Als Koch hat man ein exquisites Leben! Natürlich macht man sich in den ambitionierten Kreisen dieser Zunft seine Gedanken über den richtigen Herd, das beste Material für eine beschichtete Bratpfanne und die richtige Temperatur für ein Goldbarschfilet mit Mango-Thymian-Kruste auf Rahmsauce. Die rein handwerkliche Bedienung des Küchen-Arsenals ist aber weitestgehend so selbstverständlich, dass man sich von Anfang an fast ausschließlich auf die Kunst hinter dem Handwerk konzentrieren kann: Eine Auswahl von erlesenen Zutaten fein aufeinander abzustimmen und gepaart mit der perfekten Garzeit zu einer Vollendung zu bringen, bis das fertige Gericht mit seinem zarten Aroma selbst den anspruchsvollsten Gourmet-Gaumen wässrig macht und gleichzeitig die sensationslustigen Geschmacksnerven eines Kindes verführen kann.
Wenn man Musik produziert, dann ist es leider nicht so einfach, an den Punkt zu kommen, an dem man sich, frei von jeder handwerklichen Beschränkung, ganz einfach auf den guten Geschmack konzentrieren kann. Ich persönlich habe zumindest noch nie einen Koch gesehen, der die Wärme einer Flamme ableitet, um sie der Pfanne auf einer anderen Herdplatte seitlich zuzuführen, oder der den Dunst von drei Töpfen abfängt, um dessen Destillat in einem weiteren Topf zu sammeln, und dieses am Ende wieder zu verschiedenen Anteilen jedem einzelnen Topf zuzumischen. Mit diesem alltäglichen Produzentenwahnsinn muss man sich erst einmal anfreunden, um letztendlich an den Punkt zu kommen, an dem man kreativ arbeiten kann. Das Thema dieses Workshops sind deshalb die mitunter schon recht komplexen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kanälen eines Mixers. Wie auch im letzten Teil des Workshops, liegt der Fokus hauptsächlich auf der technischen Handhabung der virtuellen Cubase-Konsole aus dem Hause Steinberg, und am Ende der drei Videos werdet ihr die wichtigsten Grundlagen zur Leitung des Signalwegs auf der Pfanne haben.
WORKSHOP
Reverb als Send-Effekt
Hall und Delay sind die typischen Kandidaten, die nicht als Insert-Effekt sondern als Send-Effekt verwendet werden. Warum das überhaupt so ist und wie man Effektkanäle in Cubase nutzen kann, erfahrt ihr im ersten Videoclip dieses Workshops. Exemplarisch habe ich mich hier eines Reverb-Effekts mit kurzer Nachhallzeit bedient.
Vor einer weiteren Bearbeitung eines Effekt-Kanals muss man sich nicht scheuen. Vor allem Delays werden in vielen Fällen drastisch gefiltert und an ihre eigene Position im Stereo-Panorama gesetzt. Eine gleichzeitige Verwendung mehrerer Hall-Geräte für unterschiedlich große Räume ist ebenfalls gängig, für unsere giftigen Gitarren wäre eine Hallfahne aus der Tropfsteinhöhle aber wohl ein zusätzlicher Brei-Faktor.
Gruppenkanäle
Der Unterschied zwischen einer Gruppe und einem Send-Effekt liegt hauptsächlich darin, dass eine Gruppe nicht zu nur einem gewissen Anteil von einem oder mehreren Kanälen beschickt wird, sondern dass deren komplettes Ausgangs-Signal an sie geleitet wird. Im Video erzeuge ich eine Gruppe (bzw. einen Bus) für die Drums und gehe mit einem zusätzlichen Kanal noch ein Stückchen weiter.
Für dich ausgesucht
Ein Vorteil der im Video beschriebenen Technik der Parallelkompression ist, dass die Transienten (die frühen Signalanteile) nicht „plattkomprimiert“ werden, der Klang definiert bleibt und trotzdem dicht und kräftig wirken kann.
Side-Chaining
Vor allem in Dance-Produktionen wird das Prinzip des Side-Chainings deutlich hörbar angewendet, um die Dynamik eines Tracks von einem anderen Signal steuern zu lassen, das oftmals selbst gar nicht im Mix zu hören ist. Im Kontext unseres rockigen Demo-Songs wäre ein derart extremer Einsatz eher ungewöhnlich, die Grundlagen einer Side-Chain-Verbindung lassen sich aber natürlich auch in diesem musikalischen Umfeld zeigen.
Und damit endet unsere Odyssee durch die inneren Organe des Cubase-Mixers vorerst. Beenden möchte ich diesen Artikel mit einer kleinen Erinnerung daran, dass man, um gute Spiegeleier zu braten, nicht mehr als eine heiße Pfanne, eine Prise Salz und vor allem natürlich Eier braucht.
Roland sagt:
#1 - 28.11.2012 um 00:27 Uhr
Prima Workshop. Kann man das als Video haben?
Guido (bonedo) sagt:
#2 - 28.11.2012 um 11:31 Uhr
Hallo Roland, leider können wir dir die Videos nicht zum Download bereitstellen. Du kannst sie dir natürlich gerne so oft du möchtest gratis auf unserer Seite anschauen. Viele Grüße, Guido
Roland sagt:
#3 - 14.12.2012 um 01:11 Uhr
Hallo Guido, wo finde ich die Basics für' Routing beim "live". Gibt's da auch ein Filmchen?
Simon sagt:
#4 - 04.01.2013 um 19:51 Uhr
Hammer Bericht, hat mir sehr weitergeholfen, auch wenn ich schon etwa ein Jahr mit Cubase arbeite, habe ich einige Dinge noch nicht gewusst :D
bon-e-bo sagt:
#5 - 09.05.2013 um 18:36 Uhr
Klingt spannend, aber leider kann ma sich die Vids auf nem Tablet nicht anschauen. :(Ist in naher Zukunft eine HTML5-Einbindung angedacht?
BonedoMalte sagt:
#6 - 14.05.2013 um 13:30 Uhr
Moin bon-e-bo, eine HTML5 Einbindung wird noch einige Zeit dauern. Bis dahin wäre der Puffin Browser eine Möglichkeit, da er Flash unterstützt: http://www.puffinbrowser.co...