Der Kodamo Mask1 ist ein digitaler Tastatur-Synthesizer mit einem interessanten Bitmask-Synthesekonzept, den wir uns in diesem Test einmal genau anschauen. Der kleine französische Hersteller Kodamo – gegründet von Stéphane Damo – hat 2019 bereits mit seinem Desktop-Synthesizer EssenceFM auf sich aufmerksam gemacht. Dabei handelt es sich um einen FM-Synthesizer mit 300 Stimmen Polyfonie und 6 Operatoren, der mit innovativen Ansätzen und klanglichem Charme glänzt.
Nach dieser erfolgreichen Premiere schickt Kodamo nun den ebenfalls digital aufgebauten Tastatur-Synthesizer Mask1 ins Rennen. Mit ihm sollen nicht nur Klangtüftler, sondern auch Musiker auf ihre Kosten kommen. Jene, die gerne in der klassischen Live-Situation musizieren und elektronische Klänge mögen. Muss man ein bisschen frankophil sein? Vielleicht! In unserem Test haben wir den neuen Mask1 von Kodamo genau unter die Lupe genommen und geschaut, für wen sich dieser Synthesizer am besten eignet.
Details
Kodamo Mask1 – das Wichtigste in Kürze
- 10-stimmige digitale Klangerzeugung
- Bitmask-Oszillatoren
- Layer/Splits mit bis zu fünf Parts
- Arpeggiator, Sequencer, Effektsystem
- Fatar-Tastatur mit Aftertouch
- 520 Speicherplätze (davon 400 User)
Kodamo Mask1 Test – der Synthesizer im Überblick
Der Kodamo Mask1 präsentiert sich zum Test als expressiv spielbares Performance-Instrument. Offensichtlich will er das Rad nicht völlig neu erfinden, denn seine Engine ist mit der klassischen subtraktiven Synthese verwandt. Ein deutlicher Unterschied liegt jedoch in den beiden digitalen Oszillatoren, die den Kern der Bitmask-Synthese bilden. Diese leitet aus einem Sinus mithilfe eines Pools von 256 Masken neue Wellenformen ab. Ergänzt wird die Klangerzeugung durch zwei seriell verschaltete Stereo-Effekte mit Delay, Reverb und weiteren Standards.
Die zehnfache Polyfonie setzt dem multitimbralen Einsatz mit bis zu fünf Parts für Layer/Split-Kreationen allerdings Grenzen. Neun Spielmodi (polyfon, monofon, parafon, slurred, etc.) stehen zur Auswahl, die von einem Arpeggiator und einem einfachen live-orientierten Sequenzer unterstützt werden. Im Karton befindet sich neben dem Netzteil zudem auch eine gedruckte Bedienungsanleitung, die den neuen Besitzer gut einführt.
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Die Hardware des Mask1
Schon optisch erinnert der ästhetisch anmutende Kodamo Mask1 im Test an frühere Synthesizer, dessen Design beispielsweise von einem Korg M3 stammen könnte. Auf jeden Fall ist der Synthesizer kompakt und robust gebaut. Positiv fällt zudem die Fatar-Tastatur auf, deren 61 Tasten sich samt Aftertouch wirklich differenziert spielen lassen. Eine klassische Controller-Einheit, bestehend aus zwei Handrädern für Pitchbend und Modulation, ist links oberhalb der Tastatur angebracht. Ansonsten finden sich auf der glatten Bedienoberfläche 23 Taster, ein kleines Display mit vier Zeichen und zwei Encoder für Werteeingaben sowie die Regelung der Gesamtlautstärke.
Anschlüsse des Kodamo Mask1
Anschlussseitig ist auf der Rückseite des Kodamo Mask1 das Nötigste vorhanden: Ein Stereoausgang, MIDI In/Out sowie einMIDI-USB-Port, ein Kopfhörerausgang und der Anschluss für ein Sustainpedal. Insgesamt ist die Hardware des Kodamo Mask1 nach dem Minimalprinzip aufgebaut. Selbst für wichtige Filter- oder Effektparameter gibt es keine dedizierten Knöpfe oder Regler.
Kodamo Mask1 – Digitale Bitmasking-Oszillatoren
Obwohl die Klangerzeugung des Kodamo Mask1 subtraktiv arbeitet, verwenden beide Oszillatoren eine spezielle Technik, die als „Bitmasking“ bezeichnet wird. Kurz gesagt, werden bei dieser Synthese aus einer „maskierten“ Sinuswellenform verschiedene Klangspektren erzeugt. Diese Methode erinnert vage an das Waveshaping oder die Phase-Distortion-Synthese, die bereits bei digitalen Retro-Synthesizern zum Einsatz kam. Das Ergebnis ist folglich auch bei Mask1 ein obertonreicher, körniger oder auch rauer Basissound plus Noise-Generator.
