Congas, Bongos, Timbales, Shaker & Cajon: Percussion-Setups sind so vielseitig und unterschiedlich wie die Percussionisten, die sie sich zusammenstellen. Dass je nach Situation auch jeder Percussionist immer wieder andere Instrumente ins Gigbag packt, macht es auch nicht leichter, eine Faustregel zu bestimmen, was dort hinein gehört und was nicht. Dennoch gibt es ein paar Anhaltspunkte, an die man sich halten kann, um ein funktionales und spaßbringendes Paket an Latin Percussion-Instrumenten zu schnüren.
Rollenverteilung: Was ist meine Aufgabe als Percussionist in der Band?
Zunächst einmal sollte man sich klar darüber werden, welche Funktion man als Percussionist in der Band übernimmt. In den meisten Rock-, Pop- und Funk-Kapellen wird man mit einem Drummer zusammen spielen, der die hauptsächliche Groove-Arbeit übernimmt. Somit besteht die Aufgabe des Percussionisten darin, diese Grooves anzureichern oder mit Sounds und Effekten das gewisse Extra beizusteuern. Anders sieht es aus, wenn etwa bei Unplugged-Gigs die Stelle des Schlagzeugers gestrichen wird. Dann fällt dem Percussionisten die alleinige Verantwortung für den Groove zu.
Auch in traditionellen, folkloristischen Ensembles stellen sich andere Anforderungen an Trommler. Je nach Stilrichtung sind authentische Sounds und Instrumente gefragt, die für die jeweilige Richtung teilweise sehr prägend sind.
Grundbausteine: Congas & Shaker
Doch was wäre Musik, wenn es nicht auch Ausnahmen gäbe? Nicht selten konnte sich Musik nur deshalb weiter entwickeln, weil von starren Regeln abgewichen wurde. Unter diesem Gesichtspunkt sind natürlich auch alle folgenden Setup-Vorschläge zu betrachten, denn nichts ist für einen Musiker wichtiger, als seinen eigenen Weg zu finden.Percussion-Basics im Zusammenspiel mit einem Rock- und Pop-Drummer. Das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an ein typisches Percussion-Setup denkt, ist wahrscheinlich ein Paar Congas.
Die etwa 70 bis 90 Zentimeter hohen, bauchigen Trommeln sind vor allem in der Afro-Kubanischen Musik von zentraler Bedeutung, doch auch auf vielen Rock-, Pop- und Funk-Produktionen sind sie zu hören und bilden tatsächlich in den meisten Fällen das Herzstück im Percussion-Setup. Mit ihren unterschiedlichen Tonhöhen und einer Vielzahl an Sounds können sie dem Groove eine markante und melodiöse Note verleihen, aber auch ohne Drummer für den nötigen Rhythmus sorgen. Je nachdem, ob man im Stehen oder Sitzen spielen möchte, muss man ein paar Conga-Stative in die Budgetplanung einbeziehen.
Direkt nach den Congas folgt auf der Prioritätenliste eine Auswahl an Shakern und ein Schellenkranz. Nicht selten sind in Sechzehnteln geschüttelte Shaker oder Schellenkränze das i-Tüpfelchen, das Strophe oder Refrain das letzte Quentchen Drive hinzufügt. Je nach Form und Füllung des Shakers geht das von dezent bis treibend. Für eine gesteigerte Dynamik wird dann oft zum Schellenkranz gegriffen. Auch Soundeffekte und Akzente lassen sich mit Shakern und Schellenkränzen in den Groove einflechten. Das beste ist jedoch, dass man für Shaker zumeist nicht allzu tief in die Geldbörse greifen muss und diese auch nicht viel Platz im Gigbag einnehmen. Mit diesem überschaubaren Instrumentarium seid ihr fürs erste schon ganz gut ausgestattet, um im Bandkontext mitwirken zu können.
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Größere Percussion-Setups für Rock- und Pop Musik
Ihr habt noch Platz im Auto, das Budget noch nicht ausgeschöpft oder braucht noch mehr, um Euch so richtig auszutoben? Kein Problem. Euer (hoffentlich gut ausgestatteter) Musikalienhändler freut sich sicherlich über euren nächsten Besuch!
