Praxis
- COMBI = Combination-Modus
- PROG = Program-Modus
- SEQ = Sequenzer-Modus
- GLOB/MEDIA = Global/Media-Modus
Weitergehende Funktionen wie etwa Speichern, Laden und Kopieren werden über die Taste „Function“ aufgerufen. Innerhalb des Menüs bewegt man sich mit der Cursortaste, führt Werteänderungen über das große Value-Rad aus und bestätigt mit der „Enter“-Taste.
Details zur Bedienung des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
Basale Einstellungen wie etwa Programme auswählen, Split-Punkte setzen, Arpeggien oder Drum-Tracks auswählen lassen sich auf diese Weise gut erledigen. Auch den Sequenzer, die Sample-Pads und oder das Konfigurieren von Favoriten bedient man auf diese Weise zielgerichtet und relativ übersichtlich. Mühsam wird es allerdings, wenn man wirklich „ins Eingemachte“ vordringt und etwa Patches von Grund auf programmieren oder komplette Mixe inklusive Effekt-Editierung erledigen will.
Hier gerät das Navigieren in den Tabs und dem für diese Aufgaben etwas unterdimensionierten Display, schnell zur echten Fleißarbeit, zumal es seine Zeit braucht, bis man auswendig gelernt hat, in welchem Tab sich die gerade gesuchte Funktion befindet. Ein einzelnes Programm hat nämlich nicht weniger als 64 (!) Tabs von denen jeweils immer vier gleichzeitig sichtbar sind.
Es ist zu hoffen, dass Korg den angekündigten externen Editor veröffentlicht, um diese Jobs vom Rechner aus erledigen zu können. Man könnte sagen: Der Kross 2 ist zu mächtig für sein Interface. Beginnen wir unsere Erforschung des Multitalents mit dem einfachsten Modus (und „einfach“ ist hier relativ) nämlich dem:
Davon können pro Programm fünf in Form von Insert-Effekten und zwei auf dem Master zum Einsatz gebracht werden. Es stehen 64 Single- und zehn Dual-Effekt zur Verfügung, die so ziemlich alles abdecken, was die Tontechnik der letzten fünfzig Jahre hervorgebracht hat: Von Verzerrer-Simulationen und Bitcrusher, über Klassiker wie Equalizer (parametrisch, semi, fix), Hall und Delay, Modulationseffekte wie Chorus und Flanger bis hin zur Dynamik mit Kompressor und Limiter. Studioqualität sollte man hier nicht erwarten, aber für den Live-Einsatz geht das Gebotene absolut in Ordnung. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man mit den regulären Modulationsmöglichkeiten Grenzen erreicht, steht zusätzlich noch die weitgehend frei konfigurierbare „AMS“-Matrix bereit. Mit ihr können so ziemlich alle Steuerquellen (Parameter, Controller, Midi-CC) auf beliebige Zielparameter geroutet werden. Während meines mehrtägigen Tests erlaubte sich der Kross 2 einen Absturz, was ich aber der taufrischen Betriebssystemversion 1.0 zuschreiben möchte.
Der Program-Modus des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
Das Filter ist flexibel einsetzbar und gerade die serielle Verschaltung eröffnet viele Möglichkeiten zur Klangformung. Grundsätzlich kann es aber seinen digitalen Charakter nicht verbergen und klingt eher nüchtern und kühl – manchmal sogar etwas scharf.
Dass Korg den Kross 2 eher im breiten musikalischen Kontext positioniert hat und weniger im experimentellen Bereich, zeigt auch der Blick in die Liste an Mono- und Stereo-Samples. Denn hier finden sich relativ wenig Elementarwellenformen, die als Ausgangsbasis für Synthese-Experimente dienen könnten. Dafür aber reichlich „echte“ Instrumente entsprechend der Kategorien. Also: Pianos, E-Pianos, Orgeln, Glocken, Streicher, Bläser, Bässe, Gitarren, Synth-Flächen und Leads.
Dabei hört jedes dieser Timbres auf einen eigenen Midi-Kanal, falls doch ein externer Sequenzer zum Einsatz kommen soll. Wichtig dabei zu wissen: Im Combination-Modus steht der Arpeggiator in zweifacher Ausführung zur Verfügung. In Verbindung mit dem Drum-Track ist hierdurch eine Komplexität erzielbar, die bereits für kleine Backing-Tracks reicht.
Die Factory-Sounds zeigen das eindrucksvoll – hier eine Auswahl. Ich spiele dabei nur die Bassnote und dazu die rechte Hand, den Rest erledigt der Arpeggiator. Wie stark das auf den Ausdruck wirkt, zeigt das erste Beispiel.
Der Sequenzer des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
Das macht es allerdings auch etwas schwierig zu verstehen, in welchem Kontext sie was gerade machen. Grundsätzlich gilt: Während der Arpeggiator das eigentliche Program ansteuert, sprechen die „Drum Track“-Funktion und der Step-Sequenzer je ein separates „Drum“-Programm an.
Für die „Drum Track“-Funktion kann man außer einem Schlagzeug-Programm auch ein Pattern wählen und festlegen, wie es ausgelöst werden soll. Für den Step-Sequenzer kann man festlegen, welche „Instrumente“ des Schlagzeug-Programs angesteuert werden sollen. Mit den Pads 1–16 lässt sich dann der Rhythmus programmieren.
