Aufbau und Funktionscheck sämtlicher Komponenten
Die Basis für den perfekten Mix ist nicht etwa der Soundcheck. Der kommt erst weit später. Es beginnt weitaus früher, nämlich beim Aufbau, bei der Integration sämtlicher Komponenten von PA bis Monitor, der Verkabelung etc. Und das alles will kontrolliert und auf Funktion überprüft werden. Nichts ist peinlicher, als wenn die Mucker auf der Bühne stehen, ihre Soundcheck-Halbestunde einfordern und plötzlich technische Pannen ans Tageslicht treten, die beim zuvor durchgeführten Funktionscheck hätten lokalisiert werden können. Oder um es noch plakativer auszudrücken: Die Musiker treten keinesfalls dafür an, dir zu beweisen, dass die Mikrofone und Kabel funktionieren. Das muss alles stehen. Sie sollen lediglich noch ihren individuellen Senf oben drauf packen. Auch die Kontrolle der Anforderungen im Technical Rider hast du dir nicht aus den Händen nehmen lassen. Stattdessen hast du das – nochmals (!) – eigenhändig abgehakt.
Der Vorteil: Mit deiner Fachkompetenz bist du imstande, zu beurteilen, welche Geräte sich wie verhalten und hast automatisch einen aufschlussreichen Gesamteindruck des großen Ganzen. Und nun gehst du bei sämtlichen Arbeitsschritten in Modulbauweise vor:
Ablauf beim Soundcheck
Den klassischen Beginn beim Soundcheck machen die Drums, anschließend folgen der Bass und die Harmonieinstrumente wie Klampfen oder Keyboards. Erst dann geht’s an Stimmen, gegebenenfalls die Bläser und sonstige Exoten. Man baut also gewissermaßen das Klangbild – und damit auch das Frequenzspektrum von unten nach oben auf.
Der Vorteil dabei: Der Effekt, dass sich Frequenzen gegeneinander aufheben können, findet hauptsächlich in den unteren bis mittleren Frequenzbändern statt. Dieses Hauptproblem ist damit schon zu einem großen Teil aus dem Weg geräumt. Nicht zu verschweigen allerdings, dass es hier im weiteren Verlauf des Soundchecks immer wieder Anlass zum Nachjustieren geben kann. Ein Gesamtmix kann in diesem Status höchstenfalls vermutet werden. Die routinierten unter den Soundtechnikern profitieren natürlich von ihrer Erfahrung, die ihnen sagt, an welchen Stellen bzw. überlappenden Frequenzen es für das Komplettbild kritisch werden könnte.
Mikrofonsetting als dynamische Hilfe begreifen
Schon zu diesem Zeitpunkt können konkrete Ergebnisse für die Mikrofonierung gehört, definiert und durchgeführt werden. Fakt ist letztlich: Kein Mikrofon klingt wie das andere. Die Position und die Abstände zum Instrument sind unbedingt ausschlaggebende Faktoren. Zum Ausprobieren bleibt nicht viel Zeit. Aber es lohnt sich durchaus, mal von Standard-Varianten abzuweichen und den Musikern eine Alternative anzubieten.
Das bezieht sich auf das einzelne Instrument, aber – und das ist für den Gesamtsound so unsagbar wichtig – auch auf das Komplettergebnis. Du bist dir dessen bewusst, dass das Grundsignal mit der entsprechenden Signalabnahme- und -Übertragung möglichst optimal sein muss, damit du es anschließend vernünftig verarbeiten und die PA pfeiffrei fahren kannst. Schon im eigenen Interesse sorgst du mit diesem freundlich verpackten Angebot „… Kannst doch mal austesten“ für die solide Basis. Die Funktionen am Pult und im Siderack beherrscht du im Schlaf. Also kann es unbedingt lohnenswert sein, den Fokus auf das Zusammenspiel sämtlicher Mikrofone zu richten.
Für dich ausgesucht
Zeitfenster und Zielsetzungen definieren
Um dich selbst an Zeiten halten zu können, gib selbst Zeiten vor. Im Live-Betrieb triffst du auf die unterschiedlichsten Musikercharaktere mit ebenso verschiedenen Vorstellungen. Während die eine Fraktion auf Soundcheck und Co. schon lange keine Lust mehr hat und das routiniert als notwendiges Übel abarbeitet, gibt es auf der anderen Seite diejenigen, die mit selbstverliebtem Diven-Faktor das Gras wachsen hören und einfach nicht zum Ende kommen wollen. Die Zeit rennt.
