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Klingt eine teure Gitarre automatisch besser?

Auf dem Gitarrenmarkt findet man neben preisgünstigen Einsteigermodellen und Instrumenten in der sogenannten Mid-Price-Range auch einige sehr teure Instrumente. Wer gerade erst anfängt, Gitarre zu spielen, wird sich wohl eher nach einem erschwinglichen Instrument umschauen.

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Ist man allerdings schon etwas länger dabei, stellt sich meist irgendwann die Frage, ob ein wirklich teures Custom-Shop-Modell auch signifikant besser ist als beispielsweise die günstigere E-Gitarre aus Fernost. Im folgenden Artikel gehen wir dieser Frage auf den Grund.

Quick Facts – teure Gitarren

Warum sind manche Gitarren teurer als andere?
Holzauswahl, Markenhardware, aufwendiges Design, der Anteil an Handarbeit und nicht zuletzt auch der Produktionsstandort schlagen sich im Preis nieder. Einzelanfertigungen sind außerdem deutlich teurer als Gitarrenmodelle, die in großen Stückzahlen gefertigt werden.
Was bedeutet das Custom-Shop-Label bei teuren Gitarren?
Die Bezeichnung Custom Shop steht bei Gitarren und Bässen für Instrumente, die meist von einem renommierten Gitarrenbauer, auch “Master Builder” genannt, in kleinen Stückzahlen gefertigt werden und eine sehr hohe Qualität aufweisen.
Wodurch zeichnen sich qualitativ hochwertige Hölzer beim Gitarrenbau aus?
Klanghölzer, die viele Jahre gelagert und getrocknet wurden, haben eine positive Wirkung auf den späteren Klang eines Instruments. Aber auch die Maserung des Holzes, die dem Instrument ein schönes Design bescheren kann, spielt beispielsweise eine Rolle.

Unterscheidung zwischen Gitarrentypen

Um die Frage zu beantworten, ob eine teure Gitarre automatisch besser klingt, sollte zunächst klar sein, um welche Art von Gitarre es sich handelt.
Reden wir von einer Westerngitarre oder einer klassischen Gitarre, lässt sich diese Frage ziemlich klar mit ja beantworten. Das liegt daran, dass bei akustischen Gitarren das verwendete Material eine noch viel entscheidendere Rolle spielt und bei Instrumenten in höheren Preisklassen die Qualität der länger gelagerten Hölzer. Außerdem weisen akustische Gitarren in höheren Preisregionen durch vorab selektierte Hölzer mehr Eigenständigkeit auf, was aber nicht bedeutet, dass einem jede Gitarre im Klang hundertprozentig gefallen muss. Im Klangspektrum und der Schwingfreudigkeit haben teure Instrumente aber in der Regel die Nase vorn.
Bei E-Gitarren wiederum ist diese Frage nicht so leicht zu beantworten. Es hilft in diesem Zusammenhang auch, immer daran zu denken, dass Leo Fender seinerzeit mit der Entwicklung seiner ersten Solid-Body E-Gitarren und E-Bässe erschwingliche Instrumente herstellen wollte, die in großen Stückzahlen produziert werden konnten. Heute sind die Gitarren aus den frühen Zeiten Fenders für die meisten Musiker praktisch unbezahlbar und wer schon einmal eine begehrte ältere Strat oder Tele in der Hand hatte, weiß, dass diese Gitarren tatsächlich oft besser schwingen und durch ihr Alter und die vielen Spielstunden auch ein gewisses Handling und “Mojo” vermitteln, über das neue Gitarren von der Stange meist nicht verfügen. Dennoch bieten heute viele große Marken neben ihren Flaggschiffen und Custom-Shop-Modellen auch ziemlich erschwingliche Gitarren im unteren und mittleren Preissegment an, die in vielen Punkten auch die typischen Merkmale der teuren Geschwister aufweisen. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären:

Wo liegen die Unterschiede zwischen günstigen und teuren Gitarren?

