezeichnung etwas in den Fuß geschossen hat. Allerdings hat er sonst so gut wie alles richtig gemacht und ein wirklich grandioses Mirkofon gebaut. Charakterlich liegt mir das Black Hole etwas mehr, doch sind die klanglichen Unterschiede nicht so riesig, wie man vielleicht vermuten möchte: Die Membranbeschichtung scheint den Grundcharakter der JZ-Mikros festzulegen.

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