Praxis
Ich schalte das Gerät ein und sofort beginnt die Taste Tap-BPM im „Takt“ des aktuell eingestellten Geschwindigkeitswertes zu blinken. Dann folgt das OEL-Display und schon nach wenigen Sekunden ist die Effektschleuder startklar. Die Firmware Version 1.03 ist zum Testzeitpunkt noch „up to date“, also kann ich mir ein Update, was im Übrigen über die microSD-Karte eingespielt wird, schenken. Zunächst einmal nehme ich das Gerät ohne Speicherkarte in Betrieb und drücke auf Play, woraufhin auch schon einer der Loops aus dem internen Speicher des Gerätes erklingt. Insgesamt befinden sich sechs verschiedene Musikschleifen aus unterschiedlichen Stilrichtungen im nichtflüchtigen Speicher und ich kann sofort loslegen, ohne das Gerät vorher mit Sounds füttern zu müssen. Thumbs up! Der interne Lautsprecher klingt allerdings eher nach „Blechdose“ und ist außerdem auch bei „Volllast“ nicht sonderlich laut. Okay, das Ganze ist wohl eher als provisorische Abhöre gedacht, wenn zufällig kein Kopfhörer zur Hand ist. Als Bonedo-Tester habe natürlich einen Kopfhörer griffbereit und zwar den neuen HDJ-C70 von Pioneer. Aufziehen und Abfahrt!
Effekt-Presets
Der Korgsche Kaoss-Zwerg hat von Werk aus stattliche 100 Effekt-Presets unter der Haube, verteilt auf acht Kategorien. Und diese Klangmanipulatoren sind durchgehend von guter Qualität. Die intuitive Bedienung mit XY-Pad und Touch-Slider macht Spaß und weckt sofort den „Spieltrieb“ in mir. An den sechs Audioschleifen habe ich mich aber schnell satt gehört und nehme mir daher lieber mein eigenes Klangmaterial zum „verwursten“ vor. Meine frisch erworbene 8-GB-Speicherkarte formatiere ich wie vom Hersteller empfohlen schnurstracks im Gerät selbst und auf dem Medium befinden sich nun die Ordner Import, Record, Sample und System.
Zum Laden meiner Audiofiles entnehme ich die SD-Karte zunächst wieder aus dem Kaoss Pad und stecke sie in ein Kartenlesegerät, welches ich wiederum an meinen Laptop anschließe. Der Ordner „Import“ ist für meine eigenen Audiofiles vorgesehen, beispielsweise für komplette Songs oder selbst erstelle Samples, die in den nachstehenden Formaten vorliegen dürfen. Ich habe das Mini Kaoss Pad 2S mit verschiedensten WAV- und MP3-Dateien getestet und bei keinem der Files gab es Abspiel- oder Ladeprobleme – da gibt es nichts zu meckern!
Wav, 16 Bit / 24 Bit, 44,1 kHz / 48 kHz, stereo
MP3, 44,1 kHz mit 128, 192, 256 oder 320 kbps, stereo, VBR wird unterstützt
Im Ordner „Record“ legt das Gerät Dateien ab, die mit dem Master-Recorder aufgezeichnet wurden. Die so entstandenen Aufnahmen sind WAV-Files mit einer Auflösung von 24 Bit bei 48 kHz Samplingfrequenz und werden einfach automatisch „durchnummeriert“. Hier ist ein gutes Merkvermögen gefragt, denn einen zusätzlichen Monitor-Ausgang oder eine entsprechende Vorhörfunktion gibt es nicht. Das Editieren der Dateibezeichnungen oder sonstige Bearbeitungen sind mit dem Kaoss Pad leider nicht möglich. Klangfutter, das mit dem Sample-Recorder „eingefangen“ wird, landet im Verzeichnis „Sample“. In „System“ lassen sich Dateien für Firmware-Updates über das Utility-Menü unterbringen.