Der Step Sequenzer des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
Aber auch hier wünsche ich mir dringend eine gute Editor-Software. Ähnliches gilt übrigens auch für den Drum-Track, denn hier warten nicht weniger als 772, oft mehrtaktige Patterns in einer beeindruckenden stilistischen Fülle auf ihren Einsatz. Ich habe mich in den Audio-Beispielen ein bisschen auf neuzeitliche Sounds konzentriert. Es finden sich aber auch eine Vielzahl klassischer Tanzmusik und Ethno-Sound und Pattern. Das in Verbindung mit den 157 Drum-Kits sorgt bereits für ein variantenreiches rhythmisches Fundament. Und selbstverständlich ist auch das Programmieren eigener, mehrtaktiger Patterns möglich.
Wer eigene Trademark-Drum-Sounds braucht, kann schlussendlich noch zum Sampler greifen.
Sampler
Das i-Tüpfelchen des mehr als reichhaltige bestückten Musik-Abenteuerspielplatzes Kross 2 bildet der Sampler. Ihn befehligt man über die sechzehn Triggerpads. Die maximale Aufnahmezeit pro Pad liegt bei 14 Sekunden und es sind maximal vier Pads gleichzeitig spielbar. Aufgenommene Klangschnipsel landen wahlweise im internen Speicher oder auf SD-Karte. Der Weg in den Sampler hinein geht wahlweise über den Import von Wav-Dateien von der SD-Karte, über den Audioeingang oder internes Resampling.
Samples laufen dann wahlweise als Loop oder One-Shoot und das entweder als Gate oder bis zum erneuten Drücken. Erstaunlich ist der relativ gute Sample-Editor. Hier merkt man Korgs Erfahrung mit den „Electribes“, denn mit der zoombaren Wellenformansicht lassen sich Sample-Start- und Endpunkte erstaunlich gut bestimmen.
Der Sampler des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass einem während des Spielens mit dem Kross 2 die Ideen ausgehen sollten, oder dass man schlicht und ergreifend eine Pause zu überbrücken hat oder einen Wunschtitel abspielen möchte, kann man dann zum Audioplayer greifen. Der gibt Stücke auf Wunsch durch Drücken der Trigger-Pads wieder – ein Feature, das man – falls wiederkehrende Jingles einzufliegen sind, sehr zu schätzen lernt.
Der Audioplayer/Recorder des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
Was die Einzelklänge angeht, überzeugt allen voran natürlich das immense Repertoire aus 1.545 Sounds. In jeder Kategorie sollte sich ein grundsätzlich ins Arrangement passender Sound finden lassen. Korg hat die Suche hier zumindest so weit vereinfacht, dass sich innerhalb einer Kategorie auf den ersten Programmplätzen zumeist die Grundformen der jeweiligen Kategorie finden. Sprich auf Programmplatz Eins liegt das Standard-Grand-Piano, während man für beispielsweise das ambient vor sich hin mäandrierende „Lo FS Piano Wheel“ bis zur Nummer vierundvierzig blättern muss.
Naturklänge erledigt der Kross 2 ordentlich und im Arrangement durchaus brauchbar. Natürlich ist an vielen Stellen, hier besonders bei den Bläsern und Streichern hörbar, dass auch Korg mit dem Samplespeicherplatz haushalten musste. So wird allerdings auch bei anderen Herstellern und nicht nur in dieser Preisklasse gearbeitet. Hier ein paar Audiobeispiele aus den unterschiedlichen Kategorien:
Richtig gut wird Kross 2 allerdings im Bereich der elektronischen Klänge. Dort können vor allen Dingen die wirklich ausgezeichneten Pads und alle glockenartigen und metallischen Sounds überzeugen – dem spielt dann tatsächlich auch die etwas hochmitten-lastige Signatur des Kross 2 zu:
Dank der Sample-Pads ist man als Keyboarder dann auch für eventuelle klangliche „Sonderwünsche“ in Form von eingeflogenen Samples oder Loops gerüstet. Und dank der neuen Realtime-Controlls lassen sich auch Filterverläufe gut auf der Bühne umsetzen. Geht man dann vom Live-Betrieb zurück ins Studio wird das Bild etwas komplexer. Zwar hat der Kross 2 so ziemlich alles an Bord, was man für die Klangsynthese, das Programmieren von Drumpattern und das Verfeinern mit Effekten braucht, nur ist der Arbeitsprozess am Gerät sicherlich nicht der schnellste und eleganteste.
Hier ist man mit einer voll ausgewachsenen DAW einfach schneller. Das betrifft auch die Sounds: Zwar gehen die Klänge des Kross 2 im Live-Kontext absolut in Ordnung. Legt man Wert auf wirklich hochwertige, detaillierte und ausdrucksstark spielbares Soundmaterial, gewinnen letztlich der Sampler und der virtuelle Synthesizer am Rechner. Das heißt allerdings nicht, dass der Kross 2 im Studio deplatziert wäre. Denn zum einen ist er ein gutes USB-Midi-Keyboard, zum anderen sind besonders seine Arpeggien eine echte Inspirationsquelle, die man durchaus als Grundgerüst für Arrangements nutzen kann.
Thomas sagt:
#1 - 03.11.2017 um 19:38 Uhr
Vielen Dank für den sehr detaillierten, ausführlichen Test. Kannst Du die E-Pianos mit dem Yamaha Reface CP vergleichen. Für meinen Geschmack ist der Wurlitzer Sound vom Yamaha CP kombiniert mit Distortion, analogem Delay und Reverb wirklich sehr schön. Bekommt man sowas mir dem Kross gut hin?
Martin sagt:
#2 - 11.11.2019 um 08:43 Uhr
Ob man einen Korg Triton Tr ersetzen könnte ohne Klangeinbussen hinnehmen zu müssen??
Der Vergleich wäre interessant.
Für mich klingt der Korg Kross2 auf der Bühne irgendwie unausgereift im Gegensatz zum Korg Triton Tr.