Praxis
Los geht es mit dem puren Amp ohne Effekte. Der Verstärker ist an die AmbiKab-Box angeschlossen, die AmbiKab-Endstufe ist noch nicht eingeschaltet, es sind nur die beiden 12-Zoll-Speaker aktiviert. Der Amp liefert einen recht geradlinigen Grundsound bei mittlerer Position des Tone-Reglers. Alles ist frequenzmäßig sehr ausbalanciert und der Charakter des Instrumentes kommt voll zur Geltung, dazu eine erstklassige Ansprache und eine schmatzige Endstufenkompression bereits bei geringer Lautstärke, die dem Spieler ein ausgezeichnetes Spielgefühl vermittelt. Harte Anschläge werden in eine sehr harmonische Übersteuerung gefahren. Bereits beim ersten Ton wird ein sehr hohes klangliches Niveau deutlich.
Wir starten mit einer nüchternen Bestandsaufnahme zur Funktion und den klanglichen Auswirkungen von Thrust- und Tone-Regler bei relativ niedrigem Volume-Setting sowie dem Sound bei unterschiedlichen Einstellungen des Bright-Schalters.
Audio | VOL | THR | TON | BRI | |
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1 | Thrust – versch. Einstellungen: 7, 12, 17 Uhr (Strat) | 9 | var. | 12 | 1 |
2 | Tone – versch Einstellungen: 7, 9, 12, 15, 17 Uhr (Strat) | 9 | 12 | var. | 1 |
3 | Bright – Pos. 2 (mitte) – Pos 1 (unten) – Pos. 3 (oben) (Strat) | 9 | 12 | 12 | var |
Mit dem Thrust-Regler kann sehr feinfühlig das Übersteuerungs- und Sättigungsverhalten geregelt werden, bei niedrigen Werten ist der Ton sehr klar mit höheren Gain-Reserven. Dreht man weiter auf, wird er entsprechend muskulöser in Pegel und Frequenzgang. Die tiefen Mitten werden leicht angehoben und eine leichte Übersteuerung ist mit an Bord. Alles ist sehr gut dosierbar über den gleichmäßigen Regelbereich. Der Tone-Regler hat ebenfalls einen hohen Wirkungsgrad und auch diese Einstellungen haben einen Einfluss auf den Zerrgrad: Je höher gedreht wird, desto mehr kommt der Komet ins Schwitzen und liefert seine harmonischen Zerrsounds. Auch hier wird die hohe Qualität des Amps deutlich, denn allein mit den beiden Reglern lassen sich eine Menge an feinen unterschiedlichen Sounds einstellen, und es klingt eigentlich immer ausgezeichnet. Selbst bei voll aufgedrehtem Tone-Poti beißt es nicht in den Ohren. Eine weitere, eher subtile Anpassung an den Ton der Gitarre nimmt der Bright-Schalter vor. In der mittleren Stellung (Pos. 2) ist der Klang neutral, bewegt man ihn nach unten, werden die Höhen leicht angehoben, in der oberen Schalterstellung (Pos. 3) ist der Höhen-Boost etwas stärker. In der Neutralstellung zeigt sich der Amp ohne Boost- oder Zerrpedale sehr gut in den Disziplinen Clean- und Crunchsounds, bei Humbucker-Gitarren kann man den Kollegen auch zu einer kernigen Mid-Gain-Zerre überreden. Für höhere Zerrgrade werden dann Hilfsmittel in Form von Bodentretern benötigt. Aber dazu kommen wir gleich, hier erst einmal das Topteil mit unterschiedlichen Gitarren bespielt.
