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Korg Electribe SX – SD Test

Praxis

Beim Redesign der SD-Version des Electribe SX wurden die mitgelieferten Patterns und Songs überarbeitet. Die alten Versionen kenne ich nicht, aber zu den neuen kann man nur sagen: Hut ab! Nicht selten lassen die Demos ein Gerät ja ganz schön alt aussehen, so dilettantisch und lieblos sind sie gemacht. Hier aber ist das Gegenteil der Fall. Bei praktisch allen Patterns kommt richtig Freude auf, ob pumpender House-Beat oder Electro-Gezippel. Sehr schön! Und man bekommt auch direkt einen ersten Eindruck vom Gesamtsound des Electribe, der ungeheuer kompakt und druckvoll ist und sogar noch kompakter wird, wenn man die Röhren hinzudreht, was sich je nach Reglerposition als leichte Wärmebeigabe oder satter Punch bis hin zu leichter Zerre bemerkbar macht. Schade nur, dass die damit einhergehende Pegelerhöhung nicht vom Gerät kompensiert wird. Mehr Röhre heißt also immer mehr Lautstärke, sodass man etwas mühsam mit zwei Reglern hantieren muss, um bei einem einigermaßen konstanten Output zu bleiben. Und noch einen Wermutstropfen gibt es, denn unbegreiflicherweise rauscht der Master-Output ziemlich stark. Holt man sich die Lautstärke von der Röhre und fährt den Master entsprechend zurück, erhält man bei gleichem Pegel deutlich weniger Störgeräusche. Seltsam.
Aber trotzdem kann man nicht anders, als über die Klänge zu staunen, die das kleine Kästchen zu produzieren in der Lage ist. Die mitgelieferten Patterns geben auch einen sehr guten Überblick darüber, in welchen Disziplinen der Electribe zu Hause ist. Naturgemäß sprechen wir da weniger von holzigem Unplugged-Sound als von den kernigen Mitgliedern der Zunft: House, Techno, Minimal, Dub oder R’n’B.

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Vocal House Dubstep Oldschool RnB

Sounds und Sound

Geht man dann ins Detail und hört sich die Einzelsounds an, die den Demo-Patterns zugrunde liegen, stellt man überrascht fest, dass sie, so isoliert, wirklich nur mäßig klingen. Die Drums- und Percussionsounds, welche ziemlich genau die Hälfte der 196 mitgelieferten Samples stellen, sind ordentlich. Die doch sehr zahlreichen und, wie ich finde, ziemlich überflüssigen Vocal-Samples sind ganz lustig, aber nicht ernsthaft einsetzbar. Jene Sounds, die man für Bass- und Melodieparts einsetzen kann, sind qualitativ recht dürftig und zudem auch nicht besonders zahlreich vorhanden. Da hätte man sich anstelle des einen oder anderen “Yeah”-Geschreis aus der Vocal-Abteilung doch deutlich mehr gute Bass- und Synth-Sounds gewünscht. Zuguterletzt liefert der Electribe eine mittlere Palette an Loops, von Rhythmus- und Harmonieinstrumenten gleichermaßen, die gar nicht mal schlecht sind.
Bei der Soundauswahl liegen wir satt im Mainstream der 90er Jahre. Aber man wird von einem solchen Instrument auch keine Sound-Avantgarde erwarten. Ohnehin dürften die Preset-Sounds in der Regel nur als erstes Spielmaterial dienen, während man bei etwas ernsthafteren Absichten von zwei Möglichkeiten Gebrauch machen wird, eigene Sounds ins Spiel zu bringen: Entweder man lädt eigene Samples über die SD-Card nach, oder man sampelt gleich ganz neue Sounds mithilfe der Sample-Funktion des Electribe.
Der SD-Card-Slot ist ein neues Feature der überarbeiteten Version des Electribe SX. Während der Vorgänger mit den mittlerweile veralteten Smart-Media-Karten werkelte, greift der SX-SD auf SD-Cards von bis zu 32 GB Größe zu. Dankenswerterweise akzeptiert er dabei neben dem eigenen Format auch Wav- und Aiff-Dateien. Das kann man eine sinnvolle Überarbeitung nennen. Leider hakelte der Zugriff auf die SD-Card im Test ein wenig. So ließen sich die Sounds nur einzeln laden, obwohl eine Funktion im Menü zur gleichzeitigen Übertragung aller Daten auf einmal. Der Versuch wurde aber durchweg mit “No Files Error” quittiert.
Möchte man nun den Soundpool erweitern, spielt man die entsprechenden Dateien per Computer auf eine SD-Card und lädt sie dann in den Electribe. Bis zu 285 Mono-Sekunden passen in dessen Speicher, wobei sich bis zu 256 Mono- und 128 Stereo-Samples verwalten lassen. Bei perkussiven Sounds sollte man damit relativ weit kommen.
Weiterhin kann man mit dem Electribe auch ganz neue Samples herstellen, indem man entweder die Signale samplet, die am Audio-In anliegen, oder die Sounds aufzeichnet, die der SX-SD selber produziert (Resampling) – also z. B. einen Takt aus einem Pattern. Beide Varianten lassen sich in mono und stereo realisieren. Ist das Sample einmal im Speicher, kann man es bearbeiten, so wie aus anderen (einfachen) Hardware-Samplern bekannt. Die Dateien werden so normalisiert, beschnitten, Start-, End- und Loop-Punkte werden festgelegt sowie die Tonhöhe eingestellt.Alle Samples werden in einem nicht-flüchtigen Speicher abgelegt, so dass sie auch nach dem Ausschalten weiterhin zur Verfügung stehen.
Bei den Sounds bleibt festzuhalten: Die mitgelieferten Samples bilden einen guten Ausgangspunkt und machen sogar in dem einen oder anderen Kontext eine richtig gute Figur, wie die Demo-Patterns beweisen. Für den ernsthafteren Nutzer dürfte die Möglichkeit aber interessanter sein, auf eigene Sounds zurückzugreifen. Hier bietet der Electribe, wenn auch nicht ganz ausgereifte, so doch anständige Optionen, mit eigenem Material zu Werke zu gehen.

