Praxis
Der Kala U-Bass findet sein Zielpublikum sicher nicht nur unter den Bassisten, sondern auch unter beliebigen Quereinsteigern, die sich ein leicht erlernbares, bequem spielbares und funktionales Instrument herbeiwünschen, mit dessen Hilfe man typische Klangeigenschaften eines Basses umsetzen kann, ohne dabei exorbitante Kosten und zeitlich intensiven Lernaufwand fürchten zu müssen. Tatsächlich kann der Kala U-Bass hier ein kleiner Heilsbringer sein! Zumindest verfügt er über gute Voraussetzungen. Die geringe Größe und das federleichte Gewicht machen den U-Bass zum Idealen Partner auf Wanderschaft. Wie oft habe ich mir gewünscht, doch lieber Querflöte zu spielen – zumindest, wenn mal wieder “schleppen” angesagt war. Und jeder Bassist, der Kontrabass spielt, kann ein Klagelied davon singen, was es heißt, seine “Omi” mal schnell zu einer Probe oder einem Mini-Gig mitzuschleifen. Die Frage nach dem Kosten-/Nutzenfaktor kann da schon quälend nüchterne Antworten bereithalten. Hier kann der U-Bass natürlich besonders stark auftrumpfen, denn er tendiert klanglich tatsächlich recht authentisch in Richtung Kontrabass. Zusätzlich ist er natürlich live ein absoluter Hingucker, der das Publikum jedes Mal wieder in Verzückung versetzt.
Ohne Verstärkung kommt man hier allerdings nicht weit. Man kann den U-Bass rein akustisch zuhause zum Üben spielen, damit sind die Möglichkeiten dann aber bereits ausgereizt. Einer akustische Gitarre oder selbst einer Blockflöte hat der U-Bass an Lautstärke rein gar nichts entgegenzusetzen.
Also schließen wir das Teilchen direkt einmal an einen Combo-Amp an, vorteilhafterweise ausgestattet mit einem Eingang, dessen Impedanz zwischen 3000 bis 10000 Ohm liegt, die einer Übertragung von Piezosystemen entgegenkommt. Zu diesem Punkt gibt es allerdings seitens Shadow keine schriftlichen Empfehlungen. Daher ist zu vermuten, dass bereits im internen System eine Impedanzwandlung stattfindet, die es problemlos gestattet, den Kala U-Bass an jedem herkömmlichen Bassamp zu betreiben, ohne einen auf Piezotonabnehmer abgestimmten Preamp dazwischen schalten zu müssen. Ich empfand zumindest keine übermäßig wahrnehmbaren impedanzbedingten Soundunterschiede zwischen verschiedenen Testverstärkern.
Und siehe da: Der Sound steht 100% konträr zu den Klangerwartungen, die sich aus den optischen Gegebenheiten begründen. Dieser Klang ist richtig groß! Man könnte fast sagen, der Sound sei etwas zu groß, denn in der Tat muss ich erst einmal den Bassregler am Amp etwas zügeln. Dann aber höre ich einen warmen, voluminösen und sehr akustisch wirkenden Sound, der mich wirklich stark an einen Kontrabass erinnert. Natürlich sind die Bundstäbchen hier für ein vollwertiges Kontrabass-Klangerlebnis hinderlich, in Sachen Intonation werden viele Gelegenheitsnutzer jedoch sehr dankbar sein, kein bundloses Instrument bedienen zu müssen.
Das Spielgefühl ist natürlich eine Angelegenheit für sich und in der Tat zunächst eine große Umstellung, wenn man herkömmliche E-Bass Mensuren gewohnt ist oder gar vom Kontrabass her kommt. Die Bünde liegen naturgemäß aufgrund der kurzen Ukulelen-Mensur sehr eng beieinander, man muss schon sehr genau zielen. Ebenfalls muss man sich zunächst erst einmal an das Gefühl der Polyurethan-Saiten gewöhnen. Sie wirken zwar nicht klebrig (was ich erwartet hätte), erscheinen jedoch relativ schlaff in der Spannung. Entsprechend stark muss man seine Anschlaghand im Attack etwas zügeln. Hier ist wirklich erst einmal Experimentieren und Eingewöhnen angesagt! Man erzielt recht unterschiedliche Ergebnisse durch Anschlagsstärke und -position.
Die Saiten selbst müssen im Auslieferungszustand ungewöhnlich stark und häufig nachgestimmt werden. Dieser Zustand dauert mehrere Tage an, bis die Saiten allmählich beginnen, sich etwas zu beruhigen und stimmstabiler zu bleiben. Dennoch ist häufiges Nachstimmen nach nahezu jedem Song (zumindest in der Anfangsphase) absolut unabdingbar. Werkseitig waren die Saiten bereits zu häufig um die Mechanikachsen gewickelt, so dass es beim Stimmen zu Wicklungen in zweiter Reihe kam, was laut Kala in den selbst verfassten Empfehlungen unbedingt zu vermeiden ist, um eine besser Stimmstabilität zu erzielen. Hier empfiehlt es sich also, die Saiten etwas zu kürzen.
