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Kawai ES6 Test

Details

Figur & Statur
Wie schon Eingangs erwähnt, zeichnet das Kawai ES6 vor allem seine schlanke Figur und Übersichtlichkeit aus. Zugegeben – mit 21,5 kg Kampfgewicht kommt hier nicht ganz wenig auf die Waage, aber einen Mittelgewicht-Kämpfer zeichnet in der Regel ja auch mehr Power aus, als die Kollegen aus der Fliegengewicht-Abteilung. Und mit seiner Power (vor allem seines Lautsprecher-Systems) darf dieses Digital Piano gerne angeben. Zum Vergleich: Ein echtes Schwergewicht wie der ganz große Bruder Kawai MP8 II wiegt mit 32 kg dann doch noch einmal eine ganze Ecke mehr.

Auf ein (stabiles) Stativ gestellt, macht das ES6 einen guten Eindruck, ob zuhause im Wohnzimmer oder auf der Bühne. In den Versionen Black (ES6 B) oder White (ES6 W) kann man je nach Geschmack aus zwei verschiedenen Modellen wählen. Schnell sind die notwendigen Verkabelungen vollzogen um dem Gerät endlich den ersten Ton zu entlocken.

Fotostrecke: 2 Bilder Kawai ES6 B (black)

Zubehör
Mitgeliefert wird neben der obligatorischen Bedienungsanleitung natürlich ein passender Netzadapter und ein elegantes Sustain-Fußpedal (F-10H), beide werden an der Rückseite mit dem Gerät verbunden. Außerdem verschickt Kawai ein stabiles Metall-Notenpult zusammen mit dem Instrument, das man praktischerweise an der hinteren Oberkante befestigen.

Weil ja die Vorfreude die schönste Freude ist und ich mich noch zwei Minuten zurückhalten kann, bevor die Power-Taste gedrückt wird, checke ich noch eben schnell dir Tastatur ohne hörbare Klänge. Das fühlt sich passabel an, nicht die Gewichtung eines echten Konzert-Flügels, aber griffig und ohne „ins Leere“ zu greifen. Allerdings wird damit die Neugier nicht geschmälert, die mir die Bedienungsanleitung beim Thema Tastatur gemacht hat: Ich habe es hier mit einer 88er „Advanced Hammer Action IV-F Tastatur“ zu tun, die den feinen, authentischen Anschlag eines Flügels reproduzieren soll. Wie bei einem akustischen Flügel sind hier die Spielgewichte im Bassbereich schwerer als im Diskant, verbunden mit der „Acoustic Reaction“-Technologie soll dies zu größtmöglicher Kontrolle im dynamischen Spiel (pianissimo bis fortissimo) führen. Die Praxis wird’s zeigen.

Lautsprecher System
Auf den ersten Blick interessiert mich auch das dezent an der oberen Instrumenten-Kante verlaufende Lautsprecher-System. Beim genaueren Hingucken blitzen unter der Metallverkleidung links und rechts je drei Lautsprecher durch, die sich über die komplette Länge der Tastatur erstrecken. „Wandert“ hier der Sound mit den  Händen mit, wie bei einem echten Klavier? Das lässt mich als erklärten Liebhaber von Natur-Instrumenten nun wirklich hoffen!

Der linke Lautsprecher
Der linke Lautsprecher

Bedienelemente & Funktionen
Um die Lust auf’s Spielen weiter zu schüren, noch ein schneller Blick auf und hinter die „Kulissen“ des Kawai ES 6. Dass das Ganze übersichtlich gestaltet ist, muss nicht noch einmal erwähnt werden, erwähnenswert ist jedoch, dass das ES 6 mit angenehm wenigen Tastern auskommt. Das lässt, auch ohne erst die Bedienungsanleitung studieren zu müssen, schon beim ersten Drübergucken einen relativ guten Überblick über die einzelnen Funktionen des Instruments zu.

Ganz links findet sich der Volume-Regler, daneben Taster für Demo (mit 27 Demo-Songs für meine Begriffe etwas überbewertet), Split (Das ES6 lässt sich in 2 selbst definierbare Zonen splitten, denen jeweils ein Sound zugewiesen werden kann) und Registration (Möglichkeit, bis zu 14 Setups, sogenannte  Registrations, bestehend aus unterschiedlichen Parametern wie Klangauswahl, Effekteinstellungen,.. zu speichern)

Danach folgen nacheinander die Instrumenten-Gruppen Piano 1, Piano 2, E.Piano, Organ, Harpsi/Mallets, Strings/Choir und Bass. All diese Klänge besitzen noch bis zu 8 „Unter-Klänge“, also Varianten der Haupt-Sounds, die sich mit den beiden Value/Balance-Tastern rechts vom Display durchschalten lassen. Insgesamt kann man aus 32 Sounds auswählen. Jeweils zwei Sounds lassen sich durch gleichzeitiges Drücken auch kombinieren und wiederum mit den Value/Balance-Tastern, einer Art zentralen Steuer-Einheit, in ihrem gegenseitigen Lautstärke-Verhältnis in neun Schritten abstufen. Sehr praktisch – dies ist doch wirklich mal positiv hervorzuheben!

