PRAXIS
Die Schlägerei beginnt erst einmal ohne den Teppich, dafür aber mit Sticks und Mallets. Schnell wird klar, dass die Trommel aufgrund der zehn Stimmschrauben und des sauber gearbeiteten Kessels komfortabel in einen spielbereiten Zustand zu bringen ist. Mit weichen Mallets angeschlagen, klingt die Snare sauber aus, egal ob hoch, mittel oder tief gestimmt.
Obwohl keinerlei Dämpfung vorliegt, verebbt der Klang relativ zügig. Normale Sticks erzeugen einen prägnanten Attack während der Sustain sich leise und relativ schnell aus dem Staub macht. Damit wäre es dann an der Zeit, die Drähte mal ganz langsam an das Resonanzfell heranzuführen.
Das kurze Sustain macht es nicht ganz einfach, den Punkt zu finden, an dem der Teppich ein ausgewogenes, langes Rascheln erzeugt. In mittlerer Stimmung ist es dann aber doch möglich, einen etwas breiteren Snaresound zu erzeugen, man darf dafür aber nicht zu stark auf die Trommel eindreschen.
Da der Kessel relativ sensibel auf Fremdschwingungen anspricht, birgt ein wenig gespannter Teppich allerdings die Gefahr starken Dauerraschelns. Schuld daran ist vor allem das relativ flache Snarebed, das den ohnehin schon nervösen Snareteppich nicht ideal von der Kesselschwingung entkoppelt. Sobald der Teppich relativ stramm am Fell aufliegt, werden die Stärken der Kirchhoff-Snare deutlich: Sie spricht in jeder Dynamikstufe sehr gut an und hat einen sehr „punchigen“ Anschlagsound, egal ob man nun nur das Fell oder Fell und Kante spielt. Während sich der Grundton schnell aus dem Staub macht, erinnert das Obertonspektrum eher an das eines Metallkessels, kann aber mit minimaler Dämpfung (Moongel, Kreditkarte etc.) bei Bedarf leicht gezäumt werden .Will man bewusst einen besonders klingeligen Sound, ist auch das problemlos möglich, indem man etwas außerhalb der Mitte anschlägt. Alles in allem kann man hier von einem sehr knackigen, durchsetzungsstarken Klangverhalten sprechen, was ja durchaus in den meisten Spielarten der populären Musik genau den Aufgaben der Snaredrum entspricht. Laut gespielt genügt diese Schnarrtrommel allen Anforderungen, im sensiblen Bereich fehlt es ihr ein bisschen an Bauch und Charakter, was nicht heißen soll, dass der eher schluffige Trommler nicht auch seinen Spass haben kann
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Wie schon erwähnt, neigt der Proband keineswegs zu lang anhaltenden Schwingungen und der Teppichanteil nimmt im Verhältnis zum Attack relativ wenig Raum ein, aber mit Hilfe eines handelsüblichen Spültuches oder flauschigen Kopfkissenbezuges lässt sich dieses Verhältnis zugunsten des Teppichsounds verändern, so dass man nach Erwerb des arktischen Gefährten keineswegs Gefahr läuft, von seiner Low-Fi-60s-Pop-Band gefeuert zu werden. Wenn doch, hat man immerhin noch ein schönes Zuhause für seltene tropische Vogelspinnen und kann ihnen beim Insektenvernaschen zuschauen, bis man ein neues musikalisches Betätigungsfeld gefunden hat.