Am Montag, den 03.10.2016 wurde das Mehr! Theater Hamburg Schauplatz der vielleicht bedeutendsten Prog-Rock Band aller Zeiten: King Crimson. Die mittlerweile „achte Inkarnation“, bestehend aus sechs Musikern, die sich um Gründungsmitglied und Mastermind Robert Fripp scharen, bildet die bislang umfangreichste Besetzung seit der Bandgründung im Jahre 1968. Vor allem die trommelnde Zunft kommt dabei mehr denn je auf ihre Kosten, denn der Crimson King steht aktuell mit sage und schreibe drei Schlagzeugern auf der Bühne!
Neben Pat Mastelotto und Gavin Harrison, die bereits 2008 gemeinsam das rhythmische Rückgrat einiger King Crimson Konzerte bildeten, kam zunächst Bill Rieflin (R.E.M.) als dritter Schlagzeuger hinzu. Auf der aktuellen Tour wird Rieflin jedoch durch Jeremy Stacey an den Trommeln (und an den Tasten) vertreten, der vor allem durch seinen umfangreichen Output als Studiodrummer bekannt ist. Was sich an diesem Abend im Hamburger Mehr! Theater ereignen würde, ließ sich bereits vor Beginn des Konzerts anhand der irrwitzigen, im vorderen Teil der Bühne aufgebauten Trommelarmada erahnen. Rechts außen thront das riesige Sonor Drumset von Gavin Harrison, das für diese Produktion unter anderem um vier Octobans-ähnliche Trommeln von Sonor und zwei Clavia Nord Drum 3 Module ergänzt wurde. Gegenüber, vorne links also, ist Pat Mastelottos DW Set aufgebaut, das wiederum durch einen reich gedeckten Percussion-Tisch und die vielen kurios geformten Becken auffällt. Zwischen diesen beiden Monstern steht das vergleichsweise normal anmutende Schlagzeug von Jeremy Stacey.
Was den rund 2.500 Konzertbesuchern in rund drei Stunden geboten wurde, ist im wahrsten Sinne des Wortes außergewöhnlich! „Gewöhnlich“ ist an diesem Abend nämlich weder die Musik selbst, noch die unbändige Spielfreude und Detailverliebtheit, mit der King Crimson sowohl alte Klassiker, als auch neuere Stücke darboten und neu interpretierten. Dabei war höchst spannend, wie sich die drei Drummer gegenseitig die Bälle zuwarfen, ihre Aufgaben ständig neu definierten und aufeinander reagierten.
Pat Mastelotto war an diesem Abend neben knackigen Grooves wie üblich für allerlei Klangfarben zuständig, mit denen er bereits in den Neunzigern das Crimson-Drumming von Bill Bruford bereicherte. In dessen Rolle schlüpft mittlerweile wiederum Gavin Harrison, der wieder einmal mit seinem unverwechselbaren, kompromisslosen Sound und seinen wahnwitzigen „rhythmic illusions“ überzeugte.
Die Zugabe „21st Century Schizoid Man“ nutzte Gavin obendrein für ein atemberaubendes Solo, das nicht nur jeden einzelnen Zuschauer, sondern auch seine Bandkollegen in den Bann zog. Jeremy Stacey agierte währenddessen als Ruhepol und glänzte das gesamte Konzert über weniger durch atemberaubende Licks, als vielmehr durch sein großartiges Feel am Set und an den Tasten – ein Multiinstrumentalist wie er im Buche steht!
Falls ihr euch einen Eindruck von der aktuellen King Crimson Besetzung (in diesem Fall mit Bill Rieflin) machen wollt, dann schaut doch mal in dieses Video rein:
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Mehr InformationenWenn ihr wissen wollt, wie es für die Band von der Bühne aussah, könnt ihr das im Blog von Bassist Tony Levin nachsehen:
https://tonylevin.com/road-diaries/king-crimson-2016-tour/hamburg-show