Mit Kampfpreisen, die ihresgleichen suchen, pflügt die Music Group den Pro-Audio-Markt regelmäßig kräftig um. Zugegeben: So richtig flink ist die Music Group nicht, wenn man die sich Zeit von der Ankündigung bis zum Release anschaut. Aber das kann den meisten Pfennigfuchsern doch auch gänzlich egal sein, oder?
Zur Music Group gehört jedenfalls Behringer, sowie seit einer Weile auch Klark Teknik und Midas. Die Preise haben sich seitdem kräftig geschmälert, genau wie die Scham, offenkundige Klassiker der Tontechnikgeschichte zu kopieren: Moog Minimoog Model D, Urei 1176, Pultec EQP-1 – oder wie sie wie man sie bei der Music Group nennt: Behringer Model D, Klark Teknik 1176 und Klark Teknik EQP-KT.
Was noch fehlt? Ein LA-2A, ganz klar – der erste Nicht-Vollröhrenkompressor auf Basis eines optischen Regelelementes. Das Ergebnis: programmabhängige, musikalische und simple Komprimierung, mit einem ganz eigenen Charakter.
Details
Geschichtssekunde und Säbelrasseln
Der KT-2A – KT wie Klark Teknik, wie einfallsreich – ist ein optischer Mono-Kompressor auf Röhrenbasis. Das bedeutet, im Regelpfad – also in der Sidechain – befindet sich eine Leuchtdiode, die auf einen Fotowiderstand strahlt. Im Verbund entsteht so ein Regelsystem, das etwas träge ist. Konkret reagiert diese Kombi sehr spezifisch und somit grundsätzlich anders auf kurze oder eben lange Grenzwertüber- und -unterschreitungen. Das Ergebnis bezeichnen wir dann im Allgemeinen als musikalisch oder programmadaptiv – entsprechend minimalistisch fällt die Bedienung der Kiste mit nur zwei Reglern aus.
Das Urgerät heißt LA-2A, stammt von Teletronix und wurde von Universal Audio aufgekauft. Das Original bleibt teuer, denn UA lässt sich sein Recht auf Vintage-Namen traditionell kräftig entlöhnen. So überrascht es nicht, dass es schon lange und reichlich, inoffizielle Nachbauten gibt. Etwas offizieller wurde es vor geraumer Zeit mit Warm Audio und deren WA-2A, welcher bereits rund drei Viertel günstiger gehandelt wurde. Klark Teknik setzt jetzt jedoch noch mal einen drauf und verlangt nur ein Drittel des Preises des Warm-Audio-Gerätes oder weniger als 1/12 des Originalpreises des UA Teletronix LA-2A. In nackten Zahlen sind das 300 .gegenüber rund 3700 Euro. Schon frech, der Uli.
Optisch klassisch, innen spar ich
Der KT-2A sieht von vorn prinzipiell aus wie ein LA-2A und simpler könnte es bedienungstechnisch kaum zugehen: Es gibt einen Output-Gain- und einen Peak-Reduction-Regler, je mehr man Reduction aufdreht, desto mehr wird komprimiert und man muss mit dem Gain aufholen. That’s it.
Hinzukommt ein Limit/Compress-Umschalter, der theoretisch die Ratio verändert, aber praktisch kaum einen Einfluss bietet. Ein Pre-Emphasis-Drehschalter wiederum erhöht die Empfindlichkeit der Detektion auf HF-Anteile und reduziert damit die Höhenanteile am Ausgang. Letzteres ist ein Relikt aus alten Rundfunktagen und für mein Empfinden „unpraktisch traditionell“ als Stellschraube ausgeführt. Sie lässt sich zwar auch mit den Fingern drehen, Komfort geht aber anders. Immerhin ist er hier auf der Front und nicht auf der Rückseite untergebracht.
Abgerundet wird das Ganze von einem fetten und beleuchteten VU-Meter, welches die aktuelle Reduktion oder den Ausgangspegel anzeigt und mit einem weiteren Schalter in der Range angepasst werden kann. Hauptschalter und Kontrolllampe runden den Überblick ab.
