Praxis
Korg KingKorg NEO Test – Handhabung des Synthesizers
Ein VA-Synthesizer will rege bedient werden. Das kompakte Gehäuse könnte da leicht einen Strich durch die Rechnung machen, tut es aber nicht. Kurz gesagt: Man kommt gut und schnell zur Sache. Aus einem „Init-Programm“ kann man sogar recht schnell eigene Sounds bauen. Eher selten muss man mit der Shift-Taste auf Doppelbelegungen zugreifen. Insgesamt spürt der motivierte Sounddesigner hier ein gutes Mittelmaß. Der Roland GAIA 2 ist allerdings etwas besser zu bedienen, ein Waldorf Blofeld Keyboard deutlich schlechter – nur als Anhaltspunkt. Wer sich über das eine oder andere Detail genauer informieren möchte, kann übrigens auch den lesenswerten „Parameter-Guide“ des KingKorg NEO als PDF studieren.
Was fehlt dem KingKorg NEO?
Zu Recht trauern spielfreudige Performer dem ersten KingKorg von 2013 nach. Ein besonders differenziertes Spiel ist mit dem KingKorg NEO im Test kaum möglich und mit dem kleinen Joystick erzeugt man öfter ungewollt Pitchbending. Für umfangreiche Split-Kreationen benötigt man auch mindestens 61 Tasten mit Aftertouch und einen großen, stabilen Joystick oder das klassische Handrad-Paar für Modulation und Pitchbending. Schön wären auch Klangwechsel ohne Abreißen und ein dedizierter Tempo-Button. Genau das aber bietet der KingKorg NEO leider nicht.
Factory Sounds des Korg KingKorg NEO
Den KingKorg NEO kann man direkt mit 200 Factory Sounds spielen. Diese sind in acht Soundkategorien unterteilt und über die entsprechenden Taster direkt anwählbar: Synth, Lead, Bass, Pad/Air, Bell/Decay, Motion, Sound Effect/Vocoder und Misc für Verschiedenes. Weitere 100 Programme (Plätze 201 bis 300) sind frei.
Es wird schnell klar, dass sich das Sound-Angebot von einer Synthesizer-Workstation wie Kronos oder Nautilus abheben will. Und das ist auch gut so, denn einen KingKorg NEO kauft man nicht wegen umfangreicher Piano-, Streicher-, Orgel- und Drum-Layer. Er konzentriert sich neben Vocoder-Sounds auf duo-timbrale Synthesizer-Klänge. Beim Durchsteppen der 200 Factory Presets drängt sich der Eindruck auf, Korg wolle den KingKorg NEO bei progressiveren Top-40-Keyboardern etablieren, die sich durch die Pop/EDM-Charts rocken wollen. Die Vintage-Rubrik läuft dabei eher am Rande mit. Im Grunde ist er für alles bereit, was man mit virtuell-analogen Synthesizern so gerne fabriziert.
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Korg KingKorg NEO Test – so klingt der virtuell-analoge Synthesizer
Natürlich haben wir für diesen Test möglichst viele repräsentative Soundbeispiele mit dem KingKorg NEO erstellt. Die insgesamt über 40 Audio-Demos wurden direkt live auf der Tastatur plus Joystick und Sustain-Pedal eingespielt. Wie jeder VA-Synth hat auch der KingKorg NEO seinen ganz eigenen Sound. Grundsätzlich klingt er eher zurückhaltend und nicht so rotzig wie ein MicroKorg oder der MS-2000. Warme, seidige und transparente Synthesizer-Sounds liegen ihm mehr als rabiate und druckvolle Presets. Das hört man.
Synth
Die Synthesizer-Rubrik bietet vom Polysynth bis zum Arpeggiator viele brauchbare Presets. Hier zeigt sich bereits die Flexibilität der Oszillator/Filter-Sektion und man findet einige universell einsetzbare Sounds.
Lead und Bass
Die Leads klingen gelungener als die Bässe. Gute Sounddesigner lassen sich immer wieder von bekannten Songs inspirieren und benennen ihre Programme danach. Mit den High- und Low-Reglern des 2-Band-EQs kann man die Sounds während der Performance spontan verändern, damit sie besser in den Mix passen.
