Lo-Fi Sound liegt voll im Trend. So ist neben dem LoFi House vor allem der Chillhop, eine Melange aus Lo-Fi Sounds und entspannten HipHop-Beats, beliebt. Lo-Fi, die Abkürzung für „Low Fidelity“, hat eine ganz spezielle Soundästhetik: Es geht dabei um den Flair analoger Bandmaschinen mit Rauschen, Knistern, Leiern von Magnettonbändern und vielen anderen Nebengeräuschen. Dies in hörenswerte Musik zu verarbeiten, ist eine Kunst für sich. Mit aktuellen Softwareprodukten lassen sich Lo-Fi-Tracks aber sehr gut produzieren.
Interview – Die tragenden Elemente einer Lo-Fi Sound Produktion
Starten wir mit den Erfahrungen eines Producers, der schon dutzende von Lo-Fi-Tracks veröffentlicht hat. Frank Doberitz, der bislang drei Folgen einer Lo-Fi-Chill Serie produzierte, arbeitet fast ausschließlich mit Software und er hat bestimmte Favoriten unter den zahlreichen Plugins.
„Oft beginne ich mit Akkordfolgen, wofür ich ein E-Piano benutze. Dies kommt aus Keyscape von Spectrasonics, vor allem diese alten Vintage oder Old Pianos sind klasse. Für akustisches Piano verwende ich gern Noire von Native Instruments. Alle Pianos bearbeite ich recht stark mit Effekten, so zum Beispiel mit den logic-eigenen Plugins „Phat FX“ und „Tremolo“. Hinzu kommen Strings: das M-Tron von GForce und UVI String Machines 2. Als akustischen Gegenpol nehme ich Streicher aus der Anthology-Serie von 8DIO.
Für den Bass-Part benutze ich vorwiegend akustisches Material aus Spectrasonics Trillian. Die Drums kommen meistens aus Maschine Studio von Native Instruments mit den Expansion Packs „Faded Reals“ und „Infamous Flow“ oder aus der UVI Serie Beatbox Anthology 2. Fürs Auffrischen meiner Lo-Fi-Tracks mit Synthesizern nehme ich gern u-he Diva, Repro oder Hive. Eigentlich kann aber auch man viele andere Software-Synthesizer verwenden. Samples sind für mich gerade im Lo-Fi Sound sehr wichtig. Hier benutze ich oft Vocal Phrases und Effektsounds oder ganz kurze Loops, die dann aber stark verändert werden, so etwa als Reverse-Effekt.“
Für dich ausgesucht
Kreative und stilprägende Effekte für Lo-Fi Sound
Für die Verfremdung der Samples oder Audiospuren benutze ich das Plugin „Drip“ von Kyle Beats als Multi FX, womit sich instrumentale Sounds und vor allem auch die im Lo-Fi sehr wichtigen Samples drastisch verbiegen lassen. Das Plugin „Super VHS“ von Baby Audio ermöglicht sehr gut Drift-Effekte.
Die besten Instrumente für Lo-Fi Sound
Nicht jeder möchte sich gleich in die breite Masse an Audio-Loops stürzen. Für den Producer, der am Controller-Keyboard gern selber einige Parts einspielt, gibt es Softwareinstrumente mit Lo-Fi Sounds. Welche Instrumente man sich zulegen sollte, zeigt diese Auswahl.
Spectrasonics Omnisphere 2
Eigentlich ist Spectrasonics Omnisphere 2 bei vielen Musikstilen immer gut platziert. Dieser Allrounder ist zwar kein ausgewiesener Lo-Fi-Spezialist, bietet aber zusammen mit Keyscape (Pianos und Keyboards) und Trilian (Bässe), die sich in Omnisphere integrieren lassen, eine Fülle an überragenden Basis-Presets für Lo-Fi-Tracks.
Unbedingt nachschauen sollte man in der Kategorie „Retro Land“. Die Preise sind auf den ersten Blick eher happig, über viele Jahre wird man von den Instrumenten aber profitieren – für Profis ein Must-have.
Hier geht es zur Omnisphere-Produktseite. Preise: Omnisphere 2: 399 Euro; Keyscape: 349 Euro; Trilian: 249 Euro.
Native Instruments Lo-Fi Glow
Für wenig Geld kommt man mit Lo-Fi Glow von Native Instruments eine trendige Sammlung aus Synths, Keyboards, Gitarren und Bässen, die mit dem NI Kontakt Player oder NI Kontakt laufen. Unter den Presets gibt es viele sphärische Sounds zu hören, die relativ einfach bearbeitet werden können.
