Noch vor einigen Jahren konnte ich mir kaum vorstellen, dass man mit Bassukulelen brauchbare Basssounds erzeugen oder die kleinen Instrumente vielleicht sogar als ernsthafte Alternative zu einem herkömmlichen Bass einsetzen kann. Wenig später hatte ich erstmalig die Gelegenheit, einen U-Bass anzutesten und war tatsächlich begeistert von den tollen Sounds, mit denen mich der niedliche Bass überraschte. Zudem war der U-Bass trotz seiner ultrakurzen Mensur und den gummiartigen Saiten wirklich einfach zu spielen. Für die Firma Kala entwickelte sich der originale, elektroakustische U-Bass schnell zu einem echten Erfolg – selbst super prominente Basshelden wie Nathan East oder Lee Sklar setzen den U-Bass ab und zu im Studio ein, wenn ein etwas speziellerer Sound gefragt ist. Im Laufe der Jahre wurde die Modellpalette stetig erweitert und 2011 ergänzte Kala das Programm mit einem Solidbody-Modell des U-Basses. In einem vorangegangenen Test hatte ich bereits das Vergnügen mit dem handgefertigten viersaitigen Solidbody-U-Bass aus der California-Serie. Für diesen Test hat uns der Vertrieb nun die fünfsaitige Version aus dem kalifornischen Custom-Shop zur Verfügung gestellt.
Details
Bei meinem Testkandidaten handelt es sich um einen kleinen aber feinen Boutique-Bass, denn die Bässe aus der California-Serie werden komplett von Hand im amerikanischen Custom Shop gefertigt. In der Tat macht der Solidbody-U-Bass einen sehr hochwertigen Eindruck – die Materialien fühlen sich klasse an und an der Verarbeitung gibt es rein gar nichts zu meckern: Der Hals sitzt ultragenau in der Halstasche, die Bundenden wurden gleichmäßig abgerundet, und das matte Satin-Finish auf Korpus und Halsrücken ist fehlerfrei verarbeitet und fühlt sich sehr geschmeidig an.
Die Holzauswahl meines Testbasses kann man getrost als “klassisch” bezeichnen. Für den Body verwendet Kala selektierte Sumpfesche und beim aufgeschraubten Hals kommt ein Streifen Ahorn zum Einsatz. Eine altbewährte Kombination also, die auch bei normalen E-Bässen tausendfach Verwendung findet.
Der Korpus meines Test U-Basses wurde schließlich mit einem transparent-roten Mattlack und der Halsrücken mit einem ebenfalls matten, aber komplett klaren Lack versehen. Auf dem Ahornhals sitzt ein dickes Griffbrett aus Palisander, das mit sage und schreibe 24 (!) Bünden bestückt wurde. In den hohen Lagen wird da schon ganz schön eng, der fünfsaitige Solid-Body U-Bass besitzt immerhin nur eine ultrakurze Mensur von gerade mal 23,5 Zoll bzw. 59,7cm (21 Zoll oder 53,3cm beim Solidbody-Viersaiter).
Bespannt ist der Bass ab Werk mit dicken Saiten aus Polyurethan, die eine sehr spezielle gummiartige Haptik mit sich bringen. Anfangs sind diese Strings in Sachen Handhabung ohne Frage sehr gewöhnungsbedürftig. Kala hat inzwischen allerdings auch Saiten mit Wicklungen aus Metall im Programm, die sich laut Info eher wie herkömmliche Roundwounds anfühlen. Sie sind sicher einen Versuch wert, wenn man mit den Poly-Saiten per se nicht gut klarkommt.
Die spezielle Saitenbespannung des Solidbody-U-Basses erfordert verständlicherweise auch spezielle Stimmmechaniken, die mit deutlich dickeren Achsen ausgestattet sind als die üblichen E-Bass-Mechaniken. Kala lässt deshalb bei der Firma Hipshot Spezialanfertigungen für ihre U-Bässe anfertigen, die im Wesentlichen wie die populären Ultra-Lites von Hipahot aussehen – und auch ebenso zuverlässig funktionieren! Auf dem Headstock finden wir neben den fünf Hipshot-Mechaniken noch einen großen Saitenniederhalter, der für den nötigen Auflagedruck aller fünf Saiten auf den Graph-Tech-Sattel sorgt.
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Die Saiten sollten allerdings für eine optimale Schwingungsübertragung auch am anderen Ende des Basses – also am Steg – möglichst viel Druck auf die entsprechende Stegkonstruktion erzeugen. Kala setzt daher auf die sogenannte “string thru body”-Saitenführung: Die Saiten werden hinter dem Steg durch den Korpus gefädelt und verlaufen deshalb in einem steileren Winkel über den Steg, was einen höheren Auflagedruck zur Folge hat.
Der höhenverstellbare Steg selbst besteht aus Palisander und beherbergt die Piezo-Elemente, die beim Kala-Fünfsaiter für die Tonübertragung zuständig sind. Damit man nicht auf den nackten Sound des Piezo-Pickups angewiesen ist, wurde dem Solidbody-U-Bass zusätzlich eine Elektronik mit Zweiband-Equalizer spendiert, die von L.R.Baggs hergestellt wird. Die Company L.R.Baggs ist auf die Verstärkung von akustischen Instrumenten spezialisiert und genießt großes Ansehen in der Branche – kein Wunder also, dass sich Kala für eine Elektronik aus der amerikanischen Traditionsfirma entschied.
Die L.R.Baggs-Elektronik bietet am Bass einen Regler für die Lautstärke und jeweils ein Regler zum Anheben oder Absenken der Bässe und Höhen. Zum Betrieb wird eine normale 9V-Batterie benötigt, die im Elektronikfach verstaut ist.