Soundbearbeitung
Der Electribe SX-SD würde dem Anspruch der Bezeichnung “Music Production Sampler” natürlich nicht gerecht, beließe er es dabei, die den Parts zugeordneten Samples einfach gemäß unserer rhythmischen Vorgaben abzuspielen. Man kann die Parts vielmehr wie Kanalzüge oder Spuren in einem Sequenzer begreifen, mit denen man mehr veranstalten kann, als auf ihnen Grooves und Melodien abzulegen. So steht im Bereich “Part Common” ein kleines Interface bereit, in dem sich nicht nur die Lautstärke eines jeden Parts regeln lässt, sondern auch der Pan, der Gesamt-Pitch, die Release-Zeit der Hüllkurve, der Startpunkt des Samples und sogar Portamento. Im Bereich “Modulation” vertrauen wir den Sound des Parts einem LFO mit fünf Wellenformen an, der Pitch, Cutoff, Lautstärke oder Pan modulieren kann und sich natürlich auf Wunsch zur Geschwindigkeit synchronisieren lässt. Weiterhin erwartet uns in der Signalkette ein Filter, das als Lowpass, Highpass und in zwei Bandpass-Varianten arbeitet und sogar noch einmal eine Hüllkurve im Angebot hat.

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Filter

Schließlich bietet uns das Electribe noch eine umfangreiche Effektsektion. Gleich drei Effekt-Slots können belegt werden, und die Verkettung dieser Effektprozessoren ist sogar editierbar. Angeboten wird eine ziemlich breite Palette an Effekten, von Reverb und Delay über weitere Filter oder einen Kompressor bis hin zu Spezialitäten wie Ringmodulation oder “Grain Shifter”. Alle Effekte erfüllen ihre Aufgabe, können sich aber mit professionellen Ansprüchen nicht messen. Dafür sind sie digitalen Algorithmen doch zu schlicht geraten. Insbesondere der Hall macht leider eine ziemlich schlechte Figur, was sich gerade bei Drumsounds extrem rächt. Hier hätte Korg das Redesign nutzen müssen, deutlich nachzubessern.

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Effekte

Tap und BPM Scan
Zwei Funktionen seien noch erwähnt, die sich mit dem Tempo befassen und insofern übergeordnete Bedeutung haben. Zum einen war Korg so freundlich, eine Tap-Taste zu integrieren. Diese ist im Live-Einsatz von unschätzbarem Wert, will man spontan mit einem Loop einsteigen oder über den Electribe richtig getimte Effekte beisteuern. Noch weiter geht der “BPM Scan”, der die Geschwindigkeit des Soundmaterials ermitteln soll, das am Audioeingang des Electribe anliegt. Theoretisch eine schöne Vorstellung, zum Beispiel im Zusammenspiel mit einem DJ, enttäuscht diese Funktion in der Praxis aber eher. Da war mir die Trefferquote doch deutlich zu niedrig, um dergleichen live zu wagen. Dann doch lieber per Tap.

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