Bongos zum Beispiel sind ebenfalls oft auf der Bühne zu sehen, und wenn man an Madonnas „La Isla Bonita“ denkt, durchaus in der Lage, eine wichtige Rolle im Arrangement einzunehmen. Wie auch die Congas sind sie prominente Vertreter in Afro-Kubanischen Rhythmusgruppen, aber weniger erdig und höher und prägnanter im Klangbild. Ebenso beliebt sind Cowbells und Woodblocks, deren Einsatz sich natürlich nicht auf durchgenagelte Viertelnoten beschränkt. Besitzt man mehrere davon, die tonal gut aufeinander abgestimmt sind, lassen sich schöne Grooves wie beispielsweise in Terence Trent D‘ Arbys „Sign Your Name“ damit weben. Auch einfache Instrumente wie Claves, eine Triangel, ein Guiro oder eine Cabasa können dem Groove auf die Sprünge helfen. Für lautere Akzente oder solistische Einwürfe eigenen sich Timbales.
Mit Effekten kann man Salz in die Suppe bringen
Viel Potential zum Aufstocken bietet der Effekt- und Akzentbereich. Chimes zum Beispiel dürfen in kaum einer Ballade fehlen. Becken und Zimbeln können für Glanz und Schimmer sorgen, Rainmaker, Shaker aus Samenkapseln und Ocean Drums für rauschige Atmosphären und Vibraslaps für außergewöhnliche Akzente. Um die Effektsektion immer griffbereit zu haben, empfiehlt sich als Ablage ein Percussion-Tisch oder Ständerwerk zum Aufhängen der verschiedenen Instrumente.
Einen besonderen Aha-Effekt kann man mit ausgefallenen Sounds und Instrumenten beim Publikum hervorrufen. So ging es mir vor vielen Jahren, als ich Don Alias live erleben durfte – und bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal ein Udu zu Gesicht bekam. Diese Afrikanischen Tonkrüge besitzen einen einzigartigen, modulierbaren Basston sowie prägnante, keramische Höhen und eignen sich für Grooves und Effekte gleichermaßen. Auch alltägliche Gerätschaften aus dem Haushalt finden sich des öfteren im Fundus von Sound-Fanatikern. So entdeckte ich einmal beim Abwaschen die klanglichen Qualitäten einer metallenen Salatschüssel mit einem Schluck Wasser darin, die es letztlich sogar auf CD geschafft hat.
Latin Percussion-Setups ohne Drummer: hier kommt ein Cajón ins Spiel
Habt ihr in der Band keinen Drummer zur Seite, ändert sich natürlich auch die Anforderung an euer Setup. Wenn auf der Repertoire-Liste Rock- und Pop-Nummern stehen, müsst ihr höchstwahrscheinlich die Kernaufgabe des Drummers übernehmen und Buff-Zack-Grooves spielen, wofür ihr Bassdrum- und Snaredrum-Sounds benötigt. Das erste, was vielen nun in den Sinn kommt, sind zweifelsohne Cajónes, die als Drumset-Substitut eine durchaus gute Figur machen und in Unplugged-Situationen sehr oft alleine oder als Herzstück eines Percussion-Setups anzutreffen sind.
Mit einem Cajon-Pedal lässt sich ein Cajón ruckzuck in eine mit dem Fuß spielbare Bassdrum umwandeln – Hocker inklusive! Wie man das Cajón nun noch ergänzt, ist Geschmacksache, doch meistens sieht man HiHat-Pedale und Becken, die einige fehlende Drumset-Sounds ersetzen können. Werden die Becken mit (Nylon-) Besen gespielt, ergibt sich zusammen mit dem Cajón auch ein schönes, homogenes Klangbild. Ob man sich nun noch mit einigen der zahlreich angebotenen Cajón Add-Ons ausstattet oder sich an den oben beschriebenen Instrumenten aus der Groove- und Effekt-Ecke bedient, um noch mehr Sounds zur Verfügung zu haben – die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.
Welches Cajon ist für Anfänger, welches für Fortgeschrittene und Profis empfehlenswert? Und welches Zubehör macht Sinn für meine Musik? Auf unserer Übersichtsseite findest du die Antworten.
Jingle Stick, TacTic, Cabasa und mehr – die Auswahl an Add-ons für Cajons wächst und wächst. Wie du diese kleinen Helfer in deine Grooves einbauen kannst, zeigen wir dir in dieser Video-Workshop Folge.
