Praxis
Robert Keeley ist ja für sein goldenes Lötkolbenhändchen bekannt, besonders, wenn es darum geht, gut klingende Verzerrer zu bauen. Das ist auch hier der Fall, denn beim DDR Drive-Delay-Reverb hat man es mit einem exzellenten Brot-und-Butter-Overdrive zu tun, der einen in sich schlüssigen Sound erzeugt und den Klang des nachgeschalteten Amps erweitert. Dabei ist das Pedal nicht nur dann gnädig, wenn man es an einen gut abgehangenen Marshall anschließt, auch Vox- und Fender-User kommen auf ihre Kosten. Für diesen Test habe ich einen leicht gesättigten Fender Hod Rod Deville verwendet, den ihr hier in der Grundeinstellung, also ohne Pedal, hören könnt.
Wenn man den Miniswitch der Overdrive-Sektion in die linke Position bringt, erhält man einen offenen Crunchsound, der den Eigenklang des nachgeschalteten Amps nicht zu stark verändert. Hier lassen sich von dezenten Einstellungen bis hin zu sehr überzeugenden Country Rock/Blackmore-Sounds viele gutklingende Nuancen einstellen, die den Ton weder plattmachen, noch ihn zu stark komprimieren. Hier drei Einstellungen der Overdrive-Sektion im Cruch-Modus, beginnend in der 9-Uhr-Position, gefolgt von der 12-Uhr-Position und der Maximalstellung.
Wenn man den Mode-Regler der Overdrive-Sektion nach rechts schiebt, bringt das Pedal eine mittig angedickte und dementsprechend fettere Verzerrung, die außerdem noch etwas mehr Gain bietet. Damit sich der Sound nicht verschluckt, empfiehlt es sich, den Tone-Regler weiter aufzudrehen, weil der Ton sonst zu stark an Kontur verliert. Auch hier gibt es wieder drei Einstellungen, beginnend bei 9 Uhr, gefolgt von 12 Uhr und der Maximalstellung.
Kommen wir zur Effektsektion des Pedals. Wie bereits erwähnt, stehen hier zwei Reverbs zur Verfügung, ein Platten- und ein Federhall. Beide Sounds klingen anständig und bieten für den Live-Einsatz eine mehr als ausreichende Qualität. Sie haben einen leicht rotzigen Charakter, was mir im Zusammenspiel mit Gitarrensounds sehr gut gefällt. Für die Audiobeispiele habe ich die beiden Decay- und Tone-Regler auf 12 Uhr gestellt. Man kann die Sounds also noch weiter tweaken, aber die Marschrichtung kommt hier sehr gut zur Geltung, auch wenn ich es mit dem Hallanteil absichtlich etwas übertrieben habe.
Die Delaysounds sind zwar unspektakulär, aber sie sind gut abgestimmt und liefern anständige Ergebnisse, mit denen es sich im Proberaum und auf der Bühne bestens arbeiten lässt. Natürlich wäre es schön, wenn es noch weitere Eingriffsmöglichkeiten gäbe, aber in Anbetracht der wenigen Regler auf der Oberseite des Pedals muss man gewisse Abstriche in Kauf nehmen.
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Das Pedal macht auch dann eine gute Figur, wenn man die Eingangsstufe des Gitarrenamps zusätzlich anzerrt. Dabei tendiert der Sound übrigens nie in Richtung Metall, sondern bleibt immer warm und organisch. Zerrt man den Amp nicht zu stark an, kann man auch weiterhin Delay- und Halleffekte verwenden. Hier sollte man allerdings mit Fingerspitzengefühl herangehen, denn durch die natürliche Kompression, die auch schon bei geringen Verzerrungen entsteht, treten Hall- und Delayeffekte stärker in den Vordergrund, weshalb man den Blend-Regler weiter als gewöhnlich zurückdrehen muss. Dezent eingesetzt klingt es sehr rau und wild und geht mit dem Originalsignal eine Symbiose ein.