Aus Erfahrung weißt du, dass jeder, der hier nicht auf den Punkt kommt und dich am Talkback in Endlosdebatten verstricken will, dir wertvolle Minuten klaut; ein Zeitdieb sozusagen. Jeder Manager oder Moderator kann dir in solchen Fällen als Vorbild dienen. Ein immanenter Bestandteil jedes Konferenzablaufes ist es, die Beteiligten am Anfang über Ziele, Themen und den zur Verfügung stehenden Zeitrahmen zu informieren. Sehe den Soundcheck mit dem Musiker als Konferenz. Sag‘ ihm, freundlich, aber faktisch und bestimmt, wie viel Platz im Ablauf er hat. Dann wird er sich schon aus Gründen der Kollegialität danach richten. Also keine vorsätzliche Grauzone entstehen lassen, sondern auch dann mit der gestrafften Stoppuhr arbeiten, wenn’s vielleicht faktisch gar nicht nötig ist. Über jede eingesparte Minute wirst du anschließend dankbar sein.
Und dann alles zusammen
Im Komplettcheck widmest du dich dann den Frequenzräumen und den Effekten noch einmal im Gesamtkontext. Du justierst die Equalizer an den kritischen Übergängen zwischen den jeweiligen Instrumenten nach, horchst in den virtuellen Akustikraum, ob die Effekte insgesamt harmonisch sind oder es wahrnehmbare Differenzen gibt. An dieser Stelle profitierst Du nun davon, dass du vorher richtig Gas gegeben hast. Die in nicht geführten Diskussionen eingesparten Minuten kommen dir nun zugute und die solltest du dir unbedingt nehmen, ohne dabei in langatmige Wiederholungsschleifen zu verfallen.
Lass‘ die Band möglichst vollkommen unterschiedliche Parts zwischen Ballade und Brett anspielen. Wohlgemerkt, die Betonung liegt auf „anspielen“, nicht ausspielen. Check‘ schnell den Headroom, der dir für die Dynamik und die Fader beim anschließenden Gig zur Verfügung steht und mach auch gerne noch mal – bitte unbemerkt – die eine oder andere Funktionskontrolle. Bist du auch für den Monitor verantwortlich, fährst du ihn separat, aber auch immer mal wieder im Zusammenhang mit der Komplett-PA. Das Hörergebnis sollte jetzt realistisch sein.
Abspeichern und beschriften nicht vergessen
Zum Schluss speicherst du das – sofern möglich – natürlich ab! Falls nicht machbar, arbeitest du mit farbigen Klebestreifen und notfalls auch mit Stiften, außerdem fotografierst du die Einstellungen. All das in dem Wissen, dass dir jederzeit irgendwer mit versehentlicher Unachtsamkeit das Ergebnis zerstören kann. Kannst sogar du selber sein, dem ein falscher Handgriff passiert. Zwingend wichtig ist also das gesamte Sicherungsprozedere.
Entschieden hat sich im bisherigen Verlauf, ob die Settings stimmig sind und somit auch der Location bzw. der Raumakustik entsprechen. Alles andere bleibt nun dem eigentlichen Auftritt vorbehalten. Klar, du könntest noch irgendein akustisches Grashalm aus der Klampfe zücken und den Typen noch mal reindreschen lassen. Es wird dir jetzt nicht mehr helfen. Das wirklich Einzige, was du damit bewirken würdest, wäre Unsicherheit – bei der Band und bei dir selbst. Die kann nun wirklich niemand gebrauchen. Da drückt man auch als Perfektionist lieber mal einen Gedanken beiseite. Die Ohren aller brauchen jetzt Ruhe, um runterzufahren und sich erholt auf das Hauptevent einstellen zu können.
Communication first – weil’s besser ist
Sei dir für die Effizienz des Soundchecks dessen bewusst, dass du anleiten musst. Ein FOH, der nicht deutlich sagt, was er will, sollte schnellstens umschulen. Die da auf der Bühne stehen, sind nämlich gar nicht so vollkommen unbedarft und erst recht nicht dumm. Die wissen aus der Vielzahl der Gigs, dass sie beim Soundcheck den Mund halten müssen, dass sie nicht durch instrumentales Geklimper oder Sprüche stören dürfen. Musikergesetz! Also werden sie erst in Aktion treten, wenn du sie dazu aufforderst. Wer dagegen verstößt, hat sich automatisch disqualifiziert.
Es gibt also doch noch Punkte, an denen Bands und FOH-Techniker sich unausgesprochen einig sind. Sag‘ was du willst, sag‘ was die da oben machen sollen. Möglichst verständlich und mit klaren Anweisungen bitte. Umso schneller ist der ganze Abwasch erledigt und alle können zum Catering.
GOTTI sagt:
#1 - 05.10.2019 um 21:43 Uhr
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