Praxis
Bedienung und Einsatz
Verbunden ist der Klark Teknik 1176-KT schnell. Einfach per Klinkenkabel in den Insert des Pults oder in eine Mono-Line-Schleife gelegt, fertig. Auch eine Einbindung in die DAW stellt bei gängigen Programmen kein weiteres Problem dar. Sämtliche Regler drehen sich sauber, ohne zu eiern oder zu schleifen, und haben ein angenehmes Drehmoment. Ein kleines Manko zeigte sich im Betrieb, denn eines der Input-Potis kratzt etwas und bringt so leichte Nebengeräusche beim Regeln der Eingangslautstärke mit sich. Wie schon der Attack- und Release-Regler läuft auch die Nadel des Meters gegen den Uhrzeigersinn. Zur Darstellung der Gain-Reduktion ist das dienlich, bei der Visualisierung des Pegels ist jedoch ein wenig Umdenken gefragt. Die Ausstattung des Kompressors ist insgesamt auf das Nötigste reduziert. So gestaltet sich die Bedienung sehr intuitiv, erfordert jedoch auch etwas Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Musikalität.
Der Hardware-1176 sorgt für eine Kompressor-Schulung
Exakte True-Peak-Anzeigen, die vor Übersteuerung warnen, sucht man vergeblich, ebenso gibt es keine Rasterpunkte in den Reglern (und erst recht kein Eingabefeld), um diese auf genaue Werte festzuschreiben. Das Hantieren mit starr erlernten Attack- und Release-Zeiten für bestimmte Instrumentengruppen bringt hier keinerlei Punkte. Auch die Synchronisation auf den Klick oder eine Sidechaining-Funktion wird man hier nicht finden. Stattdessen gilt es, sich von der Sichtkontrolle zu verabschieden und das Gehör einzuschalten. Die Nadel des VU-Meters kann, wenn man sie zu interpretieren weiß, ein hilfreiches Werkzeug beim Feinjustieren der Zeitkontrollen sein, ersetzt aber keinesfalls ein waches Ohr. Die wenigen Einstellmöglichkeiten arbeiten allerdings zuverlässig, sprechen direkt an und sind entsprechend fein justierbar. So macht es Spaß, analog zu arbeiten. Wer bislang nicht wusste, wie ein Kompressor arbeitet und was er genau macht, wird hier sanft gezwungen, es zu lernen. Das generell unkomplizierte Verhalten des 1176-KT macht es dem Nutzer nicht schwer, da er hier und da auch kleinere “Fehler” verzeiht. Beherrscht man ihn allerdings richtig, wird er ein guter Freund und Vertrauter.
Ohne Stereo-Link
Im spartanischen Aufbau vermissen wir also nichts – bis auf einen Port für einen Stereo-Link. Gerade bei einem Preis von knapp 750 Euro kann man in Versuchung geraten, sich noch ein zweites Gerät ins Studio zu holen, vielleicht für eine Buss-Kompression oder ein Summen-Limiting. Während der aktuelle Universal Audio 1176LN über die Option verfügen, zwei Einheiten zusammen zu schalten, ist das beim Klon aus dem Hause Klark Teknik leider nicht vorgesehen.
Transparenter Klang
Wer den Gedanken, er hätte schon genug Software-Kopien des 1176 probiert und alle klängen gleich, auch auf die Hardware-Umsetzung bezieht, liegt damit grundlegend falsch. Schon in einem Zustand, in dem der 1176-KT noch nicht in die Sättigung gefahren wird, lässt sich ein leichter Zugewinn an Transparenz vernehmen. Sprich: Die Hardware zeigt direkt einen eigenen Charakter. An nüchterner Linearität liegt ihm nicht viel. Diese Transparenz kommt nicht durch einen einfachen Höhen-Boost zustande, der in einer harschen Klarheit gipfelt, sondern durch minimale lineare Verzerrungen, welche sich sauber aus dem natürlichen Obertonspektrum heraus aufbauen. Die geringe Attack-Zeit von nur zwanzig Mikro(!)-Sekunden, erlaubt es, trotz hohen Kompressionsgrades auch harte Transienten gut abzufedern und keine Spitzen über den erlaubten Pegel hinaus an die DAW oder ans Pult zurück zu geben. Die Ratios beginnen bei schon relativ hohen 4:1, jedoch verhalten sich die ersten beiden Stufen unaufdringlich, sind dabei aber keinesfalls zurückhaltend. Stimmen und Gitarren werden auf einen Schlag deutlich durchsetzungsfähiger im Mix und erscheinen einen Tick wärmer. Die beiden oberen Ratio-Einstellungen sind sehr gut zum Einsatz als Limiter oder für schwerer handlebare Instrumente wie beispielsweise Bass geeignet. Gerade die oberste Stufe mit einem Wert von 20:1 riegelt zuverlässig ab, erhält aber trotzdem einen gewissen dynamischen Charakter des Signals. Wer es auf einen pumpenden Mix anlegt, kann hier mit den Attack- und Release-Zeiten ein sauberes und akkurates Timing punktgenau auf den Takt erreichen, sodass der 1176-KT in seiner Musikalität durchaus als “Mitspieler” gesehen werden kann.
Hyperkompression im All-Buttons-Mode
Seine Zügel lässt er los, wenn er – wie schon sein Vorbild – im All-Buttons-Mode gefahren wird. Wie der Name schon sagt, werden hierfür alle vier Ratio-Knöpfe gedrückt. Dann fährt die Hardware gnadenlos jedes Signal an die Wand und sorgt für eine Art Hyperkompression. Gerade für Raummikrofone wird genau dieser Modus gern verwendet, da hier wirklich jede nur denkbare Information aus dem Hintergrund in den Vordergrund geholt wird. Genau anders herum verhält es sich, wenn sämtliche Knöpfe aus dem Spiel genommen werden. Dann läuft das Signal ohne Kompression durch den 1176 und wird bei gesteigertem Input leicht in die Sättigung gefahren. Dies verleiht Instrumenten nochmal den besonderen Hauch Wärme. Was analogem Equipment nachgesagt wird, kann man hier anschaulich beobachten und auch im Spektrum schlägt es sich nieder. Je höher der Input bei gleichem Ausgangspegel, desto stärker steigt auch der Anteil der harmonischen Obertöne an. Ab einem bestimmten Punkt kippt das Verhältnis und eine offensichtliche Verzerrung des Signals ist die Folge. Auch dies lässt sich je nach Produktion gewinnbringend integrieren.
Klamt Marco sagt:
#1 - 08.01.2019 um 14:46 Uhr
Dauerte ja ewig bis das teil geliefert wurde der 1176-KT werde den mal unter die Lupe nehmen . Hauptsache das teil ist mal da .
Klamt Marco sagt:
#1.1 - 20.05.2019 um 15:00 Uhr
das teil ist nicht schlecht aber eben die Einstellungen sind gewöhnungs bedürftig aber sonnst alles vorhanden was es braucht.
Antwort auf #1 von Klamt Marco
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMaxim sagt:
#2 - 29.04.2019 um 12:39 Uhr
Der Drumloop klingt schon vor der Compression so flach, sorry, aber mehr Kompetenz bei der Erstellung der Beispiele muss schon sein. Am besten mal einen Profi ranlassen.