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Batteriegespeiste Kontrollfüchse im Orbit
Frühe „ernstzunehmende DJ-Tools“, wie die batteriebetriebenen Faderfox-Modelle, hatten noch nichts mit USB-MIDI im Sinn sondern huldigten der 5-Pol-Schnitstelle. Diese hat sich bei den DJ-Controllern inzwischen fast gänzlich verabschiedet, ganz im Gegensatz zum Bühnen-Kontext, wenngleich sich natürlich auch Gerätschaften Marke-DAW-Controller zur Kanzelwaffe umfunktionieren lassen. Nein, in der DJ-Zunft hat sich die USB-Buchse als Kommunikationsschnittstelle der Wahl durchgesetzt, denn sie kann obendrein Audioströme weiterleiten und gleichfalls für die Spannungsversorgung anstelle eines separaten Netzteils sorgen – praktisch, oder? Zudem findet man auch noch, wenngleich sehr selten, die Firewire-Schnittstelle vor, und im Zuge der iPad-Manie werden vermehrt auch Konstruktionen gesichtet, die auf einen Dock- oder Lightning-Connector setzen. Dabei spielt es mitunter eine Rolle, ob sie gleich das ganze Setup steuern wollen oder sich eher speziellen Aufgaben widmen, zum Beispiel als Loop- und Effekt-Kommandant.
Aufbau eines MIDI-Controllers
Das nachfolgende Bild zeigt euch die typische Aufteilung eines Dual-Deck-DJ-Controllers, der sich an einem miniaturisierten Turntable/CD-Mixer-Set orientiert. Für die Steuerung der verschiedenen Funktionen einer Software Bedarf es naturgemäß unterschiedlicher Bedienelemente. Chronologisch beginnt die Session mit der Auswahl eines Musikstückes aus der Bibliothek, weshalb diesen Navigationselementen eine große Bedeutung zukommt und sie daher oft an zentraler Position vorzufinden sind.
Endlos-Encoder…
…sind das Mittel der Wahl zur Navigation im Musikbestand, da sie aufgrund der bidirektionalen Rasterung das perfekte Werkzeug sind, um in einer Playlist schnell von A nach B zu kommen oder einen Titel gezielt anzuwählen, respektive sich schrittweise vor und zurück zu hangeln. Oftmals wird ihnen eine integrierte Button-Funktion zuteil, mit der sich ein Titel auf einem Vorhördeck unbemerkt vom Publikum anhören lässt oder der einen Ordner im Verzeichnisbaum öffnet, um tiefer in verschachtelte Verzeichnisstrukturen vorzudringen. Auch gibt es Controller-Konstruktionen mit Vier-Tasten-Navigationskreuz oder Click Wheel, wobei diese durch ständiges Betätigen eines Buttons gerade bei großen Playlisten in der Handhabung ermüdender sind als die Encoder-Drehung. Manchmal setzen die Hersteller auch auf Kombinationen aus Encodern, Buttons oder Touch-Elementen. Zum Laden eines Musikstückes in ein virtuelles Software-Deck eignen sich indes am besten:
Taster
Sie sind die am häufigsten anzutreffenden Elemente bei einem DJ-Controller, denn sie können eine Vielzahl von Funktionen übernehmen. Es gibt Ausführungen in Vollgummi, Hartplastik, rund, eckig oder halbtransparent, manche haben viel Spiel, andere wiederum sind eher vom Typus Klick-Klack. Auch Arkade-Buttons, bekannt von frühen Videospiel-Automaten, finden hier und da Verwendung. Außerdem werden vereinzelt auch seitengelagerte Button-Vertikalen am Hybrid-Mischpult gesichtet (NI-Z2, Rane 68). Hauptsächlich übermitteln sie Trigger (Befehl erlöscht beim Loslassen der Taste) und Toggle-Befehle (Status On/Off wechselt mit jedem Tastendruck). Beispiele für Trigger sind Load, Hotcue oder Loop-Rolls. Toggle-Funktionen sind Play/Pause, FX On/Off oder auch die Killswitches von Equalizern, die sich am besten über Drehregler steuern lassen.
