PRAXIS
Sounds
Kommen wir nun zum Wichtigsten – den Sounds. Wie bereits beschrieben besitzt das Kawai MP10 neun verschiedene Flügelklänge. Der „Concert-Grand“-Konzertflügel ist zunächst in drei Varianten vorhanden. Von pianissimo bis fortissimo lässt er sich recht dynamisch spielen und klingt sehr gut. Der Klang strahlt und ist sehr durchsetzungsfähig. Die ausgeklügelten Zusatzsamples für Hammer- und Resonanzsounds tragen das Ihre dazu bei. Das Einzige, was ich ein wenig vermisse, ist eine gewisse warme Intimität. Allerdings kann man mit Hilfe des EQs und den Möglichkeiten des Virtual Technician den Sound ja noch an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Die übrigen Klaviersounds unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Brillanz und Dichte. Das Jazz-Piano klingt ein bisschen dünner (im positiven Sinne), während die Pop-Pianos die erwartete Schlagkraft und Durchsetzungsfähigkeit an den Tag legen. Auf ein charmantes Upright-Piano à la Tom Waits wurde leider (wieder mal) verzichtet.
Eine Überraschung bieten die E-Pianos: Rhodes-, Wurlitzer- und Clavinet-Sounds vom Allerfeinsten! Die Rhodes-Samples haben die charakteristischen Nebengeräusche mit an Bord und können außerdem über einen Amp-Simulator fachgerecht zurecht geschliffen werden. Und selbst das oft stiefmütterlich behandelte Wurlitzer bekommt von Kawai einen richtig guten Sound spendiert. So gut klingt sonst nur das Original (und vielleicht noch das Korg SV1). Ich bin begeistert!
Unter den Sub-Sounds findet man Streicher und Pads, die für sich genommen recht unspektakulär klingen. Zum Beimischen unter ein Piano haben sie allerdings durchaus einen Sinn und fügen sich gut ein.
Bedienung
In der Praxis fällt vor allem die übersichtliche Bedienung positiv auf. Das LCD mit den vier belegbaren Drehreglern sorgt für einen schnellen Direktzugriff. Auch die nch dem gleichen Schema aufgebauten Sektionen für Pianos, E-Pianos und Sub-Sounds sind selbsterklärend und sehr praxisnah. Hall rein, Hall raus, Tremolo an, bisschen mehr Verzerrung beim Rhodes, jetzt schnell ein durchsetzungsfähiger Piano-Sound – alles ist nur einen Tastendruck entfernt; man muss sich nicht durch tiefe Untermenüs kämpfen.
Auch die MIDI-Sektion muss ausdrücklich gelobt werden. Eigene Transporttaster und belegbare Potis für MIDI-CC-Daten sind bei einem Stage Piano selten gesehene Zusatzfeatures. Durch die Möglichkeit, das Modulationsrad und die Pedale mit unterschiedlichen Parametern zu belegen, werden die Masterkeyboard-Ambitionen des MP10 zusätzlich unterstrichen. Weiterhin zu erwähnen ist die justierbare Anschlagsdynamik, die neben ihren sechs voreingestellten Stufen auch eine „User Touch Curve“ bereithält. Dazu spielt man auf der Tastatur und das Piano „lernt“ die eigene Anschlagstärke und Dynamik. Bei weichem Anschlag wird die Tastatur automatisch “heißer” eingestellt, gibt also schneller höhere Velocity-Werte aus. Umgekehrt reagiert die Funktion auf einen härteren Anschlag mit einer etwas schwereren Anschlagsdynamik. Das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut.