Das Wort Revolution ist natürlich schon ein recht starkes. Im Fall der Kii Three Pro trifft es aber durchaus zu.
Der Gedanke, dass wenn weniger Bass nach hinten abgestrahlt wird, er auch weniger reflektieren und damit wiederum weniger Überhöhungen/Auslöschungen im Abhörraum generieren kann, ist dabei aber gewiss nicht neu.
Im Gegensatz zu der beispielsweise „mechanisch“ ermöglichten Bassniere der Geithain RL-901K wird das Prinzip der gerichteten Punktschallquelle bei den Kii Three Pro aber mittels DSP-Rechenpower und gleich vier 6,5-Zoll-Tieftönern ermöglicht. Und das auf verhältnismäßig kleinen Raum und in „sexy“ Profi-Dunkelgrau.
Ihren Ursprung hat die Kii Three aber im HiFi-Sektor, für den sie auch in beliebigen Farben lieferbar ist – für das entsprechende Entgelt, versteht sich. Ein Speaker also für die peniblen Kontrollansprüche im Studio und den mondänen Genuss im Wohnzimmer?
Details
Modernstes High-End
Die Kii Three Pro ist ein DSP-kontrollierter Aktivlautsprecher für das Nah- und Midfield, aber mit Qualitäten „wie ein großer Main-Monitor“, wie der deutsche Hersteller vollmundig verspricht. Hergestellt werden die Speaker in Holland.
Warum man das möchte? Die großen Wandeinbauten, die wir alle aus den Traumstudios der Welt kennen, sorgen nämlich prinzipbedingt für eine homogenere, weil gerichtete Bassausbreitung im optimierten Raum – ohne dass rückseitige Reflexionen den Klang trüben. Und auch das bietet die Three, nur eben technisch ganz anders realisiert.
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Im Inneren eines Monitors werkeln gleich sechs 250 Watt (Peak) „full custom Ncore“ Endstufen – denn es gibt ja auch sechs Treiber. Mag der Hochton-Anteil noch recht traditionell erzeugt werden, geht es „unten rum“ recht exotisch zu:
Der 1-Zoll Hochtöner ist mit einem Waveguide ausgestattet und trennt sich bei rund 2 kHz vom 5-Zoll Mitteltöner. Erster wird dabei von meinem Metallgitter geschützt, letzterer wird nur von einer „Strumpfhose“ optisch kaschiert. Eingefasst sind beide in eloxiertem Aluminium. Die horizontalen Gehäusekanten sind abgerundet.
Auf der Rückseite und an beiden Seiten finden sich an jeder Kii Three Pro aber insgesamt noch vier weitere 6,5-Zoll Tieftöner. Diese werden wie auch die anderen beiden Wege getrennt angesteuert, wobei speziell die unteren fünf Wege so verrechnet werden, dass etwa 5 cm vor dem Mitteltöner eine Punktschallquelle entsteht, die außerdem nach hinten deutlich weniger Bass abstrahlen als nach vorn. Die Richtwirkung geht dabei bis knapp auf 50 Hz herunter, konkret: „Kontrollierte Richtungswirkung 4.8dB, 80Hz – 1kHz, langsam ansteigend“.
Üppige DSP-Power
Kiis Marketing-Abteilung bezeichnet das DSP-gestützte Filtering (40 Bit Float) mit „Active Wave Focusing Filter“ wodurch auch ein Freifeldübertragungsverlauf bis 25 kHz innerhalb beachtlicher +/-0,5 dB Marken garantiert wird. Die untere Eckfrequenz wird dabei in der offiziellen Dokumentation mit 20 Hz bei -6 dB angegeben, die der -3dB-Ecke liegt indes bei 30 Hz. Ferner bietet das Filter sowohl ein Minimum-Latency als auch ein Exact-Phase (linear) Setting.
Clevere, minimale Anschlussfront
Die Rückseite dominieren zwei 6,5-Zoll-Woofer. Man muss also sehr genau hinschauen, um die etwas eingerückte Anschlussleiste im untersten Bereich zu erblicken, was bei einer Wohnzimmer-Installation, wo es gilt, Kabel geschickt zu verstecken, natürlich schön ist. Viel zu entdecken gibt es hier aber auch gar nicht: Ein XLR-Anschluss inklusive Format-Umschalter (Analog, AES L, AES R), IEC-Stromanschluss, zwei Netzwerkbuchsen (für die Remote) und ein Mini-Taster sowie zwei Madenschrauben zur Klanganpassung – das war es! Und falls es noch nicht ganz klar ist: Die Kii kann analog als auch AES-digital beliefert werden – sehr gut!
Üppige Filtermöglichkeiten
Stichwort Filter: Zum einen gibt es das Boundary-Filter, welches von -12 bis 0 dB die Positionierung zur Raumumgebung kompensiert. Stichwort: Druckstau durch zu wandnahe Platzierung. Dank der zwölf Zwischenschritte lässt sich sehr gut zwischen „in der Ecke“, „wandnah“ und „freistehend“ anpassen. Es handelt sich hierbei übrigens um ein modifiziertes, recht sanftes Baxandall „Roll-Off“ Filter. Hinzukommt ein High- und ein Low-Shelf mit jeweils freier Eckpunkt-Wahl sowie einem Hub von -6 bis +5,8. Platz für ein weiteres Notch-Filter wäre im DSP Platz sicherlich gewesen – sein Fehlen schmerzt mich schon ein wenig.
Kauft man sich die Remote nicht, ist man etwas bei der Einstellung der Filter naturbedingt etwas beschränkt. Eine Computer-Software verbunden via Netzwerkbuchse hätte ausgleichen können – und wäre komfortabler als ein Schraubenzieher gewesen. Das gibt es aber (noch) nicht. Die vorhanden, fixen Settings sind dennoch durchaus praktikabel. Aber sehr selbst:
Kii Control – Remote und Audiointerface
Die Kii Control bietet sieben kapazitive Taster, unter anderem zur direkten Anwahl aller verfügbarer Quellen, als da wären: koaxiales S/PDIF, optisches S/PDIF, USB (bis PCM 24/384 kHz und DSD64/DSD128). Hinzukommt ein Preset-, ESC- und Enter-Taster – die Funktionen erklären sich von selbst. Alles ist schick kreisrund, um den dicken Push-Encoder herum angeordnet und mit einem etwas zu klein geratenem Display darunter versehen.
Das Processing findet auch bei Verwendung der Remote ausschließlich in den Boxen selbst statt, sodass selbst die Lautstärkekontrolle direkt im DSP verlustfrei möglich wird. Hinzu kommen eine Mute- und Dim-Funktion sowie manuelles Ein-/Ausschalten (Standby). Der PRESET-Taster bieten unkomplizierten Zugriff auf bis zu sechs benutzerdefinierte Voreinstellungen.
Die zusätzlichen Eingänge befinden sich auf dem rückseitigen Anschlussfeld, verbunden wird mit dem mitgelieferten CAT6-Kabel, welches auch die Stromversorgung sicherstellt. Ein zusätzliches Netzteil ist damit nicht notwendig. Die Hauptfunktionen wie Lautstärke, Wahl der Quelle und Mute lassen sich außerdem mit einer IR-Fernbedienung nach RC5-Standard oder auch einer Apple Remote zusätzlich drahtlos fernsteuern. Ganz schön gut durchdacht das Ganze!