Hier geht es zur Produktseite von NI. Preis NI Lo-Fi Glow: 49 Euro
Native Instruments Noire
Der mit Filzdämpfern modifizierte Konzertflügel von Nils Frahm stellt ein exquisites Lo-Fi-Erlebnis dar. Unter den 100 Presets des auf NI Kontakt / Kontakt Player basierenden Instruments finden sich einige sehr geschmackvolle Designvarianten. NI Noire ist ein Spitzenprodukt, das gleichzeitig auch günstigere und kostenfreie Felt Pianos beherbergt. Mehr darüber könnt ihr im entsprechenden Bonedo-Workshop nachlesen.
Hier geht es zur Produktseite von NI. Preis NI Noire: 149 Euro
GForce Software M-Tron Complete
Der Vorläufer heutiger Sampler, das Mellotron aus den 60er Jahren, ist mit seiner riesigen Bibliothek für anspruchsvolle Lo-Fi-Producer immer eine lohnende Anschaffung. Wer es fulminant mag, investiert gleich in den GForce M-Tron Pro Complete. Dabei handelt es sich um ein Bundle aus dem M-Tron sowie um zehn Expansion Packs, die insgesamt über 13,5 GB schwer sind und den Anwender mit 1.700 Presets versorgen. Noch mehr dieser Tonbandklänge gibt es kaum irgendwo anders in dieser tollen Qualität.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers und hier zum Thomann-Webshop. Preis GForce M-Tron: 275 Euro
Loopmasters Khords
Angenehm sample-lastig und inspirierend klingt „Khords“ von Loopmasters. Schon die Factory Presets bringen schöne und vielschichtige Athmos, Plucks, Stabs, Voices oder Keys zum Vorschein. Wer mehr Spaß haben möchte, sollte sich zunächst das Khords Expansion Pack „LoFi Keys“ vornehmen. Es bietet nochmals 100 Presets mit spielfertigen Ein-Finger-Akkorden für die Produktion.
Hier geht es zur Produktseite Preis Loopmasters Khords: ca. 78 Euro
Roland JV-1080 / VX-5080
Die Sounds der „Rompler“ aus den 90er Jahren sind für Lo-Fi-Tracks eine erfrischende und vielseitige Alternative zu Rhodes, Solina oder Moog. Ein guter Tipp ist der damals überaus beliebte Roland JV-1080. Das Soundmodul findet sich nun in der Roland Cloud. Wenn es ein bisschen mehr und einen Tick jünger sein darf, nimmt man einfach den XV-5080, ebenfalls in der Roland Cloud enthalten. Beide Instrumente können anstelle eines Abos auch separat erworben werden.
Hier geht es zum Thomann Webshop Preis 129 Euro
uJam Chillhop Bundle
Der deutsche Anbieter uJam schnürt mit drei virtuellen Instrumenten ein Bundle speziell für Chillhop. Es besteht aus dem Beatmeter 2 Dope, dem Virtual Guitarist Silk und dem Virtual Bassist Mellow 2, die auch separat erworben werden können. Hiermit bekommt eine gute Alternative zu den vielen Audio-Loop-Kits oder Instrumenten, denn die Produkte von uJam stellen virtuelle Player auf MIDI-Basis dar und legen schnell ein Fundament aus Beat, Bass und smoother Gitarre.
Hier geht es zum Thomann Webshop. Preis Chillhop Bundle: 215 Euro
Sugar Bytes Aparillo
Ein besonderer FM-Synth, der viel und auf Wunsch auch etwas düstere Atmosphäre im Arrangement schafft, ist Aparillo von Sugar Bytes. Es ist kein typischer Lo-Fi-Synth, seine Texturen und bewegten Klänge füllen einen Lo-Fi-Track meist gut auf.
Hier geht es zum Thomann Webshop Preis Aparillo: 95 Euro
Output Arcade
Der Loop-Synthesizer von Output mit ständig aktualisiertem Sample-Content aus der Cloud ist auch für Lo-Fi-Phrasen ergiebig. Hierzu passend sind natürlich alle Chill Lo-Fi Kits, die sich aus Groove-Elementen, Bass, Keys, Effekte, Pads, Guitars und auch Vocals zusammensetzen. Alle Loops können schnell in Tempo, Tonhöhe und Klang variiert und mit Effekten garniert werden.