Drehregler
Gerade wenn der DJ ohne externen Mixer mit einem Software-EQ arbeitet, dann kommt diesen eine besondere Bedeutung zu, gilt es doch nicht nur einen grazilen Eingriff in das Klanggeschehen zu ermöglichen, sondern auch Parameterfahrten für Effekte, zum Beispiel Filter-Tweaks zu übernehmen. Dabei gehen die Regler von Fall zu Fall durchaus unterschiedlich filigran zu Werke, was einerseits dem haptischen Widerstand und ihrer „Geschmeidigkeit“ geschuldet ist, andererseits an der Auflösung der übermittelten Werte liegt und somit beispielsweise einen Traktor-EQ mal fein, mal weniger fein dirigieren. Auch sollte der Anwender ruhig, wenn er die Möglichkeit hat, mal die Kappe vom Stift zupfen, um zu schauen, ob die Hersteller Metallachsen oder Kunststoffstifte verbaut haben. Gummierte Kappen erweisen sich als besonders griffig und liegen daher besser in der Hand, sind aber fusselanfälliger. Je nach Verwendungszweck spielt auch der Durchmesser eine Rolle, denn größere Potikappen bieten sicher mehr Gefühl, zum Beispiel als Linefader-Ersatz, sind indes aber nicht unbedingt die erste Wahl für schnelle FX-Tweaks. Ferner konnten wir aktuell eine neue Gattung ausmachen, die per Sensor erkennt, ob das Poti berührt wurde und so noch einen weiteren Befehl auf den Computer abfeuern kann.
Fader
Fader eignen sich hervorragend für exakt zu regulierende Attribute, wie etwa die Lautstärke eines Titels oder die Geschwindigkeit der Decks. Im letzten Fall ist es sehr wichtig, gerade bei Musikstücken, die über einen längeren Zeitraum beatsynchron laufen sollen, das Tempo auf den Punkt genau einzustellen. Einige Controller setzen hier, wie auch bei den Jogwheels, auf Hi-Res-MIDI. Wer Wert auf exaktes manuelles Beatmatching legt, ist gut beraten, zu einem Modell mit hochauflösendem 100-Millimeter-Fader zu greifen, der auf ein bis zwei Hundertstel genau auflöst. Wer überhaupt nichts mit Tempoanpassung zu tun hat, dem reichen vielleicht auch kleinere Ausleger oder gar ein irgendwo am Rand versteckter Pitch-Encoder, wobei sich auch hier die Qualitätsstufen stark unterscheiden können. Eine Besonderheit kommt noch dem Crossfader zu, denn gerade Scratch-DJs legen Wert auf eine einstellbare Flankencharakteristik und darauf, dass der Crossfader schnellöffnend, umgekehrt und butterweich betrieben werden kann.