Insgesamt stehen jeweils 256 Masken zur Verfügung. Einige davon (beispielsweise Mask Nummer 7 und 8) erzeugen klassische Synthesizer-Wellenformen wie Sägezahn und Rechteck. Je höher die Nummer, desto komplexer die Wellenform. So sind auch Basissounds à la PPG oder FM-Synthesizer möglich.
Doch der Oszillator will nicht statisch bleiben. Kodamo Mask1 bietet für beide Oszillatoren jeweils fünf Parameter. Mask, Semi und Tune (Transposition und Feinstimmung) sowie vor allem die Oszillator-Parameter Start und Speed, die Klangabläufe per Delta-Hüllkurve in beliebiger Geschwindigkeit ermöglichen. Hinzu kommen noch sechs Hüllkurvenparameter (auch Loop).
Filter und Modulation beim Kodamo Mask1
Was bei den Oszillatoren so praktisch rund läuft und auch so klingt, gilt übrigens auch für die Filtersektion des Kodamo Mask1. Hier steht ein Multimode-Filter mit 12dB Flankensteilheit zur Verfügung, bei dem man aus vier Filtertypen wählt: Tiefpass, Hochpass, Bandpass und Bandsperre. Die Parameter Cutoff und Resonance fehlen ebenso wenig wie Filter-Tracking. Die ADSR-Filterhüllkurve bietet zudem einen Loop und per Modulationsrad und Aftertouch kann man die Filterfrequenz steuern. Das gefilterte Signal von Osc1/2 und Noise gelangt dann in den ersten Effektprozessor.
Die beiden bipolaren LFOs verfügen jeweils über die Parameter Amount, Speed, Destination, Waveform sowie Delay und Decay. Bemerkenswert ist, dass acht wählbare Wellenformen über 16 verschiedene Parameter die beiden LFOs modulieren, darunter auch die Effektparameter. Das mag ein guter Kompromiss für eine umfangreiche Modulationsmatrix sein, die der Kodamo Mask1 aber nicht bietet. Neben den LFOs dienen überdies Velocity, Modulationsrad und Druckdynamik als Modulationsquellen.
Kodamo Mask1 Test – die Effekte des Synthesizers
Das Effektsystem des Kodamo Mask1 will einen guten und praktisch anwendbaren Standard setzen. Und das tut es auch. Der Synthesizer bietet zwei seriell verschaltete Effektblöcke, deren Effektanteile sich individuell dosieren lassen. Der erste Effektprozessor ist für Chorus, Distortion, Bitcrush oder Ringmodulation zuständig, der zweite für Delay, Reverb oder Distortion. Für die Effekte stehen außerdem jeweils 16 Typen zur Verfügung. So kann man beispielsweise zwischen Echo- und Hall-Typen wählen, was solide, aber nicht sensationell ist.
Im Split- oder Layer-Modus können die Sounds zudem nicht völlig frei auf die beiden Effekte verteilt werden. Dadurch und durch das Fehlen von Einzelausgängen muss man sich beim Mixing und der Effekt-Nutzung mehrerer Sounds gleichzeitig auf gewisse Einschränkungen einstellen.
Arpeggiator und Sequenzer des Mask1
Auch wenn der Kodamo Mask1 wohl in erster Linie aktiv mit zehn Fingern gespielt werden möchte, erhält der Anwender die gewohnten Zugaben wie den temposynchronisierbaren Arpeggiator. Dieser greift auf insgesamt 26 Patterns zurück, die sich über einen Umfang von drei Oktaven erstrecken können. Die so erzeugten MIDI-Noten werden zudem per MIDI ausgegeben.
Angesichts der fünf Multimode-Parts wünscht man sich hier einen mehrspurigen Sequenzer, den der Mask1 allerdings nicht hat. Sein Sequenzer versteht sich als Looper, der im Overdub-Verfahren bis zu 10.000 MIDI-Events aufnehmen und wiedergeben kann. Aufgenommen werden dabei Noten sowie Daten von Pitchbending, Modulationsrad und Aftertouch. Ein Sequencing von Klang- oder Effektparametern, wie es bei anderen Synthesizern möglich ist, wird leider nicht unterstützt.