Audio | VOL | THR | TON | BRI | |
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4 | Vol.-Poti Aktion: Zuerst Hals-Pickup (Vol. 5) dann Steg-Pickup (Vol. 10) (Jaguar P90) | 10 | 16 | 14 | 1 |
5 | Vol.-Poti Aktion: Zuerst Hals-Pickup (Vol. 7) dann Steg-Pickup (Vol. 10) (Melody Maker) | 12 | 12 | 14 | 3 |
6 | Mid Gain Zerre (SG) | 13 | 15 | 15 | 2 |
7 | Anschlagsdynamik: Zuerst leicht mit den Fingern, dann hart mit dem Pick (Les Paul) | 10 | 12 | 15 | 2 |
8 | Clean (Tele) | 10 | 8 | 14 | 3 |
Die Reaktion auf den Anschlag und die Aktionen des Volume-Potis an der Gitarre sind traumhaft. Hier wird wirklich jede noch so subtile Veränderung am Instrument übertragen. Fehler verzeiht der Komet 29 natürlich auch nicht, aber wer einen Amp zur Übertragung von ausdrucksstarkem Gitarrenspiel sucht, liegt hier richtig. Der Schallpegel des Komet 29 ist absolut band- und bühnentauglich, und das, was ihr wahrscheinlich recht entspannt als Mid-Gain-Zerrsound hört, ist vor der Box bereits ein ordentliches Pegelbrett und nur in größeren Räumen einigermaßen genießbar. Der Komet 29 verträgt sich ausgezeichnet mit Boost-, Overdrive- und Distortion-Pedalen, hier können dann noch etwas flexiblere Zerrsounds bis hin zum High-Gain-Brett erzeugt werden. Dazu hier zwei Beispiele.
Für dich ausgesucht
Audio | VOL | THR | TON | BRI | |
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9 | Zuerst der Amp pur, dann mit vorgeschaltetem Okko Diablo (Strat) | 9 | 8 | 13 | 2 |
10 | Mit vorgeschaltetem Emma PisdiYAUwot (SG) | 9 | 7 | 12 | 3 |
Nun sollen die Stereo-Funktionen der AmbiKab-Box im Fokus stehen. An den Send- und Effects-Inputs der Box ist ein TC Electronic Flashback Delay in Stereo angeschlossen. Die Pegel-Anpassung funktioniert problemlos und die Lautstärke des Effekt-Signals lässt sich gut anpassen. Die Leistung der integrierten Endstufe ist auf jeden Fall ausreichend, um die Effekte laut hörbar zu machen und mit dem 29-Watt-Amp mithalten zu können. Der Sound ist transparent und breit, wenn Direktsignal und Effekte aus unterschiedlichen Lautsprechern kommen. Wer sich im Stereosound mit Effekten auf der Bühne baden möchte, kommt hier in den vollen Genuss. Ich habe die beiden “Effekt-Speaker” jeweils mit zusätzlichen Mikrofonen (CAD E-100) abgenommen, die drei Signale (direkt plus zwei Effektwege) lassen sich auch für Aufnahmen oder im Bühnenbetrieb sehr gut mischen.
Audio | VOL | THR | TON | BRI | |
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11 | AmbiKab mit Stereo Delay | 10 | 7 | 12 | 3 |
Chris56 sagt:
#1 - 21.06.2017 um 07:14 Uhr
So schön der Amp (Box) auch klingt, der Preis ist aus meiner Sicht abartig ! Wenn man bedenkt im Vergleich bietet z.B. ein Morgan PR12 absolut ebenbürtige Sounds und kostet um vieles weniger. Ausserdem, für ein Stereoset genügt eine splittbare 2x12er Box und Stereoendstufe eventuell noch eine Splitbox und das kommt mir auch wesentlich günstiger.
TommyMotor sagt:
#1.1 - 21.06.2017 um 08:17 Uhr
Hattest Du den Morgan und den Komet im A/B Vergleich?
Antwort auf #1 von Chris56
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChris56 sagt:
#1.1.1 - 21.06.2017 um 17:21 Uhr
ich kenne inzwischen den Morgan PR12 den ich selbst getestet habe. Ein unglaublich offener und druckvoller Amp, sowohl was Cleansounds angeht wie auch richtig gute klassische Rock-Overdrivesounds, egal mit welchem Gitarrentyp ! Auch mit Pedalen ist der PR12 sehr unkompliziert und gutmütig. Ich bin ein Fan von JTM45 Derivaten, aber der PR12 legt da noch ein gediegenes Schäuflein nach und möchte mir den demnächst zulegen. O.K. ich höre auf zu schwärmen ! Den Komet kenne ich natürlich nur von diesen Soundbeispielen, klingt wirklich gut keine Frage, aber für das gebotene Soundpotential wäre mir der Preis um einiges zu hoch.
Antwort auf #1.1 von TommyMotor
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