PRAXIS
Welche Szenarien sind mit dem Korg KAOSS REPLAY überhaupt relevant für einen Test? Zuallererst natürlich das Kerngeschäft, die DJ-Booth. Dazu habe ich das REPLAY an den FX-Send eines DJ-Mixers angeschlossen und direkt in the mix Loops von Platten gesampelt.
Dann das Zusammenspiel mit Drummachines und Sequenzern. Hierzu habe ich ein Akai APC64 als Stand-alone-Sequenzer genutzt und eine Roland T-8 per MIDI-Clock mitgeschleppt. Und als drittes dann noch die Stand-alone-Performance ohne synchronisierten Beirat.
Was mich besonders interessiert, sind die angepriesenen Möglichkeiten, lange Files mit Hot Cues zu versehen und somit nicht nur ein langes File stoisch abzuspielen, sondern nach Belieben durch den Track zu springen. DJs kennen das von Software wie Traktor und Hardware wie den Pioneer CDJs. Wer schon mal mit Traktor STEMS in Verbindung mit einer MIDI-Clock-synchronisierten Drummachine aufgelegt hat, weiß, wie viel Spaß es machen kann, ein STEM-File mit Hot Cues quasi in Patterns zu teilen und damit taktgenau herumzuspielen. Im Hardware-FX- und Groovebox-Bereich ist dieses Konzept aber bislang nicht angekommen und deshalb war ich vor allem sehr gespannt, wie Korg dieses Themas umsetzt.
In der DJ Booth mit dem Korg KAOSS REPLAY
Das Korg KAOSS REPLAY kann One-Shots oder Loops mit bis zu 64 Beats (also 16 Takte) aufnehmen, die dann sofort weiterloopen, wenn sie sich nicht im Gate-Mode befinden. Alle Samples werden direkt auf die SD-Karte aufgezeichnet und gestreamt. Die Loops laufen automatisch weiter, aber es gibt keine Möglichkeit zur Korrektur. Nicht einmal eine Undo-Taste ist vorgesehen.
Das Tempo kann per TAP oder manuell verstellt werden, und weil das KAOSS REPLAY Time Stretching kann, werden die Loops im Tempo angepasst. Auch erneutes Einstarten von Loops ist möglich, aber dazu muss man schon beim Samplen den exakten Downbeat getroffen haben, sonst läuft der Loop dort los, wo die Aufnahme gestartet wurde. Den Startpunkt können wir zwar im Menü Trigger Pad Edit verändern, aber Achtung Spoiler: Dazu müssen wir das Playback ALLER Samples stoppen. Live und mitten im Set geht das also nicht.
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Keine Samplebearbeitung bei laufendem Playback
Trigger Pad Edit funktioniert tatsächlich nur „offline“, ist allerdings ein ganz wichtiges Menü zur Feinabstimmung eines Sample-Sets. Hier können wir einstellen, ob ein Sample als Loop, One-Shot oder Song interpretiert wird. Weiterhin Start-und-Endpunkte, das Level (max. 100), die Anschlagsdynamik und wichtige Loop-Parameter wie Loop-Länge und Offset in Beats.
Ärgerlicherweise reagiert dieses Menü auch extrem schnarchig. Beim Hin- und Herwechseln zwischen den einzelnen Pads dauert es immer einen kleinen Sekundenbruchteil, bis die Wellenform des neuen Samples im Edit-Fenster angezeigt wird. Zumindest wäre es schön, wenn man mehrere Samplepads in der Lautstärke gemeinsam verringern könnte, z. B. um einem leisen Sample Gehör zu verschaffen, das bei Level 100 kaum zu hören ist. Geht leider nicht, man muss sich bei gestopptem Playback in Kleinstarbeit durch die Trigger-Pad-Edit-Menüs jedes einzelnen Samples wühlen. Das macht die Feinabstimmung eines Sample-Sets zur Geduldsprobe.
Kreative Verarbeitung eines Samples in Echtzeit ist ausschließlich mit den Effekten des XY-Pads möglich. Startpunkt verschieben oder Tonhöhe auf Sampleebene ändern geht ja nur, wenn das KAOSS REPLAY gestoppt wird. Und anders als beispielsweise beim SP-404 MKII, wo man zwei Effektbusse stacken kann, hat das KAOSS REPLAY nur immer einen Effekt gleichzeitig am Start.
