Erster Eindruck
Die M50 macht auf mich einen guten ersten Eindruck. Die Workstation, die in der 88er Tastenversion gute 20 kg auf die Waage bringt, wirkt schlank und aufgeräumt. Die schwarze Oberfläche mit den Bedienelementen ist stark angewinkelt und angenehm zu bedienen, da der User bei aufrechter Haltung eine Aufsicht von 180 Grad hat. Überhaupt ist das neue Designkonzept von Korg ein echter Hingucker. Die M50 Reihe verzichtet jedoch auf die seit der Trinity Serie Korg-typische, silberne Lackierung. Dies ist vielleicht optisch nicht so aufregend, aber wesentlich unempfindlicher gegenüber Kratzern und Schmutz
In der Mitte thront das inzwischen legendäre, berührungsempfindliche Display des M50, was mich wiederum an die Trinity Reihe erinnert. Auch hier verrichteten die benutzerfreundlichen Displays schon einen hervorragenden Dienst. Rechts und links des Displays sind die Taster und Regler schön und übersichtlich angeordnet. Durch das multifunktionale Display wirkt die Oberfläche des M50 erfreulicherweise nicht überfrachtet, so dass von Anfang an keine Sorge vor zu komplizierter Bedienung aufkommt.
Korg hat bei der M50 mit der Verwendung von Plastikwerkstoffen wirklich nicht gegeizt, was jedoch nicht negativ auffällt, da die gesamte Optik einheitlich ist und die Bauteile für eine Workstation dieser Preisklasse gut verarbeitet und ausgesucht wirken. So haben alle Taster das gleiche individuelle Aussehen. Die Taster, je nach Aufgabe und Modus in zwei Größen vorhanden, haben einen minimalen und knackigen Druckpunkt, der keinen Zweifel an deren Aktivierung aufkommen läßt. Die wichtigsten Taster sind zudem rot beleuchtet. Auch die Regler und Slider gehen für ein Gerät dieser Kategorie völlig in Ordnung und sind genau zu regeln. Die Kombi-Spielhilfe (Joystick), mit dem innen liegenden weißen Plastikkranz, ist rot beleuchtet und sieht besonders auf der abgedunkelten Livebühne richtig gut aus!
Tastatur
Das Flaggschiff der M50 Reihe trumpft mit einer gewichteten 88er Hammermechanik Tastatur auf. Diese hört auf den Namen RH3 (Real Weighted Hammer Action 3) und stammt aus der „Über“-Workstation Oasys, deren Name und Preis für ein absolutes High Tech Produkt steht. Der Tastendruck ist leicht, definiert und vermittelt ein angenehmes Spielgefühl. Zu Hoffen bleibt, dass die Tastaturen dieser Generation haltbarer sind als noch bei früheren Serien. Bei meinem Triton jedenfalls äußerte sich der Verschleiss nach einigen Jahren bereits durch Klappern und ungenauem Triggern einiger stärker beanspruchten Tasten. Aber das ist ein generelles Problem der so genannten gewichteten Hammer Action Tastaturen. Sie sind vollständig aus Plastik hergestellt und halten den aktiven Beanspruchungen eines Pianisten nur selten dauerhaft stand. Deshalb ist immer ein wenig Vorsicht geboten, wenn die Tastatur langfristig „in Form“ bleiben soll. Für den normalen Gebrauch, besonders im Studio, sollte dies aber kein Problem darstellen.
Anschlüsse
Auf der Rückseite der M50 sind alle nötigen Anschlüsse untergebracht. Die Buchsen sind, wie bei fast allen Instrumente aus Fernost, fest verbaut. Sie sind normalerweise recht haltbar, jedoch empfindlicher gegenüber verwinkeltem Kabelzug als verschraubte Buchsen. Man sollte beim Kabelziehen also ein bischen aufpassen.
