ANZEIGE

Korg Mini Kaoss Pad Test

Details

Erster Eindruck
Das ist ja mal übersichtlich. Ein Touchpad, ein Encoder, vier rote Buttons und ein Lautstärkeregler – mehr braucht`s nicht für ein musikalisches Tête-à-Tête. Das robuste Alu-Druckgussgehäuse des KP3 weicht einem rotschwarzen Plastikgehäuse, die Kanten sind abgerundet, alles ist ordentlich verschraubt, nichts wackelt auffällig. MKP misst 11 mal 13 Zentimeter, ist etwa so groß wie eine Ritter-Sport-Schokolade und passt sogar in meine Hosentasche, ohne sie übermäßig auszubeulen. Das Nettogewicht beträgt gerade mal 154 Gramm, mein Portemonnaie wiegt manchmal mehr. Im Lieferumfang befindet sich auch ein Satz Batterien (4 x 1,5V AA). Laut Herstellerangaben reichen die Saftspender für rund fünf Stunden Betriebszeit aus. Wann genau sich der effektgeladene Begleiter zur Ruhe begibt, hängt natürlich einerseits von der Qualität der Mignonzellen und andererseits von den genutzten Effekten selbst ab. Eine rechenintensive Multilayer-Kombination belastet den Prozessor wahrscheinlich um einiges mehr als etwa ein Solo-Effekt. Leider ist jedoch keine Ladestands-Anzeige vorhanden.

Auf dem Geräteboden wurden vier Gumminoppen verklebt, die für einen ausreichend festen Stand während der Performance sorgen. Mit einem Tragegurt kann der DJ das Gerät aber auch umhängen. Die deutsche Bedienungsanleitung nimmt gerade mal eine DIN A4 – Seite ein und ist schnell verinnerlicht. Was man über die 100 Presets umfassende Effektliste nicht sagen kann. Es sei denn, man hat ein fotografisches Gedächtnis.

Front und Backpanel
Rein und raus geht’s über Stereo-Cinch-Buchsen. An der Rückseite verbaut Korg zusätzlich einen Anschluss für das optional erhältliche Netzteil. Egal ob Batterien oder Netzteil: der DJ kann das Pad in jedem Fall problemlos neben den Mixer legen, denn die Verbindungen laufen nach hinten weg, ohne zu stören. Musiker unter den Anwendern hätten hier vielleicht lieber Klinkensteckverbindungen gesehen, aus dem Blickwinkel desPlattendrehers gehen RCAs aber völlig in Ordnung. Der platzsparende 3,5-Millimeter-Headphone-Jack, die Lautstärkeregelung und der Hold-Taster sind gut zugänglich in die Vorderseite eingelassen.

Bedienelemente – Touchpad
Knapp die Hälfte der Oberfläche nimmt das Touchpad ein. Es ist ungefähr so groß wie ein Laptop-typisches Modell und steuert die Effektattribute. Der Zahlenwert eines Parameters richtet sich nach der Fingerposition zwischen X-Achse und Y-Achse. Um einen Effekt auszulösen, setzt der DJ den Finger zum Beispiel in die Mitte und bewegt ihn dann in vertikaler, horizontaler oder diagonaler Richtung. Damit ein Gefühl für die Oberfläche und die Presets entsteht kann eine kleine Trainingsphase vor dem ersten Publikumseinsatz nicht schaden. Leichtes Wischen hat zeitweise Wertesprünge zur Folge. Der DJ sollte also schon ordentlich drauffassen, damit das Pad die Position des Fingers eindeutig interpretiert. Die einzelnen Taster sind deutlich zu fühlen, was im Betrieb nicht negativ auffällt. Auf Seitenbeleuchtung und das schicke visuelle Feedback des großen Bruders muss der Mini indes verzichten. Da freut sich das Battery-Pack.

Display
Korgs dreistelliges LED-Display zeigt Effekt-Presets mit Nummern (0-99) anstelle von Namen an. Das ist meiner Meinung nach nicht weiter schlimm, denn einerseits kann der User die Effektliste zur Hand nehmen, andererseits benutzen viele DJs in der Regel nicht mehr als fünf FX an einem Abend und die können sie sich auch leicht merken. Wer es nicht kann, der klebt sich zur Sicherheit einen Zettel auf die Batteriefachabdeckung. Bei meiner Handschriftgröße reicht der Platz für zehn gut leserliche Notizen zu meinen Favoriten. Die Anzeige ist kontraststark, die roten Digits sind im Dunklen und im Hellen gut abzulesen.

Knöpfe und Regler
Damit BPM-abhängige Effekte synchron zum eingehenden Audiomaterial pulsieren können, hat der kleine Chaot einen Tap-Button spendiert bekommen. Beim zweiten Tastenhieb startet die Berechnung. Vier Mal im Takt draufgetippt und schon zeigt das Display eine adäquate Durchschnittsgeschwindigkeit an. Ist das Ergebnis nicht deckungsgleich mit dem Tempo der Audiodatei, kann ich über den Encoder nachjustieren. Der Rasterencoder wählt auch den gewünschten Effekt aus und regelt auch das Mischungsverhältnis zwischen Original- und FX-Sound. Dafür muss zuvor eine A-Tap-Kombination gedrückt werden, was einen regelmäßigen on-the-fly Einsatz etwas verkompliziert. Trotzdem kann es sich durchaus lohnen, ein wenig mit dem Mischungsverhältnis herumzuspielen. Denn bei einigen Presets lassen sich so sehr interessante Klangergebnisse erzielen. Die Buttons A und B speichern aktuelle Einstellungen auf zwei Memory-Speichern. Ich finde, sie könnten ruhig ein wenig größer sein und auch die Gummierung der KP3-Taster hätte ihnen gut zu Gesicht gestanden.

