Praxis
Praxis und Sound
Beim “Dark Side” handelt es sich um ein kleines Sammelsurium an Sounds, die in Anlehnung an David Gilmour in einem Pedal vereint sind. Zu 100 Prozent hat man sich allerdings nicht an die historischen Gegebenheiten gehalten, da bei den Aufnahmen von “The Dark Side Of The Moon” weder Big Muff noch ein Flanger zum Einsatz kamen.
Obwohl hier anstelle des Big Muff eigentlich ein Fuzz Face hingehört, gefällt mir der Sound der Keeley-Muff-Variante. Im Vergleich zu meinem alten Big Muff aus den 70ern klingt die Schaltung wesentlich weicher, wodurch man den nachgeschalteten Amp nicht in die Sättigung fahren muss, um einen runden und nicht zu harschen Ton zu erhalten. Allerdings muss man den Filter-Regler sehr weit aufdrehen, damit der Ton genügend Definition erhält. Hier zunächst einmal die drei Grundeinstellungen der Fuzz-Sektion mit dem Miniswitch. Zuerst hört ihr den Flat-Modus, dann den Full-Modus und im letzten Drittel den Scoop-Modus. Der Amp ist ein alter, clean eingestellter Vox AC 30.
Obwohl der Meister seinerzeit ein Arbiter Fuzz Face verwendete und seine Hiwatts im Studio weit in die Sättigung fuhr, habe ich mich an einen kleinen Ausschnitt seines Gitarrensolos aus dem Song Money gewagt. Das Fuzz steht hier im Flat-Modus. Der Fuzzregler steht auf Vollgas und das Filter-Poti auf 15 Uhr. In der zweiten Hälfte habe ich dann das Delay hinzu-geschaltet. Die verwendete Gitarre ist meine alte 77er Stratocaster, die nachträglich mit Kloppmann-Pickups bestückt wurde.
Bei den Aufnahmen zu “The Wall” setzte Gilmour den Flanger-Effekt nicht nur beim Solieren ein. Auch bei gedoppelten Bratwänden kam sein Electric Mistress Flanger zusammen mit dem Big Muff zum Einsatz. Diesen Sound kann man hier sehr gut nachbauen, weil der Flanger einen unaufdringlichen, weichen Sound erzeugt. Was mich aber stört, ist das starke Eigenrauschen der Effektsektion, auch wenn das Fuzz nicht aktiviert ist.
Für dich ausgesucht
Kommen wir zu den einzelnen Effekten des Pedals ohne aktiviertes Fuzz. Die Sounds sind nicht auf Hochglanz getrimmt, sondern eher etwas matter abgestimmt, um den analogen Charakter der alten Geräte näherzukommen. Der Flanger macht auch alleine eine gute Figur und klingt wie eine angenehme Mischform von Chorus und Flanger.
Auch der Phaser-Algorithmus macht hier einen guten Job. Sein Sound tendiert in Richtung Phase 90 und bringt, ähnlich wie das Original, einen eher weichen Phasersound.
Das simulierte Univibe klingt für sich gespielt wirklich gut. Im direkten A/B-Vergleich mit meinem KR Mega Vibe klingt der Effekt jedoch flacher und eher zweidimensional. Aber gut, ich habe bisher noch keinen digitalen Univibe-Klon gehört, der wirklich an die Tiefe der klassischen analogen Geräte heranreicht.
Beim Rotary-Effekt geht es mir ähnlich wie beim Univibe. Der Sound klingt für sich alleine gespielt wirklich anständig, aber besonders in sehr schnellen und sehr langsamen Einstellungen wirkt es etwas künstlich in Richtung Flanger/Phaser-Mix. Zum Regeln der Modulationsgeschwindigkeit habe ich hier ein Expressionpedal angeschlossen.
Kommen wir zu den Delay-Algorithmen des Dark Side Pedals. Insgesamt stehen 12 Delypattern zur Verfügung, mit denen sich klassische Delaysounds in Anlehnung an ein Binson Echorec Scheibenecho nachbauen lassen. Mit einigen Pattern kann man auch Echos im Stil von Hank Marvin realisieren. Das Pedal bietet weder die Möglichkeit, den Frequenzgang der Echos zu verändern, noch kann man die Delays modulieren lassen. Hier eine kurze Demonstration der 12 verfügbaren Delaypattern in einem Audiostrang.
Zum Schluss noch ein etwas melodiöseres Beispiel mit dem Delay Pattern Nr. 5. Wie man hören kann, macht das Pedal hier einen anständigen Job, und obwohl man den Frequenzgang der Echos nicht manipulieren kann, finde ich den an einem Bandecho-Sound orientierten Frequenzgang gut getroffen.