Praxis
Erster Eindruck
Das Pedal hängt im Praxis-Check vor einem Fender Silverface Bassman, für die Lautsprechersimulation kommt eine Universal Audio OX Box zum Einsatz, die das Modell einer 4×12 Box mit Greenback-Speakern bereitstellt. An welche Gitarre denkt man zuerst, wenn es um Kompressor-Pedale geht? Klar, die Telecaster. Wir nähern uns also den Funktionen des Pedals mit diesem Modell. Der Hersteller schlägt in seinem Manual drei Beispiel-Settings vor, die ich hintereinander anspielen werde. Dabei steht das Level-Poti erst auf 12 Uhr und das Comp-Poti auf 9 Uhr. Anschließend bringe ich beide Potis auf 12 Uhr und zu guter Letzt drehe ich das Comp-Poti auf 15 Uhr. Vorher gibts aber natürlich noch das Bypass-Signal des clean eingestellten Amps.
Wie man hören kann, hebt das Pedal die Signalintensität bei Bedarf ordentlich an. Die zuerst gehörte Einstellung fährt dabei den Pegel moderat hoch und rundet das Signal mit einer dezenten Kompression angenehm ab, ähnlich wie bei einem Röhrenamp kurz vor dem Break-Up. Tatsächlich beschreibt auch Keeley in seiner Gebrauchsanweisung die Einstellung genau so. In diesem Setting wäre das Pedal für mich ein typischer Always-On-Kandidat, der das Signal einfach bloß etwas griffiger und präsenter erscheinen lässt. Auf 12 Uhr greift die Kompression schon ordentlich ins Geschehen ein und arbeitet auch deutlich hörbarer. In der letzten Einstellung bringt abschließend das Pedal seine Sustainer-Qualitäten zum Vorschein und verleiht langen Noten einen stabileren Ausklang. Alles in allem macht das Pedal nach der ersten Runde einen sehr brauchbaren Eindruck.
Anwendungsbeispiele mit diversen Gitarren
Beim weiteren Herumprobieren mit verschiedenen Einstellungen finde ich zunächst besonders die Kombination aus Boost und dezenter zusätzlicher Kompression reizvoll. (Bsp.01) Aber auch diverse andere klassische Kompressor-Anwendungen bekomme ich im Handumdrehen hin. Dazu gehört das Andicken des Cleansounds einer Semi-Akustik für den typisch ploppenden Jazzgitarrenton (Bsp.02) oder den pumpenden 80er-Jahre-Single-Note-Charakter mit einer Strat (Bsp.03). Dabei habe ich in keinem Moment den Eindruck, weitere Parameter zurate ziehen zu müssen. Wirklich gut gelöst! Generell lässt das Pedal das Signal auch etwas fetter erscheinen, wie man bei den stehenden Akkorden im vierten Beispiel gut wahrnehmen kann. Wer seinem Lead-Gitarrenton eine extra Schippe Sustain und Schmatz spendieren will, ist mit diesem Vertreter vor dem Overdrive-Pedal ebenfalls gut bedient. Im fünften Beispiel habe ich dafür einen Boss SD-1 hinter den Keeley Kompressor geschaltet. Allerdings nimmt mit höherer Boost- und Kompressor-Intensität auch der Rauschanteil im Signalweg hörbar zu, da die Kompressionsabteilung des Pedals mit ihrem Make-Up-Gain den Gesamtpegel zusätzlich pusht. Das liegt aber in der Natur der Sache. Hier muss man demzufolge mit einem zusätzlich Rauschgenerator wie einem Zerrpedal etwas achtgeben oder ein Noise-Gate für die Spielpausen im Gepäck haben. Um den Einfluss des Pedals besser orten zu können, spiele ich bei manchen der folgenden Audios zunächst im Bypass und schalte anschließend den Kompressor hinzu. Generell kann ein Kompressor-Pedal aber auch einfach dem Signal eine attraktive Klangfarbe verleihen. Im Songbeispiel (Bsp. 06) habe ich in diesem Zusammenhang das Clean-Signal einer Strat, die den Lead-Part übernimmt, veredelt. Der Kompressor ist dabei recht offensiv eingestellt, gleichzeitig spiele ich aber die Töne nur sehr sanft an, was den Charakter der Singlecoils herrlich betont. Aber hört selbst.
Keeley Compressor Mini vs. MXR Dyna Comp Mini
Schon beim Auspacken des Keeley Compressor Mini Pedals musste ich an den MXR Dyna Comp Mini denken, der Teil meiner Pedalsammlung ist und ein ähnliches Konzept verfolgt. Zusätzlich kommt der Dyna Comp Mini lediglich mit einer optional schnelleren Attack-Zeit per Knopfdruck. Ansonsten sind die beiden Pedale in der Bedienung absolut identisch. Hier kommt noch ein kurzer Vergleich, bei dem ich die Pedale mit einem Cleansound und einer schon deutlich hörbaren Kompression anspiele, wie sie gern von Country-Spielern genutzt wird. Beim Dyna Comp ist dafür die eher klassische, langsamere Attack-Phase angewählt. Im zweiten Durchgang fahren die Vertreter den Amp ordentlich an. Um auf das gleiche Output-Niveau zu kommen, musste ich dafür den Dyna-Comp in das schnellere Attack-Setting bringen.
Für dich ausgesucht
Am Ende geht’s natürlich auch hier wieder nur um Nuancen. Für den typisch schnalzenden Kompressor-Sound im Clean-Channel gefällt mir der Dyna Comp mit seiner langsameren Attack-Zeit etwas besser und fühlt sich auch in den Fingern geschmeidiger an. Den Einfluss auf den Klangcharakter kann man hier besonders am Ende des Beispiels in der Melodielinie hören. In Sachen Boost wirkt der Keeley Compressor dafür aber hörbar lebendiger und runder.