Display
Weniger positiv ist in meinen Augen das wirklich zu klein geratene 3 stellige LED-Display, mit dem man sich ein wenig in die Anfänge des digitalen Zeitalters zurückversetzt fühlt – hier hätte Kawai wirklich etwas großzügiger sein dürfen, zumal sich dieses Display im Betrieb nach Betätigen einer Taste nach etwa 3 Sekunden auch noch immer wieder ausschaltet und somit nicht wirklich zur ansonsten guten Übersichtlichkeit beiträgt. Zur diesbezüglichen Ehrenrettung des ES6 sei hier erwähnt, dass allerdings die betätigten Taster in einem dezenten Weinrot gut sichtbar leuchten. Damit sind die wichtigsten Informationen auch ohne Display garantiert.

KawES6_Display

Sound Edit
Rechts des Displays befinden sich jeweils in 2er-Gruppen angeordnet Taster für:

• Effect: Hinzufügen von Standard-Effekten wie Chorus, Delay, Tremolo und Rotor-Simulation.
• Reverb: 5 verschiedene Hall-Typen stehen zur Auswahl: Room – Stage – Hall.
• Rhythm Section: Hierbei handelt es sich um eine zuschaltbare Auswahl an automatischen     Begleitstyles, bestehend aus Schlagzeug-, Bass- und Gitarren-Parts.
• Part: So können aufgenommene Song-Parts ausgewählt oder stummgeschaltet werden oder Änderungen an der Rhythm-Section Begleitung vorgenommen werden.
• Recorder: Mit Play/Stop und Rec können bis zu 4 jeweils 2-spurige Songs aufgenommen, gespeichert und wieder abgespielt werden.
• Metronome: Tempo und Beat zum Einstellen der Taktart, sowie dessen Lautstärke.
• Touch: Ermöglicht die Einstellung von 5 unterschiedlichen Anschlags-Stärken von „light“ bis „heavy“.
• Transpose: Transponierung in Halbtonschritten.

Function-Modus
Drückt man Touch und Transpose gleichzeitig, gelangt man in den Function-Modus, der schließlich mannigfache Möglichkeiten bietet, auf den Klang Einfluss zu nehmen: Unter anderem etwa Brillanz des Klanges, Stimmung/Finetuning, Intonierung, Dämpfereffekt, Saitenresonanz, Temperatur (Ein echtes „Zuckerl“ für Liebhaber älterer Musik wie Barock oder Renaissance: Hier können 8 unterschiedliche Stimmungen von Pythagoräisch bis Gleichschwebend angewählt werden) und einiges mehr.  

Nachdem also auf die relativ wenigen Taster doch etliche Funktionen kommen, muss ich die anfänglich viel gelobte Überschaubarkeit ein wenig nach unten korrigieren: Um die einzelnen Funktionen zielgenau ansteuern und bedienen zu können, braucht man entweder viel Übung oder die Bedienungsanleitung immer in der Tasche.

Aber von Spezial-Einstellungen mal abgesehen – das wichtigste, die Sounds, lassen sich kinderleicht bedienen und ansteuern, und das ist in meinen Augen noch immer mit das A&O bei einem Digital Piano.

Anschlüsse
Einfach gestaltet ist auch die Rückseite des Kawai ES6, welche die wichtigsten Anschlussmöglichkeiten bietet: Neben Netzanschluss wie gewohnt Stereo Line Out, MIDI I/O, alternierend dazu ein USB-Anschluss, mit dem genauso MIDI-Daten gesendet werden können, und praktisch: ein On/Off-Schalter zum Deaktivieren der internen Speaker, falls man zum Beispiel über eine PA spielt und diese nicht benötigt. Des weiteren ein Line In Stereo Mini-Klinken-Anschluss, der das einfache Anschließen und Verstärken etwa eines CD-Players ermöglicht. Ein kleines Kuriosum am Rande: Das ES6 besitzt insgesamt 3 unterschiedliche Anschlüsse für Dämpfer-Pedale, vom mitgelieferten F-10H (Damper) über eine Buchse für ein Doppelpedal (Damper/Soft) bis zu einem Dreierpedal-Anschluss (Damper/Sostenuto/Soft), welcher sich etwas versteckt an der Unterseite des Instruments befindet. Sehr praktisch finde ich die beiden (!) Kopfhörer-Anschlüsse vorne sowohl links wie auch rechts am Gerät, die auch gleichzeitig funktionieren; falls mal jemand mithören möchte, auch nach Mitternacht.

Die wichtigste Taste des ES6 hätte ich nun fast vergessen, mittig rechts außen endlich einmal nicht irgendwo unter dem Gerät versteckt oder so klein, dass man sie auch nach dem 10. Gig immer noch suchen muss: Die Power-Taste, was mich endlich dazu bringt dem Instrument nun Töne zu entlocken!

Fotostrecke: 2 Bilder Die rückseitigen Anschlüsse
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