Resampling ist machbar, aber der resamplete Loop lag immer ein wenig neben den originalen Loops. Und lässt sich in Echtzeit eben auch nicht mal so einfach anpassen. Live-Resampling ist so einfach nicht machbar.
Hot Cues
Pro Loop und Song können zwölf Hot Cues gesetzt werden. Klingt erst mal cool. Im direkten Zugriff liegt jedoch immer nur ein Triggerpad, welches dann im Hot-Cue-Modus weiß markiert ist. Leere Hot Cues leuchten leicht rot. Wird ein Hot Cue gesetzt, leuchtet er grün. Wird ein Hot Cue aktiviert, leuchtet er ebenfalls rot, zwar intensiver als leere Hot Cues, aber trotzdem würde ich mir wünschen, dass Korg in einem Firmware-Update eine dritte Farbe einführt, die für aktive Hot Cues steht. Und wie schön wäre es, on the fly taktgenaue Loops zu bilden, wie es in DJ-Software oder bei CDJs möglich ist, live programmierbar und abrufbar per Hot Cues? Geht hier leider auch nicht.
Prepared Set Szenario
Na gut, dann bereiten wir einfach mal ein Sampleset in der DAW vor und importieren die Loops in das KAOSS REPLAY. Dazu verbinde ich das Gerät per USB mit dem Laptop, gehe in den SD-Card-Modus und schon erscheint der Speicher des KAOSS Replay auf meinem Desktop. Die vorbereiteten und namentlich eindeutig gekennzeichneten WAVs schiebe ich in den Import-Ordner und trenne die Verbindung wieder.
Nun kann ich die Samples einzeln in das Projekt laden, im Menü Trigger Pad Edit Lautstärken einstellen und Choke-Groups bilden, im Hot Cue Edit entsprechende Markierungen setzen und so weiter und so fort. Es ist ein langwieriger Prozess, aber warum nicht, wenn das Ergebnis die Mühen lohnt.
Meine Idee, vier oder mehr lange Stems mit unterschiedlichen Instrumenten gleichzeitig zu starten und dazu synchron Loops zu spielen oder gar Drummachines oder Sequenzer zu synchronisieren, funktioniert leider nicht, weil die rein manuelle Bedienung des KAOSS REPLAY einfach zu fehlerbehaftet ist. Es braucht also einen Sequenzer.
Externer Sequenzer
Kein Sequenzer an Bord? Nun, dann hängen wir einfach einen externen Sequenzer dran. Ich habe das KAOSS REPLAY mit einem Akai APC64 verbunden, denn alle Pads lassen sich mit MIDI-Noten anspielen.
Aber auch hier muss man tricksen: Loops müssen im Gate-Mode mit langen Noten getriggert werden., ansonsten startet die erste Note den Loop und die nächste Note stoppt ihn wieder. Aber auch das ist alles nicht so richtig tight.
Das KAOSS REPLAY kann Time Stretching und mit den Tastern „Sync“ und „Quantize“ lassen sich Loops miteinander synchron abspielen. Trotzdem kommt es aber immer wieder vor, dass ein Loop nicht exakt manuell eingestartet wird. Dafür gibt es ALIGN. Hiermit kann man alle aktiven Loops manuell wieder auf einem gemeinsamen Downbeat einstarten.
Diese Funktion habe ich im Test oft genutzt und mich etwas geärgert, dass ALIGN sich hinter Shift + TAP verbirgt. Andersherum fände ich es sehr viel praktischer. ALIGN steht auch nur für Loops zur Verfügung, nicht für One-Shots und Song-Files. Bei Letzteren könnte ALIGN jedoch ebenfalls sehr viel Sinn machen.
Die interne BPM-Geschwindigkeit kann nur mit einer Stelle hinter dem Komma definiert werden. MIDI-Clock wird gesendet, aber das tighte Starten angeschlossener Drummachines obliegt uns Usern. BPM-Veränderungen werden nicht sauber übernommen.
Auf eine externe MIDI-Clock reagiert das KAOSS REPLAY unzuverlässig, es ist ein Glücksfall, wenn es nach mehreren ALIGN-Versuchen endlich mal einigermaßen tight mitläuft. Tempoveränderungen der externen MIDI-Clock werden nur fehlerhaft interpretiert. Die Einbindung in komplexere synchronisierte Hardware-Setups funktioniert einfach nicht.