Das Piezosystem gibt auch Nebengeräusche wieder, wie das Schaben des Unterarmes auf der Korpusdecke, Klopfgeräusche der Anschlagsfinger und Ähnliches. Sogar Knöpfe am Hemd des Spielers können schon solche Phänomene auslösen.
Die Tonblende ist eine “all in one”-Lösung, nicht zwangsläufig auf die Wirkung einzelner Frequenzen ausgerichtet, sondern eher wie eine passive Tonblende, jedoch mit etwas stärkerem Wirkungsumfang. Ganz nach links gedreht sind die Bässe recht wuchtig mit leichtem Hang zum Wummern, während der volle Piezoklangcharakter mit crispen Höhen bei voller Rechtsdrehung des Potis hervorsticht. Die besten Resultate erzielte ich für meinen Geschmack mit stets in der “goldenen” Mittelstellung.
Auffällig ist, dass das Testinstrument nicht ganz ausgewogen über alle vier Saiten klang. Die E-Saite war mit Abstand die lauteste aller vier Saiten, die A-Saite dagegen schien ein wenig kleinlaut im Verhältnis zur G- und D- Saite. Insgesamt kann man diese soundlichen Unebenheiten mit Spieltechnik weitgehend ausgleichen, was aber sicher nicht optimal ist. Zu diesem Phänomen kann es kommen, wenn der Shadow Nanoflex-Tonabnehmer nicht 100% flächendeckend unter dem Steg aufliegend verbaut wurde. Schon kleine Unebenheiten können hier Auswirkungen auf die Klangübertragung haben. Diese Balanceunterschiede lassen sich mit ein paar Justierungen an der Bridge korrigieren. Am besten lässt man diese Eingriffe allerdings von einem Gitarrentechniker erledigen, der sich schon mit solchen Systemen auskennt. Die Suche in einschlägigen Foren ergab, dass das Problem wohl häufiger aufzutreten scheint. Man sollte also im Idealfall schon beim Kauf darauf achten, dass die Saiten relativ gleich laut und ausgeglichen zueinander klingen, wenn der Kala U-Bass an einen Verstärker angeschlossen ist.
Natürlich muss man bei einem akustischen und mit Piezotonabnehmer verstärkten Instrument darauf achten, live kein Feedback zu erzeugen. Der U-Bass sollte entsprechend nicht direkt im Schallkegel der Bassbox positioniert sein. Auch naheliegende Subwoofer können schnell zum wummernden Feedback verleiten, wenn man beispielsweise kurz die Finger von den Saiten nimmt. Alles in allem ist man gut beraten, die Frequenzen unterhalb von 150 Herz gut im Griff zu halten und notfalls stark abzusenken. Der Kala U-Bass verfügt über reichlich “Bottom”, man muss hier weniger feinchirurgisch zu Werke gehen und beizeiten auch schon mal einfach alles unter 80 Hz operativ entfernen, um zu einem richtig aufgeräumten Klangbild zu gelangen.
Zeitgleich lohnt es sich ebenfalls, mit EQ-Einstellungen am Verstärker zu experimentieren. Speziell im oberen Mittenbereich und auch in den Höhen – beides Frequenzbereiche, die das “Schmatzen” im Sound begünstigen und für etwas mehr Artikulation sorgen.
Alle tontechnischen Belange beiseite geschoben, beginne ich schon nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, wirklich Spaß zu entwickeln und entdecke auch schnell effiziente und zielgerichtete Anwendungsgebiete sowie positive Klangresultate. Ganz klar: Je mehr man sich mit dem Zwerg beschäftigt, desto mehr wird man für sich dabei entdecken können!
Nicky Carpentario sagt:
#1 - 02.03.2023 um 23:44 Uhr
Seit einer Woche bin ich stolzer Besitzer eines Kala U-Bass Rumbler Mahagony. Es war Liebe auf den ersten Blick, denn das Fachgeschäft in Zürich bietet mehrere ansehnliche Hölzer. Ich wollte sicher sein, dass der Minibass anstandslos mit in die Ferien fliegen darf. Ich finde mein U-Bass hat seinen ureigenen Fun-Charakter und sollte nicht ständig mit einer Hundehütte verglichen werden. Da ich meist einen Gibson SG in den Händen halte, konnte ich den U-Bass auf Anhieb zufriedenstellend bedienen. Die Bünde sind nah zusammen und ich muss mich gut konzentrieren sauber zu greifen. Leider muss ich (noch?) häufig nachstimmen; E fühlt sich als Leersaite schlaff an und bereitet mir erst vom dritten Bund weg Freude. Insgesamt bin ich zufrieden mit meinem leichtgewichtigen Mitreisenden. Preis / Leistung erachte ich als fair; hatte bisher keine Erfahrung mit Fernostproduktionen.