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Leider befindet sich, wie so oft, auch bei der M50 der Kopfhöreranschluss auf der Rückseite. Ein kleiner Rückschritt in Sachen Benutzerfreundlichkeit, zumal Korg in der Vergangenheit in nahezu jeder Workstation die Buchse nach vorne verlegt hatte. Wenigstens versieht Korg die Oberfläche mit einem Kopfhörersymbol, um die Position der Buchse zu kennzeichnen. Zeitgemäß ist die Anwesenheit von USB-Port und einem Kartenslot für SD Cards.
Auch die zwei Controllerausgänge plus Damperpedal gehen für ein Instrument dieser Preisklasse völlig in Ordnung. Allgemein sorgt ein externes Netzteil immer wieder für Diskussionen, was ich persönlich jedoch nicht so ganz nachvollziehen kann. Denn einen Koffer für Damperpedal und andere Kleinteil-Accessoires hat der Live Keyboarder sowie immer mit im Gepäck, ein externes Netzteil passt da auch noch mit hinein. Außerdem sorgt dieses Prinzip für eine leichte Gewichtsersparnis beim Instrument selbst. Der kleine zugempfindliche Anschluss ist jedoch weniger praxisorientiert und muss beim Gig in jedem Fall mit Tape gesichert werden. Beim Einsatz im Studio sind solche Argumente unerheblich.
Wie bereits erwähnt: in der Mitte der Korg M50 prangt das riesige, altbekannte und beliebte Touch View Display, dessen Kontrast mit einem winzigen, seitlich angebrachten Regler verändert werden kann. Dieses Display macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Erfreulich ist auch, dass sich seine Haltbarkeit und Funktionalität, allen Unkenrufe zum Trotze, seit vielen Jahren absolut bewährt hat. Nicht umsonst findet es sich in vielen Modellen von Korg wieder.
Doch was genau macht das Display zu einem solch großen Wurf der Firma Korg,?! Nun, es ist weitestgehend selbsterklärend, intuitiv – und dabei sehr informativ. Ein kurzer Druck auf einen gewünschten Parameter, auf einen Sound etc. – und schon öffnet sich ein weiteres Menü. Der Benutzer kann den Parameterwert dann entweder mit einem Slider, der nummerischen Tastatur, den Up+Down Tastern oder dem Scrollrad verändern. Man begreift die Architektur der Workstation recht zügig. Hinzu kommt, das dieses Prinzip bei Korg Instrumenten seit Jahren nicht verändert wurde. In dieser Hinsicht trifft das Sprichwort; „Kennst Du einen, kennst du alle!“ den Nagel auf den Kopf.
Das Soundschrauben mit dem M50 bewerkstelligt man hauptsächlich mit Display und Page Select Taste. Der Versuch der plastischen, dreidimensionalen Darstellung einiger Elemente im Display scheitert jedoch an der zu groben Pixelierung des Displays. Diese optische Spielerei wäre nicht nötig gewesen, da die Funktionen des Displays ohnehin wichtiger sind als einen unterbeschäftigten Keyboarder mit „Kinospektakel“ zu unterhalten. In einer Reihe rechts oberhalb des Displays sind die großen Taster für Soundmodus, die Programmbank Taster A – E plus GM Bank angebracht. Darunter befinden sich die numerischen kleineren Taster, ein Scrollrad und die Steuereinheit für den Sequenzer. Unter dem Scrollrad wiederum sind die „Page Select“ und „Exit“ Taster angeordnet, die bei der Arbeit oft benutzt werden.
Das Herzstück des M50 sind die Mode Taster. Fünf Modi stehen zur Auswahl:
1. Combination
2. Programm
3. Sequenzer
4. Global
5. Media
Im Combi Modus kann der User alle in der Workstation befindlichen Tools bearbeiten.
Über die Taste „Page Select“ gelangt man zu den verschiedenen Menues P1 – P9. Mit „Exit“ gelange ich wieder zurück auf die Ausgangs-Seite.