Hier geht es zur Produktlink des Herstellers. Preis Output Arcade: 10 Euro monatlich
Spitfire Audio Labs
Sicherlich darf es auch einmal vollkommen kostenfrei sein: Spitfire Audio spendiert mit „Labs“ eine erstaunliche Kollektion aus mindestens 31 charaktervollen Instrumenten, die oft akustischer Natur sind und einen gewissen Lo-Fi-Touch haben. Dieser Sample-Player kann über die Spitfire-App heruntergeladen werden – nicht versäumen und am besten gleich installieren!
Hier geht es zur Produktlink des Herstellers. Preis Spitefire Audio Labs: kostenlos
Die besten Effekte für Lo-Fi Sound
Noch leichter verfügbar und für den typischen „LoFi“-Sound meist viel wichtiger als Instrumente sind die Effekt-Plugins. Damit lässt sich jeder noch so sterile Digitalsound auf nostalgisch trimmen. Diese Softwareprodukte sind bei einigen Producern im täglichen Einsatz und mindestens einen Versuch wert.
XLN Audio RC-20 Retro Color
XLN Audio ist vor allem fürs virtuelle Drumming bekannt, aber im Portfolio der Schweden befinden sich auch weitere beachtlich gute Softwareartikel: RC-20 Retro Color bietet als Multieffekt eine Palette an sechs Werkzeugen (Noise, Wobble, Space, Magnetic, etc.) zum Vinylisieren digitaler Spuren und Klänge, was mithilfe der guten Presets ebenso leicht fällt wie persönliche Eingriffe auf die Effektparameter.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers und hier zum Thomann Webshop. Preis XLN Audio RC-20 Retro Color: 99 Euro
Goodhertz Vulf Compressor
Der Anbieter GoodHertz ist ein Spezialist fürs Vintage-Design. Mit dem Vulf Prozessor
bekommt man vor allem ein Tool für eine Dynamikbearbeitung, die den Kompression-Algorithmus („Vinyl Slim“) des Boss SP-303 Dr. Sample emuliert – vor allem im Hip-Hop ein beliebter Phrase Sampler.
Hinzu kommen Effekte wie Lo-Fi oder Wow, die den Klang drastischer verfärben als ein gewöhnlicher Kompressor. Hier gibt es einige Presets mit an die Hand, die schnell zum Lo-Fi-Klangbild verhelfen. Der Preis sieht angesichts des GUIs zunächst eher happig aus, ist es aber eigentlich gar nicht – die volle Punktzahl im Bonedo-Test sind verdient.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers. Preis Goodhertz Vulf Compressor: 149 USD
Goodhertz Wow Control
Wenn es speziell um die Klangfärbung analoger Bandmaschinen geht, bietet Goodhertz das Plugin „Wow Control“, das dem Vulf Compressor optisch zwar sehr ähnelt, ihn klanglich aber gut ergänzt. Die Presets sind bereits so üppig, dass man sich hier eigentlich nur ein paar kleine Änderungen vornimmt. Von subtilen Modifikationen bis hin zu wilden Delays ist vieles möglich.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers. Preis Goodhertz Wow Control: 129 USD
UJam Finisher Retro
Eine vorbildlich dokumentierte, vielseitige und klanglich überzeugende Zeitreise ermöglicht bei uJam das Multieffekt-Plugin „Finisher Retro“. Man kann sich die Effekt-Presets nach Jahrzehnten (1960 bis 1990) anzeigen lassen und mit dem Finisher-Regler jeweils individuell eintauchen. Für Einsteiger, die sich ein wenig weiterbilden möchten, ist es wohl klasse, aber auch Profis werden mit Qualität und Handling von uJam Finisher Retro mehr als zufrieden sein.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers und hier zum Thomann Webshop. Preis uJam Finisher Retro: 98 Euro
D16 Group Decimort 2
Decimort 2 von D16 Group ist kein Rundum-sorglos-Paket wie etwa UJam Finisher Retro, sondern aufs Bit Crushing spezialisiert. Klanglich emuliert wird der DA-Wandler der frühen digitalen Sample-Instrumente (Akai MPC60, Ensoniq ASR-10 oder E-mu SP-1200). Außerdem gibt es ein Multimode-Filter, das in den vielen nützlichen Presets ebenfalls berücksichtigt worden ist.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers und hier zum Thomann Webshop. Preis D16 Group Decimort 2: 49 Euro
Baby Audio Super VHS
Baby Audio bietet mit dem Plugin „Super VHS“ eine Klangverfärbung, die auch vollkommen ohne Presets spielerisch und einfach erledigt werden kann. Den Sound der 80er Jahre ermöglichen sechs Parameter. So zum Beispiel simuliert „Heat“ eine Bandsättigung, während „Shape“ die Sample Rate reduziert, „Magic“ den Sound mit einem Chorus (Roland Juno) anfettet und „Drift“ für Pitch Shifting steht. Alles in allem macht dieses FX-Plugin wirklich einen guten Job!