Die „Klangverbieger“
Die Auswahl der gewünschten Effekte funktioniert kinderleicht, nämlich entweder schrittweise über die Plus/Minus-Tasten oder durch Bewegung mit dem Finger über Touch-Slider. Das XY-Pad steuert, wie es der Name schon erahnen lässt, zwei Parameter gleichzeitig. Im Falle eines Lowpass-Filters liegt beispielsweise auf der X-Achse der „Cutoff“, während der Y-Parameter die Resonanz steuert. In beide Richtungen beträgt die Auflösung jeweils 16 Schritte. Das geht für ein solch kompaktes Produkt meiner Meinung nach völlig in Ordnung. Der ausgewählte Effekt ist immer nur solange aktiv, wie der Finger das Pad berührt. Hebe ich den Finger ab, ertönt wieder der Original-Sound. Der Hold-Button friert aktuelle Parameterwerte ein, sobald ich das Pad loslasse und der Touch-Sensor reagiert wirklich gut auf Berührungen und ist gleichzeitig nicht zu empfindlich. Genau richtig also! Das Mischungsverhältnis zwischen Input und Player wird mit dem Touch-Slider reguliert. Die Arbeit mit dem „virtuellen Crossfader“ geht gut von der Hand, denn der Ribbon ist bei den meisten Funktionen (außer beim Pitch) erfreulich präzise. Gut gefällt mir auch, dass ich meine drei Lieblingseffekte auf den Touch-Fader legen kann, da so ein langes Durchsuchen der gesamten Effekt-Palette entfällt. Top! Die einzelnen Effekte genau zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Artikels natürlich sprengen. Stattdessen folgt hier eine Liste der Effektprogramme mit der Effekt-Anzahl der jeweiligen Kategorie in Klammern.
Für dich ausgesucht
- Filter (15)
- Modulation (15)
- LFO (20)
- Delay (10)
- Reverb (5)
- Looper (20)
- Vocoder (5)
- Synthesizer (10)
FX-Release-Funktion
Dieses praktische Feature sorgt für einen eleganteren Ausklang der Effekte, wenn man den Finger vom XY-Pad nimmt. Realisiert wird dies durch ein abschwellendes Delay, was nicht bei allen Effekten gleich gut klingt, aber dennoch für einen Hauch mehr musikalischer Eleganz sorgt. Dadurch erscheint beinahe alles, was man mit dem XY-Pad gezielt oder improvisiert veranstaltet, stimmig. Und das erhöht den Spaß-Faktor immens! Die nachfolgenden Sound-Proben wurden mit den Audioschleifen des nichtflüchtigen Gerätespeichers erstellt:
In the Club
Das Gerät lässt sich am besten auf einem Tisch oder einer sonstigen glatten Unterlage betreiben. Selbstredend kann man es auch in der Hand halten, doch dabei muss man auf die Kabel achten, da die Miniklinkenbuchsen nicht die kontaktsichersten Steckverbindungen und ohnehin nicht gerade das gängige Format im Profi-DJ-Bereich sind. Wer das Mini Kaoss Pad also in Profi-Setups einsetzt, sollte immer mit einer gewissen Achtsamkeit agieren und unterwegs zudem stets entsprechende Adapter mitführen.
Das Mikrofon
Das integrierte Mikrofon weist leider nicht die beste Klangqualität auf, denn es produziert beim Aufnehmen ein leichtes Rauschen. Zum schnellen Einfangen von Sprachfetzen, Raps, Gesangseinlagen oder Ideen reicht es in meinen Augen zwar völlig aus, nur „professionell“ klingt schon anders. Sicherlich sollte man von einem DJ-Tool dieser Preisklasse nicht zu viel verlangen, dennoch ist das Mikrofon ein Schwachpunkt des Mini Kaoss Pads 2S.
Beatcounter
Die Tempoanzeige ist für Geschwindigkeiten von 60 bis 160 BPM gedacht. Der Auto-Beatcounter stellte sich im Test allerdings als ziemlich ungenau heraus, da man sich nur bei wirklich „straighten“ Beats auf seine Einschätzung verlassen kann. Viel besser fährt man mit der Beat-Tap-Funktion als Synchronisationsgrundlage. Alternativ lässt sich das Tempo auch manuell mit dem Slider einstellen. Mein Fall ist das nicht, aber andere kommen damit vielleicht gut zurecht, denn „jeder Jeck ist anders“, wie wir in Köln zu sagen pflegen.
Sampler-Funktionen
Bei der neue Sampler-Sektion des Mini Kaoss Pads 2S handelt es sich ja lediglich um eine Erweiterung des regulären Audioplayers um drei Modi zum Abfeuern von Klangfetzen und Audioschleifen: „One-Shot“, „Gate“ und „Loop“. Grundsätzlich funktioniert das mit der Play-Taste auch wirklich gut, doch leider entstehen beim Triggern der Sounds trotz akkurat gesetzter Cue-Punkte minimale Verzögerungen im Abspielvorgang. Diese liegen zwar in einem noch tolerierbaren Bereich, doch wahrnehmbar sind sie in jedem Fall. Besonders ist das im folgenden Soundbeispiel gut zu hören, bei dem ich im One-Shot-Mode ein Sample immer wieder angetriggert habe.
