Erster Praxis-Eindruck von Korg Gadget 3
Nach dem Start der App fallen sofort Ähnlichkeiten zu Ableton Live ins Auge. Korg Gadget 3 hat zum Beispiel ebenfalls eine Scene-Ansicht, eine Pianorolle und vieles mehr. Außerdem kann man so schnell wie einfach zwischen den Ansichten jonglieren.
Die Anzahl von Songs oder Spuren ist theoretisch unbegrenzt. Ein Track lässt sich schnell durch Kopieren und Variieren von Scenes mit einer Länge bis zu 16 Takten produzieren. Auf dem iPad flutscht das Ganze inklusive der Automation beliebiger Parameter wunderbar. Man merkt immer wieder, das Korg Gadget ursprünglich für einen Tablet-PC entwickelt worden ist.
Von einer steilen Lernkurve kann man hier nicht sprechen. Nach einigen Sessions wird klar: Korg Gadget 3 erzielt deutlich andere Ergebnisse als Ableton Live oder Apple Logic Pro. Von allen etablierten DAWs kommt soundästhetisch betrachtet kommt Line FL Studio der App Korg Gadget 3 am nächsten. Wer Audiospuren editieren will, bleibt bei Korg Gadget 3 auf der Strecke. Die Audio-Plugins sind nur eine Behelfslösung.
Starthilfen bei Korg Gadget 3
Ein neues Feature von Korg Gadget 3 ist das Genre Select. Man wählt eine Stilistik und kann 5 x 5 Pads kombinieren, die Phrasen und Grooves enthalten. So muss man den neuen Track nicht mit einem leeren Feld starten, sondern bekommt die passenden Sounds und Grooves verschiedener Gadgets zusammengestellt. In der jetzigen Version sprechen wir von einem guten halben Dutzend an Genres. Da geht natürlich weitaus mehr. Genre Select ist eine der besten Neuheiten. Korg sollte diese Library unbedingt weiter ausbauen. Wie die ersten Genres klingen, zeigen die Hörbeispiele.
Die Play-Page erleichtert das Einspielen von Chords und Phrasen. Dort gibt es einen Arpeggiator mit dem klassischen Auf-Ab-Zufall-Muster und die Möglichkeit, über ein definierbares Spielfeld gewünschte Skalen und Akkorden zu erzeugen. Soweit alles gut, doch gestaltet sich die Performance mit der Maus lange nicht so lebendig wie per Fingerwisch auf dem Touchscreen. Eine schöne Zugabe wären außerdem Chord Sets, die Akkorde für ein bestimmtes Genre anbieten.
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Neue Gadgets: Sidney und Santa Ana
Die beiden neuen Gadgets heißen Sidney (Drums/SE) und Santa Ana (Bass/Guitar). Wie praktisch alle Gadgets sind auch diese beiden Instrumente auf das schnelle Editieren ausgelegt. Sidney ist ein Loop Sampler mit insgesamt sechs Spuren für WAV-Files, die sich tempoelastisch abspielen lassen. Integriert sind Multieffekte und ein Lo-Fi-FX, die man einzelnen Spuren hinzufügen kann. Darunter befindet sich auch ein GrainShift-Effekt, individuelles Audio-Design ist aber nicht möglich. Eine Mixeransicht und über 30 Presets (Construction Kits) runden das Gadget ab.
Mit Korg Gadget 3 kommt das erste Guitar Gadget: SantaAna basiert auf einer Stratocaster und spezialisiert sich auf rhythmische Parts. Die Riffs triggert man einfach übers Keyboard. Sie rocken anständig. Mit den virtuellen Gitarristen (von Steinberg oder uJam) kann das Gadget aber nicht konkurrieren. Die mitgelieferten 25 Presets decken eher Standards ab. Mit den guten Amps und Effekten von SantaAna könnt ihr eigene Soundideen verwirklichen. Und wer möchte, kann die Guitar auch frei auf der Tastatur anspielen und so eigene Phrasen produzieren.
Beide Gadgets sind nett, aber keine Argumente für die neue Version. Korg Gadget 4 darf gern weitere Instrumente bringen. Wie wäre es mit dem Gadget Paris für Saxofon und Brass?
Integration und Export
Die Gadgets müssen nicht innerhalb der Korg-App verwendet werden. Dank VST3 und AUv3 Support kann man sie ebenso in eine andere DAW einbinden. Erfreulicherweise belässt es Korg nicht bei den Fantasienamen. So heißt beispielsweise das Gadget Memphis zugleich MS-20. So weiß man direkt, welchen Synth man als Plugin aufruft und muss sich nicht erst durch eine Plugin-Liste kämpfen.
Auch für die MIDI-Steuerung ist die App gerüstet. Natürlich gibt es spezielle Anpassungen für Korg-Controller (nanoKey, nanoKontrol oder Keystage).
Schließlich bietet Korg Gadget einen breitgefächerten Export. Man kann zum Beispiel einzelne Spuren und Instrumente oder den kompletten Song in die GadgetCloud (SoundCloud), in die Dropbox oder als Ableton Projekt exportieren. Die Sequenzerdaten könnt ihr zudem als MIDI File ablegen. Das alles ist fürs weitere Prozedere sehr nützlich. Mit Korg Gadget allein werden Profis ihre Tracks aber wohl kaum final produzieren – und vor allem nicht mastern.