Die großen Hersteller betreiben natürlich ein intelligentes Marketing, wenn sie ihre beliebten und stellenweise auch legendären Modelle zusätzlich als günstige Varianten anbieten, da sich so noch eine weitere Käuferschicht bedienen lässt.
Man muss ganz klar sagen, dass viele der Mid-Price-Modelle heutzutage wirklich eine hohe Qualität aufweisen und, wenn gelegentlich auch mit kleineren Nachbesserungen, sogar professionellen Ansprüchen absolut gerecht werden. Dabei vergessen sollte man aber nicht, dass diese Gitarren häufig deshalb günstiger herzustellen sind, weil die Firmen ihre Produktstandorte in Billiglohnländer verlegen. Wirft man einen genaueren Blick auf die Serien, die der Hersteller an seinem eigentlichen Standort und dort vielleicht auch in sogenannten Custom-Shops fertigt, sind Detailverliebtheit und Individualität zwei Stichworte, die im Vordergrund stehen. Wer schon einige Gitarren besessen hat und sich mit diesem Erfahrungsschatz ein Instrument von einem Gitarrenbauer nach eigenen Vorstellungen bauen lässt, wird selbstverständlich mit deutlich höheren Kosten rechnen müssen als bei den meisten Instrumenten von der Stange. Der Bau eines individuellen Instruments benötigt viele Arbeitsstunden, die sich dementsprechend im Endpreis wiederfinden. Genau so schlagen sich Details im Design in einem höheren Preis nieder, die das Instrument schicker aussehen lassen, aber nicht unbedingt immer den Klang beeinflussen. Besondere und selektierte Hölzer machen sich dennoch häufig positiv in den Klang- und Schwingungseigenschaften auch bei E-Gitarren bemerkbar. Und nicht zuletzt wirkt sich die Wahl der Hardware wie zum Beispiel bestimmter Tonabnehmern namhafter Hersteller auf den Preis aus.

Klingt eine teure Gitarre automatisch besser? – Fazit

Fakt ist, dass beispielsweise eine Strat made in USA, die in einem Blind-Hörtest gegen eine Budget-Strat antritt, nicht unbedingt in jedem Fall als das besser klingende Modell identifiziert wird. Nennt man also eine günstige E-Gitarre sein Eigen und ist mit Sound, Haptik und Spielgefühl zufrieden, gibt es eigentlich keinen Grund, in eine teurere Gitarre zu investieren

Wäre da nicht das G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome), von dem viele Gitarristen befallen sind und das auch den Autor dieses Textes keinesfalls verschont. Dazu gehört auch das “kleine Männchen” im Kopf, das irgendwann verlangt, dass es ja nun auch mal an der Zeit wäre, sich ein “echtes” Modell anzuschaffen. Ob man diesem irrationalen Ruf dann widerstehen kann, muss jeder für sich selbst beantworten. Eine Gitarre zu kaufen macht bekanntlich auch Spaß und gilt bei nicht wenigen Musikern sogar schon als weiteres Hobby neben der Musik. Meine persönliche Erfahrung ist, dass besonders bei E-Gitarren eine Menge interessanter Modelle im mittleren und stellenweise sogar schon im unteren Preissegment zu finden sind. Auch haben schon teuere Modelle meine Gitarrenlaufbahn gekreuzt, bei denen ich nicht unbedingt fand, dass sich der höhere Preis für mich lohnt. Dennoch fallen bei hochpreisigen Gitarren die Produktschwankungen in der Regel sehr gering aus und die Möglichkeit, ein Modell zu finden, das individuellen Vorstellungen entspricht und dazu noch mit viel Liebe zum Detail hergestellt wurde, ist in höheren Preisklassen sehr viel wahrscheinlicher.
Auch wenn der Zuhörer die Preisunterschiede nicht unbedingt im Klang ausmachen kann, spielen Gefühl und Komfort eine große Rolle. Dazu stellt sich die Frage, wie inspirierend sich die Eigenschaften eines Instrumentes auf das eigene Spiel auswirken und wie entscheidend sie für die Entfaltung beim Musizieren sind. Auch in diesem Punkt gibt es im hochpreisigen Segment zweifelsohne deutlich mehr zu entdecken.

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Profilbild von Roland Engels (Ronny Guittar)

Roland Engels (Ronny Guittar) sagt:

#1 - 24.05.2024 um 09:32 Uhr

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Schöner Artikel. Besonders die Beschreibung des GAS ;) Und ja, manche Budget-Gitarren klingen durchaus konkurrenzfähig und erwachsen. Wenn ich mehrere Songs mit verschiedenen Gitarren aufgenommen habe und die Stücke eine geraume Zeit lang nicht mehr angehört, kann ich hinterher nicht immer genau sagen, mit welcher Gitarre ich da gespielt hatte. Das Gehör scheint also fest mit den Augen und den Fingern verbunden zu sein. Reduziert man nur auf das Gehör, wird die Unterscheidung schwer bis oft unmöglich. Wenn man dann auch noch auf verschiedenen Amps spielt, ist der Eindruck perfekt, daß alle Gitarren gut bis sehr gut zu klingen scheinen.

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