Praxis
Sounds
Soundmäßig ist die Microstation identisch mit dem Korg PS 60. Die Klangerzeugung beruht auf der „Enhanced Definition Synthesis“, die ebenfalls in der M3 zum Einsatz kommt. Das klingt vielversprechend. Allerdings wurde, wie schon erwähnt, der PCM-Speicher auf 49MB begrenzt. Das führt dann auch bei einigen Klängen zu fehlender Tiefe und Variabilität. Bei den akustischen Pianos stehen beispielsweise nur zwei Grundsamples zur Verfügung, die dann durch EQ, Filter und Effekteinstellungen variiert werden. Dementsprechend klingen die Pianos etwas flach und nicht besonders herausragend, was bei den Minitasten allerdings nicht weiter ins Gewicht fällt.
Besser sieht es da bei den E-Pianos und Orgeln aus, die aufwendiger gesampelt wurden und einen recht passablen Eindruck machen. Bei den Orgeln gefallen mir vor allem auch der Leslie, dessen Geschwindigkeit man per Joystick regelt, und die sinnvolle Belegung der vier Drehpotis mit Distortion, Vibrato und Leslie-Anteil. Nur auf den charakteristischen Percussionsound ist leider in keiner Weise zuzugreifen.
Beim Stringsound besteht keine Verwechslungsgefahr mit einem echten Streicherensemble, als Hintergrund in einem Popkontext sind die Klänge dennoch brauchbar. Auch die Bläsersounds sind durchaus ansehnlich und in einer Livesituation in jedem Fall verwendbar.
Die Synthiesounds sind reichhaltig und qualitativ hochwertig: Sehr schöne 80er-Jahre-Analogflächen und einige schneidende Leadsounds – da ist für jeden etwas dabei
Der Microkorg aus eigenem Hause muss hier durch die vielfältigere Microstation Konkurrenz fürchten. Weiterhin findet man natürlich akustische und elektrische Bässe, diverse Drumsets, Xylophone, Effektsounds usw. – eben die workstationmäßige Breitbandpackung.
Die 134 Effekte klingen allesamt gut und decken sämtliche Wünsche ab: Delays, Amp Simulationen, Phaser, Kompressoren – alles mit an Bord.
Für dich ausgesucht
Die Benutzerfreundlichkeit der Microstation hält sich in Grenzen. In Untermenüs die Sounds zu editieren ist bei einem zweizeiligen Display, gelinde gesagt, ermüdend. Doch hier kommt der Softwareeditor ins Spiel. Und die vielleicht grundsätzliche Einsicht, dass eine Arbeitsteilung zeitgemäß und vorteilhaft ist: Performen per Synthie, Editieren per Software. Denn öffnet man den Editor wird aus dem Kinderkeyboard plötzlich ein ernst zu nehmendes Soundlabor
Per Mausklick lassen sich dort bequem und anschaulich Envelopes, Effekte und LFOs editieren, in den beiden Hüllkurven malen, aber natürlich auch die Werte per Hand eingeben. Außerdem hat man vom Browser aus eine herrliche Aussicht auf die gelisteten Programs, Combinations und Effekttypen. Zusätzlich wird sogar noch ein PlugIn-Editor mitgeliefert, der die Microstation in die gängigen Hostsoftwares wie Logic, Cubase, Ableton etc. einbindet und dann 16fach multitimbral arbeitet.
Echtes Workstation-Flair eröffnet sich im Combination-Mode, in dem man bis zu 16 Sounds über- und nebeneinanderlegen kann. Für die Livesituation ein absolutes Must-have. Ebenso livetauglich sind die vier Drehpotis, die mit jeweils drei Modulationszielen belegt sind, zwischen denen mit einer Art Shifttaster umgeschaltet werden kann. Fest zugewiesen sind dabei Einstellungen für Filter und Arpeggiator. Das dritte Modulationsziel kann für jedes Program frei gewählt werden. Denkbar sind hierbei etwa Effektanteile, LFO-Geschwindigkeit oder Tiefe.
L. Levey sagt:
#1 - 17.08.2011 um 14:04 Uhr
Zu ergänzen wäre in jedem Falle, daß mit der Korg Microstation sehr wohl Soundkonstruktionen und komplette Produktionen möglich sind, die auch professionellen Ansprüchen genügen, wenn auch eher im elektronischen, poppigen, Dance-Sektor. Die Drum-Sounds bspw. sind definitiv wirklich richtig gut. Alleine die 120-fache Polyphonie läßt ja ungeahnte Klangverschmelzungen zu. Daher sollte man dies Gerät, hinreichender Sachverstand vorausgesetzt, keineswegs völlig irrtümlich als einzelne, "spaßige Soundergänzung" abwertend behandeln/betrachten. GANZ im Gegenteil!