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Klassik auf dem E-Bass spielen

Wir alle haben zu wenig Zeit zum Üben! Ich habe noch nie jemanden getroffen, der behauptet hat, er hätte “zu viel Zeit für sein Instrument“. Und dann ist da noch das Ding mit der Motivation: Es übt sich immer leichter, wenn man ein klares Ziel vor Augen hat. Häufig machen einem aber Zeit- und Energiemangel einen Strich durch die Rechnung und man spielt lieber Altbekanntes, als dass man wirklich Neues übt. Um trotz aller alltäglicher Hindernisse konstant Fortschritte zu machen, sollten idealerweise das Lernziel (z.B. Timing, Spieltechnik, Tonmaterial etc.) und das motivierende Element (Musik, die mir Spaß macht zu spielen) ein- und dasselbe sein. Auf diese Weise schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, und daher ist es immer gut, nach derartigen Dingen Ausschau zu halten. Ein perfektes Beispiel dafür ist die klassische Musik – und darum soll es in diesem Workshop gehen, in dem wir klassische Werke auf dem E-Bass spielen wollen.

Bild Mozart: Barbara Krafft (Public Domain)
Klassik auf dem E-Bass spielen bedeutet, weit über den herkömmlichen bassistischen Tellerrand zu blicken.
Inhalte
  1. Warum Klassik auf dem E-Bass üben?
  2. Bach auf dem Bass spielen
  3. Mozart auf dem Bass spielen
  4. Königsdisziplin: Bachs Cello-Suiten auf dem E-Bass spielen

Warum Klassik auf dem E-Bass üben?

Für E-Bass adaptierte klassische Werke haben den großen Vorteil, dass sie schon von sich aus sehr gut klingen. Man muss sich nicht vorstellen, wie die Bassline einmal später im Kontext wirken wird, sondern die Musik steht quasi “für sich” und macht auch als Solo-Bassstück großen Spaß ‑ ideal also für das heimische Üben!
Zudem verfüge ich als Spieler ja bereits über eine relativ genaue Vorstellung vom dem, was ich gerade übe, denn das Stück ist mir ja (in der Regel) bekannt und ich weiß, wie es am Ende klingen soll ‑ genauso wie bei einem Song aus dem Pop-/Rockbereich. Ich kann mein Ziel bereits hören, sowohl tatsächlich als auch vor und während der Entstehung in meinem Kopf. Dies ist ein sehr musikalischer Übungsansatz, denn er beinhaltet auch so wichtige Dinge wie Soundvorstellungen, Phrasierung etc. – Punkte, die bei einer abstrakten Übung eher nicht unbedingt gegeben sind!

John Patitucci war einer der ersten E-Bassisten, der in seinem legendären DCI-Lehrvideo von 1989 Auszüge einer Cello-Suite von Bach spielte.
John Patitucci war einer der ersten E-Bassisten, der in seinem legendären DCI-Lehrvideo von 1989 Auszüge einer Cello-Suite von Bach spielte.

Ich habe heute drei kleine klassische Stücke für euch ausgewählt. Jedes davon dient einem bestimmten Lernziel, welches man sich ansonsten wahrscheinlich mit einer deutlich weniger motivierenden Übung angeeignet hätte.

Bach auf dem Bass spielen

Den Anfang macht – und wie könnte es auch anders sein – kein Geringerer als Johann Sebastian Bach! Eines seiner bekanntesten Stücke ist “Jesu, meine Freude” (“Jesu, Joy Of A Mans Desiring”), welches wohl jeder irgendwann schon einmal gehört haben dürfte. Das Hauptmotiv basiert auf der Dur-Tonleiter und melodischen Sequenzen daraus – ganz so, wie man es auch in zahlreichen Tonleiterübungen findet.

Man kann also wunderbar von dem großen Meister lernen, wie man eine profane Tonleiter musikalisch einsetzt. Ich habe “Jesu, meine Freude” in G-Dur notiert, man kann es aber natürlich auf jede andere Tonart bzw. Lage übertragen:

Audio Samples
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„Jesu, meine Freude“ – Bass-Arrangement – WAV

Mozart auf dem Bass spielen

Stück Nummer 2 ist ein Ausschnitt aus dem “Türkischen Marsch” (“Rondo a la Turca”) von Wolfgang Amadeus Mozart – ein herrlicher Fingerbrecher für die Greifhand, denn in einer Lage kommen alle vier Finger über alle vier Saiten zum Einsatz und – da das Stück eigentlich für Klavier geschrieben wurde – zudem auch noch in ungewöhnlichen Kombinationen.

Spielt man es außerdem noch mit einem konstantem Wechselschlag, so ergibt es eine hervorragende Koordinationsübung, die man gerne nach und nach auf Tempo bringen darf, wenn man erst einmal den Fingersatz flüssig und fehlerfrei beherrscht.

Audio Samples
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“Türkischer Marsch” – Bass-Arrangement – langsam – WAV “Türkischer Marsch” – Bass-Arrangement – schnell – WAV
Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Amadeus Mozart lebte von 1756 bis 1791 in Österreich. (Bild: Barbara Krafft – Public Domain)

Königsdisziplin: Bachs Cello-Suiten auf dem E-Bass spielen

Den Abschluss dieses Workshops bildet ein Auszug aus Johann Sebastian Bachs weltberühmten Cello-Suiten. Diese Sammlung enthält wohl die beliebtesten Werke für die Adaption klassischer Musik auf dem elektrischen Bass. Ich habe mich hierbei für die “Gavotte 1” der letzten Suite in D-Dur entschieden, denn sie beinhaltet zahlreiche Lagenwechsel und interessante Akkordwechsel.

Gerade das Greifen von Akkorden und das schnelle Wechseln zwischen diesen ist eine der größten technischen Herausforderungen für die Greifhand. Da muss man die Finger schon ganz schön verbiegen – und dann soll das Ganze ja auch noch sauber und ohne Nebengeräusche ablaufen! Das ist ganz schön anstrengend, aber an einem solch wunderschönen Stück übt es sich doch gleich viel motivierter.

Audio Samples
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“Cello-Suite D-Dur” (Gavotte 1) – Bass-Arrangement – WAV

Neben den zwangsläufigen spieltechnischen Fortschritten dank dieser klassischen Werke bekommt man gleichzeitig das Geschenk von wunderschöner Musik, die man auch alleine spielen und genießen kann. Und endlich kann man auch die Frage “Kannst du nicht auf unserer Hochzeit in der Kirche etwas Schönes spielen? Du bist doch Musiker!” mit “Klar, wenn die Kohle stimmt!” beantworten.

Viel Spaß mit diesen wunderbaren Werken und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt

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Bild Mozart: Barbara Krafft (Public Domain)

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