Solo-Performance-Szenario
Im dritten Use-Case nutzen wir das KAOSS REPLAY einfach als Stand-alone Sample-Abspielgerät. Ohne Sync, ohne MIDI, ohne Loops, die zwingend synchron zu den Songs laufen müssen. Immerhin können wir pro Projekt bis zu 128 lange Stereofiles in WAV-Qualität als Songs auf die Pads legen und einen nach dem anderen starten. Oder man lädt weniger Songs in das Projekt und legt stattdessen noch ein paar One-Shots pro Bank für effektvolle Sounds ab. Auf die Hot Cue/Program-Memory-Buttons legen wir 12 passende Lieblingseffekte, damit wir schön effektvoll mit Filtern, Delays und Vocodern herumspielen können. Vielleicht programmieren wir für manche Song-Trigger-Pads auch noch Hot Cues, um Song-Passagen zu überspringen oder zu wiederholen. Hot Cue Loops gibt es leider nicht.
Ich denke, für genau diesen Use-Case werden einige Performer das KAOSS REPLAY für sich entdecken. So wie in den Neunzigerjahren manche Liveacts mit nicht angeschlossenen Keyboards zum Vollplayback vom DAT aufgetreten sind. Nicht besonders kreativ, aber eben sehr effektvoll. Und hey, wir können ja sogar ein Mikrofon anschließen.
Mic Setup
Das Menü Mic Setup bietet einen Dreiband-Equalizer und dafür drei „EQ-Memory“-Speicherplätze. Zusätzlich gibt es ein Delay und ein Reverb, beide zuschaltbar, ohne die Effektintensität regeln zu können. Drei Optionen pro Effekt, für Delay short, mid und long, für Reverb short, mid und deep. Das Mic Setup ist auch nur über den Touchscreen bedienbar.
Ich empfinde die Mikrofon-Page als sehr spartanisch und hätte mir hier besser bedienbare Effekte gewünscht, gerade bei einem KAOSS-Pad. Natürlich kann man die spektakulären Haupteffekte nur für das Mikrofon reservieren, was bei den vielen Vocodereffekten auch Sinn macht. Immerhin können wir beispielsweise einen Vocodereffekt so auf den zwölf Programmplätzen abspeichern, dass er nur auf den Mikrofoneingang wirkt und nicht auf andere Signale. Die Effekte der Mikrofon-Page liegen im Signalweg übrigens vor den Haupteffekten.
Korg KAOSS REPLAY: Mute, Solo, Monitor
Funktionen wie Mute, Solo und Monitor sollten in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Mit gedrückter Mute-Taste können ein oder mehrere Trigger-Pads angewählt werden. Beim erneuten Drücken der Mute-Taste werden diese dann stummgeschaltet. Das gleiche Prozedere gilt für die Solo-Funktion. Monitor wiederum erlaubt es, in die Sounds oder Loops reinzuhören.
Mit „Monitor“ angewählte Pads werden vom Master-Weg abgezogen und auf den Monitor-Cue gelegt. So kann man schon mal den nächsten Song vorhören und sicherstellen, dass es der passende ist, denn wie bereits erwähnt werden die Trigger-Pad-Belegungen auf dem großzügigen Screen nicht dargestellt. Korg sollte das gerade für diesen Use-Case dringend ändern.
Was würde ich mir sonst noch wünschen?
Zuerst einmal eine intensivere Nutzung des Touchscreens. Gerade weil der berührungsempfindliche Bildschirm eine sehr detaillierte Anzeige zulässt, ist es fast unverständlich, warum er nicht z. B. bei der Nutzung der KAOSS-Effekte zumindest optional die Werte der Parameter anzeigen kann. Oder wie bereits angesprochen eine namentliche Darstellung aller 16 Samples der aktuellen Bank.
Dann hätte ich gerne eine dritte Farbe bei den Hot Cues. Und eine Nudge-Funktion für lange Files. Auch dafür könnte der Touchscreen genutzt werden und dies könnte beispielsweise durch eine Sekundär-Shift-Funktion der Projekt-Taste angewählt werden. Dann sollte das Trigger Pad Edit zum Editieren der Samples on-the-fly dringend im laufenden Betrieb bedienbar sein. Auch eine Zoom-Funktion für die Wellenform wäre hilfreich. Und schlussendlich: Ein Software-Editor als Preparation-Software für komplexe Projekte wäre Gold wert. Vielleicht liest das ja hier jemand von Korg und gibt diese Wünsche an die Entwicklungsabteilung weiter.