Die 2,3 kg schwere 19-Zoll-Metallkiste mit zwei Höheneinheiten und einer Tiefe von nur 13 cm ist im Gegensatz zum Original in sich geschlossen und bieten entsprechend keine hinten rausstehenden Übertrager und Röhren. Das Gerät ist ausschließlich von oben zu öffnen und klappt nicht wie das Original zu Servicezwecken nach vorne auf. Genauso wenig wurde handverdrahtet und es wurden auch keine alten Bauteile verlötet. Nein, hier setzt der Modernist auf eine automatisierte Fertigung „Made in China“, eigene Midas-Übertrager und ein simples Universalnetzteil – anders wäre das preislich aber auch überhaupt nicht umzusetzen gewesen.
Auch hier kommen 12AX7- und 12BH7-Röhren zum Einsatz, anstatt der 6AQ5 jedoch eine EL84z. Was das für einen Unterschied im Detail macht, kann ich euch leider nicht sagen, erwähnen wollte ich es trotzdem. Was ich jedoch noch weiß ist, dass der Signalweg vollständig diskret ist und von üppigen Eingangs- und Ausgangsübertragern profitiert. Einen Bypass gibt es dennoch nicht. Ist der Strom aus, wird die Kiste entsprechend zur Audio-Sackgasse. Alles ganz klassisch, sozusagen.
Simple, pragmatische Anschlüsse
In den KT-2A geht es mit XLR und alternativ TRS, man hat die Wahl. Heraus geht es genauso komfortabel. Einzeln gepuffert sind die I/Os aber nicht, sodass man sich besser für nur eine Anschlussform entscheidet und nicht alle Buchsen gleichzeitig belegt. Hinzu kommt ein Sidechain-Link für Stereo-Verschaltungen auf großer Klinke. Außerdem finden sich rückseitig noch Stellschrauben für die Link-Anpassungen und eine Kalibrierung des Meters. Strom gibt es indes via Kaltgeräteanschluss, der kompatibel mit 100 bis 240 Volt ist.
Flo sagt:
#1 - 05.01.2019 um 21:26 Uhr
Danke für den Test. LA2A Charakter kann ich beim KT2A definitiv nicht raushören, der macht imho etwas ganz anderes. Deutlich bemerkbar, wenn man sich das Drumfile vom UAD Plugin anhört (das kommt einem echten LA2A ziemlich nahe) und dann das KT2A File: andere Attack, andere Release, andere Balance, andere Räumlichkeit, einfach ein gänzlich anderer Kompressor. Wer "LA2A" um 300.- will muss wohl weiterhin auf Plugins setzen.
Ulrich Labus sagt:
#2 - 06.01.2019 um 22:40 Uhr
Sie sind sich bewusst, dass es 3 Versionen des Oroginals gibt. Jeder klingt anders. Klingen die alle edel in den Höhen?. Haben Sie alle drei Originalversionen gehört und verglichen?.Ich nicht. Aber ich habe jetzt 2 KT-2AEs rockt jetzt wie wild. In den AMS Neve 1073 DPX im Insert eingeschliffen, macht die Gitarre süchtig.In der Mastersumme ebenfalls total geilBeste Grüsse
Ulrich Labus sagt:
#3 - 06.01.2019 um 23:15 Uhr
Ich möchte gerne noch hinzufügen, das meiner Meinung und Erfahrung nach, bisher kein Plugin einen Hardware Transformer von Neve, Audient oder Midas nachmachen kann.Wenn man mit Hardware Komponenten arbeitet merkt man sofort wo die Körner (Transienten) drin sind
Matthis Schvartz sagt:
#4 - 26.02.2019 um 14:06 Uhr
Danke für den Test. Aber zwischen den Hörbeispielen sind teils sicher 6dB Unterschied. Schwer da irgendwas zu beurteilen.