Gegenüber dem Master-Recorder hat der Sample-Recorder den „einzigen Vorteil“, dass die entstandenen Audiofiles nicht im Record-, sondern im separaten Sample-Verzeichnis landen. Positiv hervorheben möchte ich hier den Umgang mit importierten Audioschleifen. Aus einem selbst produzierten Club-Track habe ich mir ein Teilstück von exakt zwei Takten herausgeschnitten und aus meiner DAW auf die verwendete Speicherkarte exportiert. Ich habe dazu den Ordner „Sample“ verwendet. Die Schleife hat das Format WAV und eine Auflösung von 16 Bit bei 44,1 kHz. Also ab in den Sample-Player damit und den Loop-Modus aktiviert. Das Kaoss Pad gibt mein Audiofile perfekt und ohne Aussetzer in einem Endlos-Loop wieder. Zu Testzwecken ändere ich den Pitch der Schleife und auch hier vernehme ich weder Aussetzer noch sonstige Störungen. Der Loop folgt zielstrebig der Geschwindigkeitsänderung. So soll es sein.
Recording
Mit nur einer multifunktionalen Volume-Taste auf der rechten Geräteseite lassen sich per Tastenkombination der Ausgangspegel, der Mikrofonpegel oder die Lautstärke des Audio/Sample-Players regulieren. Das ist vielleicht etwas umständlich, aber es funktioniert. Beim Master- und Sample-Recorder gibt es praktischerweise eine Clipping-Anzeige im Display, die vor Übersteuerungen warnt. Aufnehmen lässt sich mit dem Gerät allerdings nur, wenn die Batterien noch ausreichend „Saft“ haben. Das haben sie in meinem Fall und daher drücke ich die Mic-On-Taste auf der linken Geräteseite, um testweise ein paar Raps und Geräusche aufzeichnen. Die Qualität des Mikrofons ist wie bereits erwähnt als „ausbaufähig“ einzustufen, aber praktischerweise deaktiviert das Gerät zur Vermeidung von Feedbacks immerhin den Lautsprecher automatisch. Der Master- und Sample-Recorder zeichnen den Audio/Sample-Player, den Line-Input sowie FX-Bearbeitungen als WAV-Datei (24 Bit / 48 kHz) auf. Was ich bei unseren Testkandidaten leider total vermisse, ist die Möglichkeit, meine Aufzeichnungen ins Loop-Format für den perfekten Overdub schneiden zu dürfen. Dann könnte man mit Effekten behandelte und im Gerät aufgezeichnete Musik erneut in den Sample-Player laden, als Endlosschleife abfeuern und nochmals verwursten. Doch Pustekuchen. Bis auf den einstellbaren Cue-Punkt und den Pitch gibt es leider keine internen Bearbeitungsmöglichkeiten für die Samples. Schade. Da bleiben leider eine Menge kreativer Möglichkeiten auf der Strecke!
Klang
Die 24 Bit / 48 kHz Wandler des Gerätes liefern einen erstaunlich transparenten, druckvollen Sound und das Ausgangssignal ist darüber hinaus noch erfreulich rauscharm. Das hätte ich nicht erwartet. Ich bin positiv überrascht! In den nachfolgenden Klangbeispielen hört ihr ein 16 Bit / 44,1 kHz Original WAV-File sowie den aufgezeichneten Ausgang des Gerätes.
FiBa sagt:
#1 - 19.11.2014 um 10:37 Uhr
Der einzige Bericht, der wirklich erklärt, was es mit der Samplerfunktion auf sich hat!
Die drei Sample-Wiedergabemodi One-Shot, Gate und Loop sind also eigentlich die einzigen Erneuerungen... Dafür ist das KP mini 2 jetzt neu nur noch 59,- Euro wert, d.h. gebraucht wird einem keiner mehr als 25-40€ geben wollen. Das klingt für mich nach geschicktem Marketing, denn diese Abspielmodi sind sicher nicht mehr als ein Firmwareupdate. Aber ein "neues" Produkt verkauft sich besser, als ein Firmwareupdate, welches ein vorhandenes Gerät erweitert. Ich habe deswegen mein KP mini 2 behalten und setze es als Wave-Recorder ein. 24bit / 48kHz Aufnahmen sind ein sehr guter Wert ;) Würde jedem empfehlen, lieber für ein paar Euro das KP mini 2 zu kaufen, da die Loopfunktion eines MP3- oder Wavesamples in der Praxis eher selten benutzt wird. Genau wie das Pitchen von MP3-Dateien auf der SD Karte, was für mich als DJ wie ein Traum klang, hat sich in der Praxis als recht fummelig und unspaßig erwiesen. D.h. am besten nutzt man es sowieso als das, für was es gedacht ist: Ein Effektgerät mit praktischem X-Y Touchpad. LG =)