Für wen ist das?
Das Korg KAOSS REPLAY wurde bereits vor Erscheinen von vielen bekannten YouTubern vorgestellt und zumeist mit Samplern wie Boss SP404 MKII (hallo DJ-Mode!), 1010 Music Blackbox (Phrase-Sampling) oder sogar der AKAI MPC-Serie verglichen.
Dieser Vergleich liegt aufgrund des Designs nahe, geht aber überhaupt nicht auf. Ein 404-Killer ist das KAOSS REPLAY meiner Meinung nach erst recht nicht, dafür ist es schlicht zu teuer und ihm fehlen (noch?) einige wichtige 404-Funktionen, allen voran ein Onboard-Sequenzer. Auch als reiner Looper ist es weniger geeignet, denn ihm fehlt die intuitive Bedienung eines Boss RC-505 MKII.
Ein KAOSS-Pad ist ein hervorragender Echtzeit-DJ-Effekt. Aber dazu kann man auch sehr gut ein älteres KAOSS-Pad verwenden. Der Demo-Song zeigt uns, wofür das KAOSS REPLAY prädestiniert scheint: zum Performen bereits vorbereiteter Audiofiles, die perfekt zueinander passen. Das macht auch ohne Sequenzer Spaß. Das Vorbereiten eines solchen Sets braucht jedoch gute Planung und Geduld beim Importieren der Audiofiles.
Korg KAOSS REPLAY – Audiobeispiele
Man wird dem KAOSS REPLAY am ehesten gerecht, wenn man es als hochwertiges DJ-Effektgerät bezeichnet. Daher stelle ich in den Audiobeispielen einige ausgewählte KAOSS-REPLAY-Effekte vor und als mögliche Alternativen dazu die Angebote von Pioneer (DJ RMX-1000), Ninja Tune x Erica Synths (Zen Delay) und Enjoy Electronics (Reminder MultiFX).
Der verwendete Audioloop ist im Demo-Song enthalten. Teilweise wird er nicht immer von Anfang an gespielt. Das ist aber nicht schluderigem Aufnehmen oder Schneiden der Audiobeispiele meinerseits geschuldet, es kam – warum auch immer – einfach so aus dem KAOSS REPLAY raus und ich habe das so gelassen.
Ebenfalls sind manche Effekte drastischer als andere, manche wollen im Zusammenspiel mit einem Loop nur leicht dazu gemischt sein (wie z .B. Electric Percussion, KAOSS Drone), manche benötigen 100 % Effektanteil, um zur Geltung zu kommen (wie z. B. die verschiedenen Filtermodelle). Ich habe das dynamisch berücksichtigt.
Korg KAOSS REPLAY – mögliche Alternativen
Korg KAOSS REPLAY | Pioneer DJ RMX-1000 | Erica Synths Zen Delay | Enjoy Electronics Reminder | |
Stromversorgung | USB-C per Netzteil | Netzteil | Netzteil | USB |
DJ-Effekte | 127 digitale Effekte | 23 digitale Effekte | 5 x Delay, 3 x analoger Filter | Filter, Delay, Reverb, LFO, gekoppelt |
Samples/ Loops | 128 pro Projekt | 4 x 4 | nein | nein |
Besonderheiten | Speicher Micro SD Card | EditSoftware „RemixBox“, X-Pad Instrumente | Delay und Filter abschaltbar | 4 Ausgänge für Quadrophonie |
1.099,- Euro | 749,- Euro | 595,- Euro | 679,- Euro |
VIDEO Korg KAOSS REPLAY
Im Video performe ich mit dem Demo-Song des Korg KAOSS REPLAY. Zuerst setze ich einige Hot Cues, starte Loops dazu und korrigiere den Beatversatz mit der ALIGN-Taste.
Denon User sagt:
#1 - 16.03.2024 um 13:04 Uhr
Wenn man bedenkt was man bei AKAI für selbes Geld bekommt da kann man sich glaube ich weitere Kommentare sparen. Wir werden sehen wie dich der Preis entwickeln wird. Ich sehe es schon bei Thomann für 500 Euro im Ausverkauf :-)