Praxis
Praktischerweise verfügt der QuNeo über ein integriertes Beleuchtungsschema – „Local LED Control“ genannt. Somit blinkt und leuchtet er aus dem Stand bereits entsprechend der Benutzereingaben vor sich hin, was einem im Zweifel die aufwändige Programmierung von MIDI-Rückgabewerten erspart. Möchte man seine eigene Software-Lichtshow entfachen, deaktiviert man die Funktion innerhalb des QuNeo-Editors.
Das ist natürlich nur erforderlich, falls man sein eigenes Template entwickeln möchte. Wesentlich einfacher ist es dagegen, mit einer der vorgefertigten Dateien zu arbeiten. Ich habe mich im Test für die üblichen Verdächtigen entschieden: Ableton Live und NI Traktor. Im Fall von Ableton müssen wie üblich zuerst die notwendigen Python-Skripte in den Ordner „MIDI Remote Scripts“ verschoben werden. Dann noch den Controller in den Voreinstellungen auswählen sowie die MIDI Ein- und Ausgänge für Track- und Fernsteuerung aktivieren und die wilde Hatz auf dem Gummi kann beginnen.
Ganze drei Unterseiten haben die pfiffigen Köpfe von Keith McMillen ihrem Baby spendiert. Sie sind jeweils über die Tastenkombination Raute plus Drumpads (eins bis drei) abrufbar. Zur Auswahl stehen Clip Launch, Step Sequencer und Note Mode. Zu allem Überfluss gibt es auch noch ein dezidiertes Preset (Nr.10), um mit den Drumpads des QuNeo auf Abletons Drum Rack zu trommeln. Bestimmte Bedienelemente, wie etwa die Transportsektion oder der Crossfader, bleiben vom Wechsel des Layouts unangetastet. Die so realisierte Befehlsmacht über Ableton darf man fraglos als umfassend bezeichnen.
Soviel Macht fordert allerdings ihren Tribut, denn auch wenn beispielsweise im Clip-Launch-Modus alle Drumpads brav ihren Status durch das Leuchten ihrer LEDs bekannt geben (aus=leer, grün=Clip geladen und läuft, orange= Clip geladen und gestoppt, rot=Clip geladen und Aufnahme) – einer Beschriftung kommt das noch nicht gleich und die Orientierung anhand der leuchtenden Pad-Taster fällt anfänglich erstmal schwer. Eine gewisse Eingewöhnungsphase, bis man mit dem Layout wirklich vertraut ist, sollte man also in jedem Fall einplanen. Die kann im Übrigen durchaus zwei Nachmittage in Anspruch nehmen. Hat sich einmal eine gewisse Routine eingestellt, arbeitet es sich mit dem Controller aber wirklich geschmeidig und man feuert Clips- und Effektkombinationen um Klassen schneller und eleganter ab, als dies unter Zuhilfenahme der Maus jemals möglich wäre. Einzig das Umschalten der Modi mittels der bündig mit der Frontplatte abschließenden Raute-Taste wirkte auf mich manchmal etwas schwammig, da ich mit den Fingern meiner nordmännischen Ruderpranken auch immer einige Millimeter auf der Gehäuseplatte aufsetze und daher der gefühlte Hub zum Schaltpunkt sehr gering ist.
Überhaupt empfand ich persönlich das Fehlen eines fühlbaren Schaltpunktes bei den Tasten insgesamt als nachteilig, besonders bei den Funktionstastern. Bei den Drumpads ist das wirklich eine höchst subjektive Angelegenheit. Der eine mag lieber einen leichten „Klick“ unter seinen Fingern, der andere empfindet das eher als bremsend und klapperig und klopft seinen Groove lieber ohne taktiles Feedback ein. Positiv unterstützt wird die Sache natürlich durch die LED-Beleuchtung, die jedes Drücken durch Aufblinken quittiert. Kein Punktabzug also dafür. Wohl aber für die Funktionstaster, denn hier verdecken die Finger den Taster vollständig und auch das visuelle Feedback entfällt somit. Wodurch am Ende doch mal wieder nur der prüfende Blick auf den Bildschirm bleibt, um sich sicher zu sein, dass man die gewünschte Funktion ausgelöst hat.
Ein wenig unzufrieden war ich letztlich auch mit der Haptik der Flachbahnen. Denn sie erfordern auch in der höchsten Sensitivitätsstufe (diese ist einstellbar) einen leichten Druck. Das fühlt sich zwar aufgrund des geschmeidigen Kunststoffs sehr gut an, erzeugt aber je nach Fingerfeuchtigkeit ein leichtes Quietschen. Im Club stört das natürlich niemanden, in der Stille der Studioumgebung dagegen schon eher.
Für dich ausgesucht
Ich öffne Traktor und schiebe der bewährten DJ-Software im Controller-Manager die erforderliche TSI-Template-Datei unter. Dann noch den QuNeo als In- und Out-Port wählen und schon verwandelt sich der ultraportable Controller in eine waschechte DJ-Kommandozentrale.
Das Template muss man von der Konzeption her als wirklich gelungen bezeichnen. Zum Beispiel drehen sich die LEDs in den beiden Rotary-Encodern wie kleine virtuelle Plattenteller entsprechend der Audiowiedergabe mit. Cue-Punkte anspringen und setzen ist ebenso kein Problem. Gleiches gilt für die Loop-, Filter- und Lautstärken-Steuerung mittels Touchfader.
Allein die Umsetzung der Fingerbewegungen wirkt an manchen Stellen etwas schwammig. Als neuralgische Punkte erweisen sich hier besonders die beiden Filter, wo es schwerfällt, auf dem kurzen Kontaktweg des Faders wieder in die Nullstellung zurückzufahren. Auch das Navigieren mit den beiden Rotary-Encodern stellt sich als grundsätzlich mögliches, praktisch aber eher unhandliches Unterfangen dar. An so einem Punkt beginnt aber dann naturgemäß das „Customizing“, also die Anpassung des Templates an die persönliche Arbeitspraxis. Als passionierter Sync-DJ kann ich beispielsweise gut auf die Zuweisung der beiden Rotarys für die Track-Navigation verzichten und ihnen stattdessen die Filter zuweisen. Die beiden nun frei gewordenen Fader adressiere ich noch auf das Hauptattribut der neuen Macro-FX – mit dem Ergebnis, dass sich der Controller viel besser in meinen Workflow eingliedert.
Das gilt natürlich nicht nur für Traktor, sondern auch für die Bedienung von Ableton Live. Wer die Möglichkeiten des QuNeo für seine eigenen Arbeitsabläufe optimal nutzen will, kommt um eine manuelle Anpassung nicht herum. So reagieren mir persönlich die vertikalen Fader für die im Template voreingestelle Lautstärkesteuerung viel zu schwammig, um damit präzise Abgleiche vorzunehmen. Nutzt man sie dagegen zur Steuerung eines Effekt-Filters und macht dann noch die Resonanz von der Andruckstärke abhängig, erweist sich der Controller plötzlich als ausdrucksstarkes Performance-Instrument.