Mal was anderes: eine Djembe zur Bassdrum umfunktionieren
Wer mal etwas anderes ausprobieren möchte, kann auch eine Djembe zur Bassdrum umfunktionieren (z.B. mit dem DW Percussion Lifter). Es braucht zwar etwas an Dämpfung und einen weichen Schlägel, um das Sustain in den Griff zu bekommen, doch der tiefe, resonante „Boooom“-Sound ist sehr speziell und oft ein toller Effekt. Als Snare kann hierbei wiederum ein Cajón oder auch eine kleine Snaredrum dienen. Für einen besonderen Tomsound (mit Schelleneffekt) sind montierbare Pandeiros oder Tamburine höchst interessant. Wer kein solches Instrument mit Halterung besitzt, kann auch eine Bassdrum-Kuhglockenhalterung umfunktionieren und das Pandeiro statt des Bassdrum-Reifens darin einklemmen. Das andere Ende der Halterung lässt sich nun an einer gewöhnlichen Percussion-Halterung befestigen.
Seid experimentierfreudig und kreativ – so könnt ihr schon mit wenigen, einfachen Mitteln dem Groove einen ganz eigenen Sound verpassen und eure ganz individuelle Spielwiese immer weiter gedeihen lassen.
Folkloristische Percussion-Setups
Nun wird es etwas weniger individuell, denn wenn ein authentisches Percussion-Setup gefragt ist, geht es natürlich um den traditionellen Sound und entsprechende Instrumente. Ein vollständiger Überblick würde den Rahmen sprengen, deshalb beschränke ich mich auf drei wichtige Regionen im Percussion-Bereich: Brasilianische, Afro-Kubanische und – wegen der Popularität von Cajónes – Peruanische Percussion-Instrumente.
In einer Besetzung, die sich auf Brasilianische Musik eingeschossen hat, werden euch sicherlich diverse Shaker und Caxixis von Nutzen sein. Auch ein paar Agogo-Bells, eine Triangel, ein Tamborim, eine oder zwei Surdos und ein Pandeiro (die Königin der Brasilianischen Percussion-Instrumente) verhelfen euch zum typischen Brazil-Sound. Ergänzend dazu können eine Trillerpfeife (Apito) oder eine Cuíka für besondere Effekte sorgen. Weitere wichtige brasilianische Percussion-Instrumente sind Caixa (Snaredrum), Zabumba, das congaähnliche Timbal und die Repinique.
Wie schon anfangs erwähnt, sind viele Afro-Kubanische Trommeln in Rock- und Pop- Setups zu finden – Congas, Bongos und Timbales an erster Stelle. Ergänzt man diese mit Cowbells, Claves, Maracas und einem Guiro, ist das Setup für die Salsaband auch schon komplett. Natürlich ist auch das erweiterbar mit einer Guira und einer Tambora für Merengue, Batá-Trommeln für die entsprechenden religiösen Rhythmen oder kubanischen Cajónes für den Rumba de Cajón.
Wo wir gerade beim Cajón angelangt sind, möchte ich euch zum Abschluss noch ein paar interessante Instrumente aus Peru vorstellen, die hierzulande weniger bekannt sind. So zum Beispiel die Quijada, die aus dem Unterkiefer eines Esels besteht. Sie wird gerieben oder angeschlagen, wobei die losen Zähne klappern. Aus ihr entwickelte sich übrigens der Vibra-Slap. Ebenso bemerkenswert ist die Cajita, eine kleine Holzkiste mit Deckel. Die Sounds entlockt man ihr durch Zuschlagen des Deckels mit der einen Hand, während die andere mit einem Holzschlägel auf den Korpus schlägt.
Fazit
Fangt klein an und erweitert eure Sammlung an Percussion-Instrumenten nach und nach. Je nachdem, was gerade anliegt oder was euch gerade über den Weg läuft, wird eure Instrumentensammlung fast von selbst immer größer werden. Da kommt auf Dauer natürlich ganz schön was zusammen, was im Laufe der Zeit nicht nur die Lager- und Transportkapazitäten, sondern auch das Portemonnaie bisweilen bis an die Höchstgrenze belasten kann. Bei der Wahl der richtigen Instrumente helfen euch wie immer unsere bonedo Tests. Als Inspiration für Spieltechniken haben wir zudem zahlreiche kostenlose Video-Workshops. Viel Spaß beim Trommeln !