So wird der Keeley Noble Screamer getestet
Getestet wird der Keeley Noble Screamer mit verschiedenen Gitarren über einen Budda Superdrive 45 in Kombination mit einem Two Notes Torpedo Captor X und alle Delay- und Reverb-Sounds kommen von einem MXR Carbon Copy und einem Neunaber Wet Reverb. Als Referenzpedale stehen ein Maxon OD-9 und ein Nobels ODR-1 BC bereit.
Der Noble Screamer liefert vertraute Sounds im kompakten Format
Wer bereits vertraut ist mit dem Sound von Ibanez Tubescreamer und Nobel ODR-1, wird beim Einschalten des Nobel Screamers zunächst einmal wenig überrascht sein. Im TS-Modus liefert unser Testkandidat den altbekannten und zigfach kopierten Mix aus Beschneidung der tiefen Frequenzen, Anhebung der Mitten bei ca. 500 Hz und weicher, leicht komprimierter Zerrstruktur. Nimmt man es ganz genau, tendiert der Noble Screamer dabei eher in Richtung TS808 und wirkt ein klein wenig runder und sanfter als der Maxon OD-9. Ob man diese Nuancen im Blindtest nach einem Angleichen der Tone-Potis noch hören würde, sei einmal dahingestellt.
Der OD-Modus liefert bei vergleichbarer Poti-Einstellung deutlich mehr Bässe bei weniger Mitten und besticht durch eine dichte, aber gleichzeitig dynamische Zerrstruktur. Hier wird deutlich, warum so viele Shootouts der beiden „grünen“ Klassiker im Sande verlaufen, denn in vielerlei Hinsicht besitzen sie gegensätzliche Qualitäten. Wir starten mit einem Direktvergleich beider Modi mit dem Gain-Poti in der 12-Uhr- und dem Tone-Poti in der 13-Uhr-Stellung auf Tele, Strat und Les Paul
Während in den meisten Overdrive-Pedalen eine einfache Höhenblende als Klangregelung dient, ist der Nobels ODR-1 bekannt für sein Spectrum-Poti. Dabei handelt es sich um einen „Doppelfilter“, der sowohl die Höhen als auch die tiefen Mitten bei ca. 300 Hz beeinflusst.
Der OD-Modus des Keeley Noble Screamers punktet mit einem weiten Gain-Spektrum
Weiter geht es mit dem Wirkungsgrad des Gain-Potis in beiden Modi. Hier hat der OD-Modus in Sachen Vielseitigkeit und Gain-Reserven wie erwarten die Nase vorn.
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Durch die Kombination der Schaltkreise bietet der Noble Screamer vier Grundsounds
In den nächsten zwei Bespielen hören wir beide Modi mit Tone-Poti in der 13-Uhr- und Gain-Poti in der 11-Uhr-Stellung zuerst mit ihren „eigenen“ und dann mit den jeweils „fremden“ Tone-Stacks. Im OD-Modus entsteht so eine deutlich ausgedünnte und spitzere Version des Grundsounds, die besonders effektiv gegen das wuchtige Bassfundament des ODR-1-Schaltkreises arbeitet. Im TS-Modus liefert die „Mischung“ aus Tone- und Clipping-Sektion eine sehr dumpfe Version des Tubescreamer-Sounds, die in einigen Szenarien aber ebenfalls ihren Nutzen haben dürfte.
Als Booster vor dem verzerrten Amp bleibt der TS-Modus unangefochten
Zum Abschluss sitzt der Keeley Noble Screamer mit dem Level-Poti in der 15-Uhr- und dem Drive-Poti in der 9-Uhr-Stellung vor einem bereits verzerrten Amp. Auch wenn alle vier Modi brauchbare und eigenständige Ergebnisse liefern, bleiben die Qualitäten des „normalen“ TS-Schaltkreises in dieser Disziplin unbestritten.
Abschließend soll es noch zur unvermeidlichen Gegenüberstellung mit den Originalen kommen. Während die TS-Schaltung (nach Angleichung der Level) kaum noch vom Original zu unterscheiden ist, wirkt der OD-Modus im Vergleich zum Nobels ODR-1 etwas basslastiger. Der starke Fokus auf den tiefen Frequenzen gilt als verbreiteter Kritikpunkt am ODR-1, weshalb Nobels der aktuellen Version seines Klassikers einen Bass-Cut-Switch spendiert hat (zu hören im letzten Durchgang).