Praxis
miniKorg 700S – nur Nostalgie?
Ein ansprechendes GUI und über 150 Factory Sounds machen schnell Lust, den emulierten miniKorg 700S ein wenig zu erforschen. Die 3D-Ansicht ist zwar schön anzuschauen, man wechselt aber bald zur praktischeren, zweidimensionalen Darstellung aller Parameter und merkt, dass der miniKorg 700S mit seinem Oszillatorkonzept (VCO 2 kann als Modulator, Noise-Generator oder ganz konventionell fungieren) schon ein bisschen anders ist als die meisten Analogsynthesizer. Die über 150 Presets zeigen schon einige vielversprechende Einsatzmöglichkeiten, fünf dieser Sounds werden abgespielt, wobei auch polyfone Parts machbar sind. Auf der Seite „Virtual Patch“ wird man nicht nur die Modulationsmatrix auskosten, sondern auch die drei ADSR-Hüllkurven, die man beim Original nicht findet. Insgesamt ist der virtuelle miniKorg per Maus schnell zu handeln. Außerdem klingt er am Ende ziemlich gut – vornehmlich dank der Effekte. Kurz: Er ist keine Pflicht, sondern eher eine schöne Abwechslung unter den einfachen klassischen Analog-Synths.
Korg Prophecy – wo liegen die Stärken?
Erstaunlicherweise gibt es relativ wenige Software-Instrumente, die wie etwa „Sculpture“ von Logic Pro mit einem musikalisch nutzbaren Physical Modeling überzeugen. Der Korg Prophecy sorgt endlich für Zuwachs in diesem Bereich. Um seine Presets zum Besten geben zu können, muss man zunächst unbedingt einige Controller-Zuweisungen vornehmen. Erst wenn das Wheel 3 (Ribbon Control) in Bewegung gesetzt wird, entstehen dynamische und realitätsnahe Sounds, die man vom Physical Modeling erwartet. Nun lassen sich die Factory Presets vernünftig anspielen, wobei man noch auf weiteren Optimierungsbedarf stößt: Die rhythmischen Sounds müssen für die Songproduktion temposynchronisiert werden, wozu man bei den LFOs die Option „BPM“ nutzt.
Der Prophecy hat seine eigene unverwechselbare klangliche Note, wie unsere fünf Hörbeispiele demonstrieren. Er kann auf Wunsch richtig forsch, schneidend und giftig werden. Im Arrangement setzt er sich gut durch. Einige der mitgelieferten Sounds sind aber nicht zeitgemäß – Blas- und Saiteninstrumente klingen heute mit anderen Software-Instrumenten authentischer. Halb so tragisch, der Prophecy will sowieso neu entdeckt werden. Nicht zuletzt wegen des skalierbaren GUIs macht das Klangtüfteln richtig Spaß. Man sollte unbedingt auf eigene Faust experimentieren und artikulative Klänge für Soloparts erzeugen und außerdem viel öfter den Arpeggiator verwenden, der bei den Factory Sounds viel zu kurz kommt.
Korg Triton Extreme – Allrounder mit 90er Sound.
Die Extreme-Version erweitert den Triton. Die virtuelle Röhre ist dabei mehr als ein Gimmick. Mit den Parametern der Valve Force lässt sich der Sound wirklich wärmer, dichter und auch druckvoller gestalten. Der Triton holt den späten 90er Workstation-Sound in die DAW. Nicht wenige der Standardklänge wie die Streicher, Pianos oder Synths gibt es heute aber in einer besseren Qualität. Es lohnt sich aber dennoch, den Triton Extreme zu nutzen, denn im Combination-Mode warten einige mehrdimensionale Kreationen mit Arpeggiator- und FX-Unterstützung. Solche vielschichtigen Arrangements bietet nicht jedes Software-Instrument. Wer sich zu einem neuen Song inspirieren lassen möchte, wird den satten Factory Content im Combi-Mode des Triton Extreme mögen.
Analoge Klassiker: Korg MS-20, Korg Polysix, Korg Mono/Poly und ARP Odyssey
Schon lange vor der Korg Collection 3 sind die wichtigsten Analogsynthesizer von Korg sowie auch der ARP Odyssey emuliert worden. Jedes Instrument hat seinen spezifischen Klang, der auch bei den Emulationen zur Geltung kommt. Das wird schnell klar, wenn man sich die jeweils drei Audio-Demos anhört. Jede Emulation bietet noch etwas mehr als das jeweilige Original: Effekte, Arpeggiator/Sequencer oder mehr Modulationsmöglichkeiten. Insgesamt ist das ein sehr praxistaugliches Instrumentarium, mit dem sich Bässe, Leads, Pads und auch experimentelle Sounds erstellen lassen.
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Vintage Digital: Korg M1, Triton und Wavestation
Die Mutter der Workstation-Synthesizer auf Sample-ROM-Basis, der Nachfolger Korg Triton und die Korg Wavestation vertreten die Rubrik „Digital Vintage“. Während man bei den analogen Synthesizern lange über einen authentischen Klang diskutieren könnte, ist man sich hier schnell einig, dass die Emulation ebenbürtig klingen und zudem besser programmierbar sind als die Hardware-Synthesizer selbst. Wer sich eine aktuelle Workstation oder Korgs Wavestate nicht leisten möchte, findet hier zumindest sehr erschwingliche Alternativen. Für einen aktuellen Sound muss man aber selber sorgen, die zahlreich vorhandenen Presets stellen fast durchweg eine Zeitreise in die 90er Jahre dar.
Andreas Fichtner sagt:
#1 - 27.08.2021 um 11:01 Uhr
"Die Bedienung der Software und der Datenaustausch mit dem digitalen Hardware-Instrument überzeugen."
Hi, wie sieht denn der Datenaustausch aus? Hab weder im Manual noch im Internet etwas dazu gefunden? Kann ich das Plugin als Editor für meinen Prophecy nutzen?
Matthias Sauer sagt:
#1.1 - 27.08.2021 um 14:51 Uhr
Hallo Andreas, die Software bietet einen SYX Import, mit der sich am originalen Hardware-Synth erstellte Sounds importieren lassen. Als Editor für den Prophecy ist der Software-Synth nicht nutzbar.
Antwort auf #1 von Andreas Fichtner
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