Der Combination Mode eignet sich besonders für die Erstellung komplexer Sounds mit Splitzonen, Drumpattern, Arpeggiator und Effekteinstellungen. Möchte ich einzelne Sounds für einen Combi Sound editieren oder einfach nur spielen, wechsle ich in den Program Mode. Auch hier stehen mir, über die „Basic Information“ hinaus, neun Menueseiten (Page P1 – P9) zur Verfügung. Am unteren Rand des Displays können zu jeder Menüseite nochmals bis zu acht Unterseiten aufgerufen werden. Mit den anderen Modi aktiviert man den Sequenzer-, den Global- und den Mediamodus. Im Sequenzer-Modus kann der User seine eigenen Songs aufnehmen und abspielen sowie alle erdenklichen Sounds, MIDI Filter, Arpeggios und Drum Tracks hinzufügen. Der Global Modus erlaubt Eingriffe ins Master Tuning, Global Switches und MIDI Einstellungen. Alle Einstellungen, die in diesem Modus verändert werden, wirken sich auf die gesamte Struktur des Instrumentes aus, nicht nur auf einen bestimmten Sound oder Soundspur eines Combisounds. Im Media Modus erscheint der Inhalt einer Mediakarte (SD Card). Hier kann der gesamte Inhalt des Gerätes oder auch nur bestimmte einzelne Sounddaten eines Bandprojektes oder Studiosession auf kleinstem Raum gesichert werden.
Auf der linken Seite des Displays befindet sich die Realtime Controler Einheit der Korg M50.
Die vier Drehregler steuern verschiedene feste und auch frei wählbare Parameter, je nach dem, welche Ebene ich mit dem Realtime Control Taster definiert habe.
Die festen Parameter sind:
Cutoff
Resonance
EG Frequency
EG Release
Also vier Parameter, die Garanten für deutlich hörbare Eingriffe während der Performance sind. In der darunter liegenden Ebene finden wir vier weitere, frei definierbare User Controller. Somit stehen „nach Adam Riese“ acht Echtzeit-Controller zur Verfügung. Das sollte allemal reichen.
Ein interessantes Tool sind die vier Taster, die ganze Akkorde durch Tastendruck triggern. Bieten die Presets bereits sehr interessante und inspirierende werksprogrammierte Akkordwechsel, so hat der User hier zusätzlich die Möglichkeit, die Taster mit seiner persönlichen Akkordfolgen zu belegen. Dies können zum Beispiel Akkorde sein, deren Spannen so weit auseinander liegen, das sie manuell und im Zusammenhang nur schwer spielbar wären. Hierzu muss der User einfach den gewünschten Akkord greifen (Notfalls mit der Nase als „Zusatzfinger“), die Assign Taste drücken und danach die Chord Trigger Taste. Das war’s schon. Das Feature klingt besonders in Verbindung mit den Combisounds und dem Arpeggiator sehr interessant.
Insgesamt gibt es für die Veränderung von Werten jeglicher Art vier verschiedene Möglichkeiten. Das ist sehr komfortabel und erleichtert das Editieren. Für die Arbeit mit den Volumefadern im Display ist ein Slider prädestiniert, Feinjustierungen von einzelnen Steps können mit den Up- and Down-Tastern vorgenommen werden, gezielte Werte wiederum lassen sich mit der numerischen Tastatur eingeben. Jeder User findet hier seine persönlich bevorzugte Weise, Sounds zu schrauben.
Unverständlich ist für mich allerdings der Umstand, das ein Sustain Pedal zum aufpreispflichtigen Extra gehören soll! Unverständlich deshalb, da Korg explizit die Stagepiano-Tauglichkeit der M50 hervorhebt und gerade in einer 88er Tastaturversion sollte dies ein selbstverständliches Zubehör sein. Oder hat jemand schon einmal einen Geländewagen mit optionalem Allrad gekauft?