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Keith McMillen SoftStep Test

PRAXIS

Zum Betrieb des Softstep sind keine Treiber erforderlich: Einfach an einen freien USB-Port stecken und er wird als Standard-USB-Verbundgerät erkannt. Auch in Bezug auf die Spannungsversorgung zeigt sich der Softstep genügsam: Die Bus-eigene Versorgungsspannung reicht ihm, um alle Pads und das Display zu illuminieren. Auffällig war ein hochfrequentes Pfeifen, das offenbar von der LCD-Sektion ausgeht. Im Live-Betrieb ist das sicherlich zu vernachlässigen, im leisen Studio hingegen ist das Geräusch an der Grenze des Akzeptablen. Danach ist die Entscheidung zu treffen, ob man eher Applikationen und Betriebssystem-spezifische Vorgänge steuern oder MIDI-Daten an Audioanwendungen senden möchte. Abhängig davon lässt man entweder die Programme „Keyworx“ oder „SoftStep-Editor“ im Hintergrund laufen. Für Anfänger im Bereich MIDI- und Applikations-Kontrolle dürfte es zunächst etwas verwirrend sein, zu verstehen, welches Programm was macht und was der Unterschied zwischen Hosted- und Standalone-Modus ist. Leider schweigt sich darüber sowohl die beiliegende Kurzanleitung (leider nur in Englisch) als auch die auf der Website verfügbare Dokumentation aus. Schlimmer noch: Das zum Download verfügbare Manual geht ausschließlich auf die Keyworx-Anwendung ein und verliert kein einziges Wort über die Benutzung im Zusammenhang mit Audioanwendungen – dafür gibt es leider ebenfalls einen halben Minuspunkt. Nicht ganz so gravierend aber dennoch etwas nickelig fällt die Tatsache auf, dass sowohl Keyworx als auch SoftStep-Editor getrennt voneinander, nach dem Start zu einem Update der Firmware auffordern. Einen halben Pluspunkt ergattern die beiden Programme dafür, dass sie ohne Installation lauffähig sind.

Sowohl Keyworx als auch der SoftStep-Editor fordern unabhängig voneinander ein Firmware-Update
Sowohl Keyworx als auch der SoftStep-Editor fordern unabhängig voneinander ein Firmware-Update

Hakelig geht es auch nach dem Öffnen des SoftStep-Editors weiter, denn hier empfängt einen zunächst ein Nag-Screen, der über die Details der Zusammenarbeit der installierten virtuellen Schnittstellen mit Audioapplikationen Auskunft gibt.

Für Anfänger dürften von diesen – nur in Englisch verfügbaren – Informationen ein nicht unerheblicher Abschreckungseffekt ausgehen
Für Anfänger dürften von diesen – nur in Englisch verfügbaren – Informationen ein nicht unerheblicher Abschreckungseffekt ausgehen

Erfahrene MIDIaner wissen instinktiv, was gemeint ist: Der Softstep kommuniziert über zwei virtuelle Ports (SSCOM 1 und 2). Eins ist mit der bidirektionalen Kommunikation zwischen SoftStep-Editor und Controller beschäftigt (beispielsweise werden Änderungen in der Display-Beschriftung direkt an den Controller übermittelt), Zwei empfängt die Daten – steht also nicht für die direkte Weiterleitung an Audioanwendungen zur Verfügung. Folglich müssen die von Softstep-Editor empfangenen und übersetzten Daten ja irgendwie ihren Weg zu der zu steuernden Software finden. Man muss sie also über eine mit der Freeware „MIDIYoke“ realisierte, virtuelle Schnittstelle schicken: Eine intellektuelle Steilwand für Anfänger im Bereich MIDI-Steuerung. Hat man hier gerade erfolgreich seine Steigeisen in den Schnee gerammt, erwartet einen der nächste Überhang: Der Softstep-Editor Das Erste, was einem nach dem Start des Programmpaketes auffällt, ist das ziemlich eigenständige GUI (Graphical User Interface), das auf Windows-Rechnern mit einer Standard-Auflösung definitiv ein Ticken zu klein geraten ist. Auch und gerade in Anbetracht der Informationsfülle und Komplexität der möglichen Einstellungen. Ausgangspunkt für alle Kontrollvorgänge ist die Editor-Ansicht. Sie spiegelt eins zu eins den Controller samt aktueller LCD-Anzeige wieder. Von hier aus wählt man eines der zehn Pads aus, um es mit Aufgaben zur MIDI-Steuerung zu betrauen. Insgesamt sechs verschiedene Kontrollzuweisungen lassen sich in dem sogenannten Key-View pro Pad (!) festlegen. Dabei stehen sämtliche Informationen, die die Pads liefern – darunter: Richtung, Druck, Rotation und Position- zur Auswahl. Und noch ein bisschen mehr: Es sind nämlich auch komplexe, logische Verknüpfungen wie beispielsweise „Reduziere den maximalen Kontrollwert von Pad 5 auf 100, wenn Pad 1 oben rechts mit einem Druck von mindestens 20 gedrückt wird, und spiel nach 2 Sekunden Verzögerung die Note C3“ oder auch die Festlegung von exponentiellen Regelkurven möglich. Hilfreicher Begleiter bei dieser hochkomplexen Festlegung des Regelwerkes mit dem der Softstep agieren soll, ist die Sensor-View: Sie zeigt in Echtzeit alle vom Softstep empfangenen Kontrollinformationen.

