Praxis
Sound
Eines vorweg: Wegen der zahlreichen Schaltungsmöglichkeiten können kaum alle Soundvariationen lückenlos präsentiert werden. Schließlich hat man es hier mit zwei Pedalen zu tun, deren Interaktion unglaublich viele Nuancen bietet. Entwarnung gibt es aber sowohl für Humbucker- wie für Singlecoil-Fetischisten, denn das Pedal verträgt sich bestens mit beiden Spezies. Die Booster-Sektion generiert einen dynamischen Ton mit einer leichten Mittennase, die aber nicht so extrem ausgeprägt ist wie die beim Tubescreamer. Ihr Sound ist gut ausbalanciert mit einem insgesamt stabilen Bassbereich und einem rotzigeren Ton mit viel Punch. Erst ab der 10-Uhr-Position des Gain-Reglers wird das Signal allmählich mit einer leichten Anzerrung angereichert. Als Referenz hört ihr in der ersten Hälfte des Soundbeispiels den Amp ohne Pedal und dann mit einer leichten Anzerrung des Boosters. Die Einstellung am Gitarrenamp habe ich übrigens beim Einspielen der Audiofiles nicht verändert.
Wenn man den Gainregler auf 12 Uhr bewegt, bekommt der Ton nicht nur mehr Sättigung, sondern auch eine dezente Kompression. Klasse für rotziges Akkordspiel und kantige Riffs. Die leichte Mittennase verleiht ihm eine gewisse Durchsetzungskraft, und obwohl man sie im direkten A/B-Vergleich wahrnimmt, nervt sie beim Spielen nicht. Ganz im Gegenteil: Schaltet man den Booster aus, vermisst man den zusätzlichen Punch.
Auch bei hohen Gain-Einstellungen der Boostersektion erhält man hier keinen handelsüblichen Bartsound. Der Ton erinnert eher an einen weit aufgerissenen Fender Bassman und weniger an eine sahnige LA-Verzerrung. In diesem Soundbeispiel steht der Gainregler auf 16 Uhr und reagiert nach wie vor sehr gut auf den Anschlag und die Spielweise. Der Twang der Gitarre kommt sehr gut zur Geltung, von Gleichmacherei keine Spur, wodurch sich der Sound nicht nur für Keith-Richards-Riffs eignet. Auch Blueser und Countryrocker kommen auf ihre Kosten.
Kommen wir zur Drive-Sektion des Pedals. Wer jetzt denkt, dass es hier gleich zur Sache geht, täuscht sich gewaltig. Auch hier lassen sich bei Bedarf leicht gesättigte, schimmernde Sounds realisieren. Keeley arbeitet mit mehreren kaskadierten Gainstufen, die auch bei geringen Gainsettings ein Absaufen des Tons verhindern. Der Klang und die Art der Verzerrung sind im Gegensatz zum Booster feiner strukturiert und weisen einen nahezu linearen Frequenzgang auf. In der ersten Hälfte hört ihr als Referenz das Gitarrenriff zuerst ohne Pedal und danach mit aktiviertem Overdrive. Der Gain-Regler steht auf 8 Uhr und das Tone-Poti auf 14 Uhr und Level bei 09 Uhr, also in etwa in einer Position, in der die Vorstufe des Gitarrenamps nicht zusätzlich angeblasen wird.
Der Overdrive-Kanal bietet eine sehr große Bandbreite und klingt dabei unglaublich dynamisch. Wie bereits erwähnt, habe ich die Eingangsstufe des Amps nicht zusätzlich angeblasen, damit man nur die Verzerrung des Pedals hört. Außerdem braucht man keinen angezerrten Amp, um mit dem Pedal einen überzeugenden Ton hinzubekommen. Ganz im Gegenteil würde ein angezerrter Amp die Dynamik zu sehr einschränken. Hier der Overdrive mit dem Gain-Regler in der 10-Uhr-Position.
Für dich ausgesucht
Weiter geht es mit Halbgas-Gain. Auch hier keine Spur von Kompression oder Matsch. Der Sound ist klar und differenziert, fast schon so wie bei einem gut abgehangenen und weit aufgerissenen Plexi. Beim Tone-Regler bleiben die Bässe übrigens weitestgehend außen vor. So lassen sich die feinen, strukturierten Höhen sehr gut an den persönlichen Geschmack anpassen.
In der 17-Uhr-Stellung des Gain-Reglers kommt neben einer höheren Verzerrung auch eine deutliche Kompression ins Spiel, was aber in der Natur der Sache liegt. Schließlich schränkt eine Verzerrung auch gleichzeitig die Dynamik eines Signals ein bzw. sie komprimiert den Ton.
Kommen wir zu den Kombinationssounds von Booster und Drive. Wer richtig fette High-Gain-Sounds sucht, wird vermutlich angenehm überrascht sein, was dieses Pedal neben den eher klassischen Klängen noch zu bieten hat. Schaltet man den Booster vor den Overdrive, erhält man sozusagen eine weitere Gainstufe. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen und vor allem hören lassen. Hier ein Heavy-Sound mit meiner Stratocaster.
Pedal-Setting:
- Booster Einstellungen: Gain und Tone 15 :00Uhr – Level 9:00 Uhr
- Drive Einstellungen: Gain und Tone 14:00 Uhr – Level 9:00 Uhr
Das gleiche Setting nun mit der Les Paul. Was mich am D&M Drive wirklich beeindruckt, ist seine unglaubliche Vielseitigkeit, denn einen derartigen Metal/Fusion-Sound hätte ich von diesem Pedal nicht erwartet. Wirklich böse Gitarrensounds lassen sich hier erzeugen, die dank der kaskadierten Gainstufen nie matschig oder undifferenziert klingen.
Pedal-Setting:
- Booster Einstellungen: Level 9:00 Uhr – Tone 14:00 Uhr Gain 14:00 Uhr
- Drive Einstellungen: Level 9:00 Uhr – Tone 12:00 Uhr – 15:00 Uhr