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers. Preis Baby Audio Super VHS: 49 USD
Klevgrand DAW Cassette
Auch „DAW Cassette“ ist ein Effekt-Plugin, das anstelle von Presets auf die kreativen Momente innerhalb der DAW setzt. Man wird direkt dazu animiert, verschiedene Einstellungen zu probieren und einen coolen Sound zu finden – und das ist eigentlich auch gut so. Es handelt sich dabei um eines der günstigsten kommerziellen Produkte, das sich den analogen Artefakten der Musikkassette der 80er angenommen hat und sie bestens simuliert.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers. Preis Klevgrand DAW Cassette: 39 USD
AudioThing Vinyl Strip
AudioThing kommt mit einem modularen Kanalzug zur Hilfe: Das Plugin „Vinyl Strip“ ist ein Multieffekt, der aus sechs einzelnen Effektmodulen besteht: Distortion, Compressor, Bit Crusher, Tilt EQ, Vintage Reverb und Vinylizer. Einige Presets helfen, einen passenden knisternden Lo-Fi-Sound zu finden. Die Verfärbungen fallen meist eher moderat aus, auch bei Verwendung der nützlichen Zufallsfunktion.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers. Preis AudioThing Vinyl Strip: 59 Euro
u-he Satin
Urs Heckmann hat nicht nur Synthesizer, sondern auch andere Plugins entwickelt. Mit „Satin“ gibt es mehr als eine Bandsimulation, denn im Flange- und Delay-Mode lässt dieser Spezialist viele bezaubernde Echos, Reverbs und Modulationseffekte entstehen. Extremes Drifting und nerdige Lo-Fi-Sounds wie bei einigen anderen der hier vorgestellten Plugins tauchen zumindest unter den Presets nicht auf. Satin ist daher erstaunlich oft verwendbar.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers und hier zum Thomann Webshop . Preis u-he Satin: 124 Euro.
Chow DSP ChowTapeModel
Natürlich gibt es noch einen Freeware-Tipp für Mac OSX, Windows und Linux. Er lautet ChowTapeModel und ging aus einer Studie an der Stanford University hervor. Emuliert wird die Bandmaschine Sony TC-260 – und das auch ziemlich überzeugend. Das Plugin gibt es übrigens ebenso fürs iPad und es ist außerdem in PluginGuru Unify enthalten.
Hier geht es zur Produktseite des Herstellers. Preis: kostenlos
Unsere Audio Demos der Lo-Fi Sound Effekte
Nur am Rande: Sounds und Loops für Lo-Fi Sound
Natürlich gibt es auch klassische Presets, Loops und Samples für den Lo-Fi-Sektor. Einige Angebote sollte man kennen und auch einmal nutzen
Der deutsche Sampling-Spezialist Ueberschall bietet in seinem umfangreichen Sortiment so einige spannende Kollektionen in puncto Lo-Fi. Neben Construction Kits mit allen Elementen für eine Produktion bekommt man auch speziellere Instrumental Features. Die einzelnen Loops lassen sich leicht mit dem Elastik Player genießen und schnell in Tempo, Skala oder Tonart an den Song anpassen. Neben „LoFi Lounge“ und „LoFi Beats“ bewähren sich ebenso Artikel, bei denen das Kürzel „LoFi“ nicht explizit im Produktnamen erscheint. Zur Orientierung haben wir einige Produkte zusammengestellt:
Lo-Fi Fazit
Sicherlich lassen sich noch weitere Produkte für den Lo-Fi-Genuss finden. Letztlich ist es aber besser, seine Zeit mit dem Musikmachen zu verbringen. Mit diesem üppigen Aufgebot an Software lassen sich entspannt coole Lo-Fi-Tracks produzieren. Dabei sollte man das Lo-Fi Tuning aber nicht überstrapazieren – denn das ist eigentlich ein „akustischer Kunstgriff“. Ein guter Track setzt schließlich auf eine ausgewogene Balance zwischen Lo-Fi-Spuren und brillanten Elementen, die meist den nötigen Punch liefern und Transparenz schaffen – viel Spaß beim Produzieren!