Der majestätische aber auch respekteinflößende Blick über die Editor-Landschaft
Der majestätische aber auch respekteinflößende Blick über die Editor-Landschaft

Hier lässt sich auch das visuelle Feedback des Softstep konfigurieren: Das reicht vom einfachen Ein- und Ausschalten über den Farbwechsel (rot/grün) der LEDs neben den Pads, bis hin zur Anzeige von vierstelligen Informationen im LCD-Display.
Das fertige Kontroll-Setup speichert man schlussendlich in einem der 999 Szenen-Speicherplätze ab, wo es auf seinen Einsatz mit der Audioanwendung der Wahl wartet.

Ein komplexes Kontroll-Setup sollte man tunlichst sichern
Ein komplexes Kontroll-Setup sollte man tunlichst sichern

Nicht verschweigen möchte ich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich der Softstep-Editor in unserem Test beim Beenden regelmäßig aufgehängt hat und auch durch das brachiale Schließen mit dem Taskmanager nicht von seiner Blockadehaltung abzubringen war. Erst der komplette Stromentzug schaffte hier Abhilfe. Ob das in Zusammenhang mit dem auf unserem Testsystem installierten Max/MSP stand oder ob sich das verwendete Entwicklungs-Framework aufhängt, konnte ich nicht zweifelsfrei klären.

Fotostrecke: 4 Bilder Irgendwo kollidiert da etwas ganz gewaltig.

Fußarbeit
Wie aber gestaltet sich denn nach so viel kopflastiger Konfigurationsarbeit, die praktische Kontrolle mit den – für gewöhnlich eher auf dem grünen Rasen – zaubernden Schweißmauken? Nun, zunächst einmal ist es überraschend, wie gut sich tatsächlich Kontrolle auf die zehn zierlichen Pads ausüben lässt. Das Aufgabenfeld „Genaues Treffen“ zum An- und Ausschalten von Funktionen gelingt folglich auch mit fetten Sneakers auf Anhieb. Transportsteuerung der DAW, Programmwechsel oder Effekt-Bypass sind folglich kein Problem. Ebenso die kontrollierte Druckausübung: Je nach der persönlichen motorischen Disposition sollte es mit ein bisschen Training auch für nicht so „feinfüßige“ User möglich sein, gezielte Modulations-Filter- oder Lautstärke-Bewegungen umzusetzen. Auch Gitarristen, die eine Amp-Simulation im Rechner fahren, dürften hier genug Sensitivität vorfinden, um beispielsweise ein virtuelles Wha-Wha-Pedal ausdrucksstark zu bespielen. Mit einer grob skalierten Pitchbend-Parametisierung gelang es mir sogar, einen einfachen Melodiebogen zu steuern. Spätestens beim Versuch, die vier Bewegungsvektoren der Pads unter meine Kontrolle zu bringen (ich habe Schuhgröße 8 ½), war aber der – für Organisten selbstverständliche – Socken-Style unvermeidlich.
Hier beginnt dann ein Bereich, wo die Grenzen des Machbaren nur von den eigenen motorischen Fähigkeiten abhängen. Ich kann mir gut vorstellen, dass manch einer mit Übung und Geschick dazu imstande sein mag, mit dem Softstep eine Virtuosität zu erreichen, die die Arbeit mit den Füßen zu einem integralen Bestandteil der Bühnenperformance macht. Das Controller-Board bietet dazu in jedem Fall den technischen Rahmen, denn es setzt die eingehenden Trittimpulse absolut präzise und ohne erkennbare Latenz in Steuerinformationen um. Auch den möglichen Einsatzbereichen sind dank der komplexen aber leistungsfähigen Editor-Software keine Grenzen gesetzt: Von der simplen Transportsteuerung der DAW vom Keyboard oder Mischpult aus, über die Effekt-Steuerung der DJ-Software bis hin zum zweistimmigen Fuß-Solopart ist hier alles möglich.

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