Pad, Bell, Airy, Motion
Am besten entfaltet sich der Korg KingKorg NEO bei Flächen und verwandten Sounds. Ambient- oder Trance-Produzenten kommen hier voll auf ihre Kosten.
Vocoder und Misc
Mit einer Handvoll Presets ist der Vocoder des Korg KingKorg NEO sofort einsatzbereit. Man muss aber ein wenig experimentieren, bis man seinen eigenen Sound gefunden hat. Fürs Studio ist er super, live wird der Vocoder sich nicht immer durchsetzen.
Ein bisschen Retro und LoFi gibt es auch noch unter den Misc-Presets. Natürlich fehlt auch das M1 Piano nicht unter den geschmackvoll zusammengestellten Presets.
Korg KingKorg NEO – das sind die Alternativen
Neue virtuell-analoge Synthesizer um 1.000 Euro kann man erstaunlicherweise an einer Hand abzählen. Am günstigsten ist derzeit der Roland GAIA 2, der zusätzlich eine Wavetable-Engine, einen Step-Sequencer und die Möglichkeit bietet, die Klangerzeugung mit Modeling Expansions zu erweitern. Allerdings ist der Roland GAIA 2 klanglich nicht so seidig und filigran. Auf Split- und Layer-Kreationen muss man bei ihm gänzlich verzichten. Ähnlich teuer wie der KingKorg NEO ist der ASM Hydrasynth in der Keyboard-Version. Er glänzt mit Wavetable-Sounds, die allerdings nur achtstimmig gespielt werden können. Das Keyboard und vor allem der polyphone Aftertouch sind wiederum klasse. Schließlich ist noch der Waldorf Blofeld Keyboard zu erwähnen. Es ist zwar schon ca. 15 Jahre alt, bietet aber viele gute Sounds und einen Sample-Speicher. Die gleiche Engine hat übrigens auch das optisch extravagante Studiologic Slegde 2 in der Black Edition.
Korg KingKorg NEO mit Konkurrenten in tabellarischer Übersicht
Features | Korg KingKorg NEO | Roland GAIA 2 | Waldorf Blofeld Keyboard | ASM Hydrasynth Keyboard |
---|---|---|---|---|
Klangerzeugung | VA, DWGS, PCM-Samples, zwei Sounds gleichzeitig | VA, Wavetable, Expansion Model, SH-101 vorinstalliert | VA, Wavetable, Sample-Import, 16facher Multimode | Wavetable-Synthese |
Polyfonie | 24 Stimmen | 22 Stimmen | 25 Stimmen | 8 Stimmen |
Tastatur | 37 Tasten | 37 Tasten | 49 Tasten mit Aftertouch | 49 Tasten mit Poly-Aftertouch |
Sequenzer/Arpeggiator | Arpeggiator mit bis zu acht Schritten | Arpeggiator und Step-Sequenzer mit bis zu 64 Schritten | Arpeggiator | Arpeggiator mit Ratcheting |
Effekte | 3 Effektblöcke, 16-Band-Vocoder | Multi-FX, Delay, Reverb, Chorus, Master EQ und Kompressor | Zwei Effekt-Slots pro Sound | Pre/Post-FX, EQ, Kompressor, Chorus, Delay, Reverb |
Speicherplätze | 200 Factory, 100 User | 512 Factory, 256 User | 1024 Sounds, 128 Multis | 500 |
Abmessungen und Gewicht | 34,3 x 3,8 x 9,7 cm 0,8 kg | 65,5 x 33,6 x 9,2 cm 4,4 kg | 73,5 x 27,5 x 9,5 cm 8 kg | 80,0 x 35,0 x 10,3 cm 10 kg |
Display | 3 x OLED | OLED | Grafik-Display | OLED |
Software | — | Roland Cloud | — | Sound Manager |
Preis | 1.099 € | 736 € | 849 € | 1.099 € |
Bewertung im Test | 4 | 4 | 4,5 | 4,5 |
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