Die große Soulsängerin und Pianistin Roberta Flack ist am Montag in New York City im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Pressesprecher ihrer Familie schreibt dazu: „Wir sind untröstlich, dass die glorreiche Roberta Flack heute Morgen, 24. Februar 2025, verstorben ist. Sie starb friedlich im Kreise ihrer Familie. Roberta brach Grenzen und Rekorde. Sie war auch eine stolze Lehrerin.”

Biographie und Werdegang von Roberta Flack
Roberta Flack wurde 1937 in North Carolina geboren. Ihre Mutter, die ihr mit 9 Jahren das Klavierspiel beibrachte, war Organistin eines Kirchenchores. Mit 15 erhielt sie ein Klavier-Stipendium an der renommierten Howard University in Washington, als eine der jüngsten Studentinnen jemals. Roberta begann zu dirigieren, andere Sänger*innen von Klassik über Jazz bis Pop zu begleiten. Nach einem Jahr wechselte sie ihr Hauptfach von Klavier zu Gesang, um nach drei Jahren wiederum Musikpädagogik zu studieren.
„Als sie mit 19 ihren Abschluss machte, hatte sie bereits „Aida“ inszeniert und dafür nach ihrem Abschlusskonzert stehende Ovationen von der Fakultät erhalten.“, so die Seite American Masters. Nach ihrem Studium arbeitete Roberta Flack als Lehrerin an Schulen und gab privat Klavierunterricht, um Geld zu verdienen. Parallel begann sie in Bars in Washington, D. C. aufzutreten und eigene Songs zu spielen. Bei einem Benefizkonzert in den späten 1960er Jahren hörte sie der bekannte Jazzpianist Les McCann, der sofort total begeistert von ihr war:
„Ihre Stimme berührte, traf, fesselte und weckte jede Emotion, die ich je gekannt hatte. Ich lachte, weinte und schrie nach mehr.”
Innerhalb weniger Tage organisierte er ein Vorsingen für Flack bei Atlantic Records. 1969, Roberta Flack war gerade 22 Jahre alt, ergab sich die Chance. Im New Yorker Musikstudio von Atlantic hatte für 10 Stunden niemand das Studio gebucht. Flack spielte 39 Songs aus verschiedenen Genres und in teils komplexen Arrangements an Klavier und Gesang ein. Acht wurden danach für ihr erstes Album ‘First Take’ ausgewählt.
Doch nach der Albumveröffentlichung passierte erst einmal fast gar nichts. Ganze drei Jahre dümpelte das Album vor sich hin, bis Clint Eastwood ihren Song ‘The First Time I Ever Saw Your Face’ in voller Länge für eine Liebesszene seines ersten Films als Regisseur, ‘Play Misty For Me’ (Deutsch: Sadistico), auswählte.
Atlantic re-releaste ‘First Takes’ und 1972 schoss ‘The First Time I Ever Saw Your Face’ an die Spitze der Pop-Billbord-Charts, hielt sich dort wochenlang und gewann den Grammy für das Album des Jahres. Ursprünglich hatte der irische Folkmusiker Ewan MacColl übrigens den Song für die Sängerin Peggy Seeger geschrieben.
Der Song “Killing Me Softly” macht sie unsterblich
1973 konnte Roberta Flack ihren Doppelerfolg Chartspitze und Grammy mit dem Jahrhundertsong ‘Killing Me Softly With His Song’ wiederholen und wurde die erste Künstlerin, die zweimal in Folge den Grammy für das beste Album erhielt. Zeit.de schreibt:
„Eine junge Schwarze Künstlerin landete also einen Megahit mit ihrer Version eines Irish-Folk-Songs, der in einem Film von Clint Eastwood eingesetzt wurde. Schon darin steckt ein Hinweis auf die Grenzenlosigkeit von Roberta Flacks Musik.“
Insgesamt gewann Flack in ihrer Karriere fünf Grammys. Sie verband Soul- und Folkmusik zu Welthits, konnte aber nach den 1970er Jahren nicht mehr an ihre Erfolge anschließen. Flack spielte die nächsten zwei Jahrzehnte weiter mit den gesamten who-is-who der Pop-, Soul- und Jazzszene, tourte, veröffentlichte Alben, blieb sozial engagiert und war politisch laut gegen jede Form von Rassismus. Laut rollingstone.de war ihre Freundschaft zum Politiker Reverend Jesse Jackson und zur Philosophin und Aktivistin Angela Davis kein Geheimnis.
Mit dem Wiederauflage durch die Fugees kam auch Roberta Flack zurück in die Öffentlichkeit
Aber erst 1996, als die Gruppe Fugees ‘Killing Me Softly’ als Hip-Hop-Track veröffentlichte und damit ebenfalls einen Grammy gewann, trat Roberta Flack wieder ins Licht der Mainstream-Öffentlichkeit und ihre Karriere nahm erneut Fahrt auf. Sie erhielt Preise und Auszeichnungen. 2009 wurde sie in die Hall Of Fame aufgenommen, 2020 bekam sie den Grammy für ihr Lebenswerk.
Ein schöner Sidefact ist, dass sich Flack jahrzehntelang für die LGBTI-Community in Amerika eingesetzt hat. Laut queer.de verriet sie 1979 in einem Interview, „dass ihr der Kontakt mit dieser Community ‘eine ganz neue Welt’ eröffnet habe.” Als Musik von ihr 2022 in der Netflix Serie ‘Pose’ zu hören war, postete sie stolz auf Instagram:
„Ich bin begeistert, dass ich im Soundtrack einer Show zu hören bin, die die Triumphe und Herausforderungen der Queer- und Trans-Communities und -Kultur der 80er Jahre beleuchtet. #Liebe ist in allen Formen schön!“.
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Seit 2016 hatte Roberta Flack mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen
Ab 2016 spielte Roberta Flacks Gesundheit nicht mehr mit. Sie erlitt einen Schlaganfall und 2022 wurde bei ihr Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, diagnostiziert. Flack verlor ihre Fähigkeit zu singen und zu sprechen. Nach ihrem Tod teilte der amerikanische Bürgerrechtler und Pfarrer Al Sharpton einige Fotos mit der verstorbenen Sängerin, bezeichnete sie als eine der größten Musikerinnen aller Zeiten und dankte ihr dafür, dass sie „das Gefüge der amerikanischen Kultur mitgestaltet und Generationen Tiefe, Seele und Bedeutung verliehen hat“. (rollingstone.de)