Jogwheels …
kommen in unterschiedlichen Materialien, Größen und mechanischen Ausführungen an einem DJ-Controller vor. Teilweise sind diese kaum größer als ein Dial, manche nehmen fast das Format einer Seven-Inch ein. Einige sind metallbeschichtet, andere gummiüberzogen, einige wenige können sogar eine echte Vinylauflage vorweisen und sind direktangetrieben. Es gibt Modelle mit integrierter Button-Funktion und Teller, die auf Annäherung der Hand reagieren. Meist einhergehend mit dem Verkaufspreis wachsen auch die Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Handräder. Das reicht von Stellschrauben für den entgegengebrachten Drehwiderstand bis hin zur Justierung des Touch-Sensors bei magnetischen Varianten. Zwar sind Jogdials in erster Linie zum Abbremsen und Beschleunigen der Musikstücke oder zum Scratchen angedacht, doch verwendet manch einer diese auch zur Navigation oder Parameterfahrt. Damit hätten wir die typischen Bedienelemente des Controllers abgedeckelt, kommen wir nun zu den „untypischen“. Gerade voll im Trend:
Pads
Ob anschlagdynamisch oder nicht, seit der Einführung von Sampledecks in die Softwarezugpferde integrieren die Hardware-Hersteller mehr und mehr Pads in ihre Konstruktionen. Dabei gilt es zu unterscheiden, ob neben dem Tastendruck selbst auch die Intensität ermittelt wird oder eine Aftertouch-Funktion mit an Bord ist. Wer nur Cuepoints damit ansteuern will, braucht keine Anschlagsstärke (Velocity). Wenn die Pads für die Loop-Steuerung genutzt werden, spielt sie ebenfalls keine Rolle. Anders sieht dies bei Samples aus, denn zum einen kann sich der DJ das Bedienen eines Faders sparen, wenn er die Lautstärke eines Audioschnipsels mittels Pad vorgibt, zum anderen lassen sich so auch variable Effekt-Intensitäten oder Parameterwerte steuern. Die Hersteller verfolgen dabei unterschiedliche Ansätze. Zum einen gibt es Pad-Controller, mal als zweizeilige Variante, wie beim Vestax Pad-One oder dem LPD8. Ferner gibt es die sogenannten Grid-Controller mit einer Matrix (zum Beispiel 4×4 oder 8×8) als Kernkomponente, wie etwa beim Launchpad oder in Kombination mit Fadern und Drehreglern beim Kontrol F1. Zwar ohne „Pads“, dafür aber mit einem Grid aus Arkade-Buttons tritt auch noch der MIDI-Fighter in den Ring.
Bei den Fullsize-Units hat sich aktuell die Positionierung oberhalb oder unterhalb der Jogwheels durchgesetzt. Warum das so ist, sollte klar sein, wenn man sich die verschiedenen musikalischen Genres ansieht. Scratcher etwa brauchen freiliegende Fader und Wheels. Für sie macht es Sinn, die Matrix oberhalb der Teller zu platzieren und die Wheels in der unteren Hälfte, wie Vestax es beim VCI-380 umgesetzt hat. Wer sich hingegen zur Sparte Live-Remixer zählt und die Teller nur sporadisch einsetzt (oder gar nicht, siehe Novation Twitch), liebäugelt wohl eher mit einer Konstruktion, die die Pads im unteren Teil beherbergt.
Touchpad/-stripe
Wohingegen das zweidimensionale XY-Pad eher selten an einem DJ-Controller anzutreffen ist, sind „eindimensionale“ Ribbon-Controller in der freien Wildbahn schon eher zu finden. Ausnahmen gibt es auch hier natürlich, wie zum Beispiel M-Audios Xponent oder EKS-Otus, wobei diese Pads auch als Mausersatz gedacht sind.
Bei den Tasten ist die Funktion, denke ich, klar, da die Felder ihre „mechanischen“ Kollegen ersetzen. Die Streifen haben von Fall zu Fall unterschiedliche Aufgaben. In erster Linie navigieren sie als Alternative zum Jogwheel (Search-Mode) durch die Wellenform, wenngleich es in der Praxis ziemlich schwierig ist, eine Position auf den Takt anzufahren, was allerdings den Nutzen nicht infrage stellt. Manche dienen als Fader oder Pitch-Ersatz, wie bei Stantons SCS-Serie. Obendrein gibt es Methoden, die Streifen in funktionale Bereiche aufzuteilen, die festgelegte Loop-Größen aufrufen oder Samples abfeuern, wie etwa beim Pioneer DDJ-T1/S1. Numark hingegen implementiert zusätzlich eine alphabetische Schnellsuche. Nur am Rande erwähnen möchte ich die Spezies der Infrarot-Controller, die durch Unterbrechung einer Lichtquelle und den Abstand der Hand zum Sensor ihnen auferlegte Parameter dirigieren. Ein Beispiel wäre der Hercules DJ-Control-Air.
Soviel zu den Bedienelementen. Im zweiten Teil unseres Controller-Specials geht es um die Klassifizierung, also die Einteilung der beliebten DJ-Tools in Produktgruppen/Kategorien und der daraus resultierenden Vor-und Nachteile und Zielgruppen.