Probefahrt
Als mir der Postbote das Testgerät am Nachmittag zustellte, war ich gerade auf dem Sprung nach Prenzelberg um einen befreundeten DJ-Kollegen zu besuchen. Eigentlich eine gute Möglichkeit, um mit dem Mini-KP auf Tuchfühlung zu gehen. Also wird der S-Bahn Trip kurzerhand um wenige Minuten verschoben, in denen ich den iPod einsammle und das Kaosspad mit Batterien bestücke. In der Tram verbinde ich dann noch den Ausgang des MP3-Players mit dem Line-Eingang des Chaosmachers per Cinch-Klinken-Kabel, schalte beide Geräte ein und kann direkt loslegen. Einige Effekte erkennt man sofort, manche erfordern aber einen Blick in die Liste, um sicher zu gehen. Doch die hatte ich gar nicht erst eingesteckt, denn ich fand es spannender herauszuhören, was sich hinter den einzelnen Zahlen verbirgt und wie es sich anhört. Das Kaosspad schleift mein iPod Signal durch, berühre ich das Touchfeld wirkt der Effekt. Wird der Hold-Modus aktiviert (kleiner roter Button auf 20 Uhr) bleibt der Effekt auch aktiv, wenn ich den Finger vom Pad nehme. Schnell ein paar Mal rhythmisch auf den Tap-Button gedrückt und schon schwingen manche Effekte im Takt. Die Presets werden immer mit 100% Effektanteil geladen. Wer möchte, kalibriert das Mischungsverhältnis individuell. Ein Hieb auf Memory A speichert meine Delay-Einstellungen und ist bei erneuter Betätigung genauso fix wieder am Start. Klasse, das ist intuitiv und macht Spaß. Da gibt’s nix zu meckern… Mist! Haltestelle verpasst.

Obwohl MKP ein angenehmer Nahverkehrs-Begleiter ist, sein natürlicher Verbündeter mag wohl eher ein DJ-Setup als ein iPod sein. Da aber DVS-Nutzer oftmals interne MIDI-getriggerte Soundverbieger einsetzen können (MIDI steht leider am Testgerät nicht zur Verfügung) werden unter diesem Aspekt wohl eher Vinly-DJs und CD-Jockeys zuschlagen – und natürlich die Verweigerer von Software-Effekten. Doch auch Traktor- oder Serato-User sollten ruhig einen Blick auf Korgs Effektschleuder werfen, denn die FX sind qualitativ auf relativ hohem Niveau, sparen Prozessorlast ein und lassen sich über das Pad sehr gut manipulieren. Ein MIDI-Kompatibilitätsmodus samt platzsparendem USB-Port wäre hier sicherlich das i-Tüpfelchen für Hybrid-Anwender. Aber mal ehrlich. Kann man das wirklich zu diesem Preis erwarten?

Angekommen

„Dave, lass uns mal das Kaosspad checken.“ Der effektabstinente Discofreak klemmt den Burschen instinktiv zwischen den 1200er und seinen Vestax Battlemixer und packt danach in aller Ruhe erst mal eine gut erhaltene 72er Rare-Groove 7-Inch auf den Teller. Das geht natürlich so nicht. Direkt an einen Turntable anschließen kann er das MKP nicht, denn es besitzt keine Preamps. Schade, denn zwischen Plattenspieler und Mixer würde es all denjenigen zugutekommen, die an diversen Einsatzorten auch mal ein Mischpult ohne Send-Return-Einheit vorfinden, so wie mein Bekannter in seinen heimischen Gefilden. Vielleicht ist dies aber auch ein Zugeständnis an die fortschreitende Digitalisierung (Thema: DVS-User). Wie dem auch sei. Direkt am Ausgang eines örtlichen Vestax CDX angeschlossen fehlt uns definitiv ein Regler für die Aussteuerung des Line-In, da der Audiostrom unseren Testkandidaten ins Clipping führt, was sich durch rotes Aufblinken der Peak-LED bemerkbar macht. Für uns heißt das, entweder wir leiten das Audiosignal in ein zweites Mischpult, weil ein direktes Zurückführen Rückkopplungen erzeugt, oder wir nutzen eine externe Send-Return-Einheit. Beides hat mein Kumpel Dave nicht vor Ort am Start.

Zwei Stunden später fahren wir gemeinsam ins Studio. Dort angekommen wird Korgs kleiner Kaot direkt in den Send/Returnweg eines DJM600 gestöpselt. Leider schließt sich so die simultane Nutzung der digitalen Klangverformer aus. Bedeutet: Entweder ist ein DJM- oder ein Kaoss-Effekt aktiv. Bringen wir den Wahlschalter in SND/RET Stellung, fällt der Signalpegel um rund 8 dB ab, also muss man mit dem Aufholverstärker am Mischpult nachjustieren. Eine Beleg-Messung, bei der unser Proband zwischen Ranes SL3-Interface und einem Line-In angeschlossen wurde, bestätigte etwa 8 dB Pegelunterschied zwischen dem, was `reingeht und dem, was `rauskommt- egal ob im Batterie- oder Netzteilbetrieb. Klanglich können Korgs Effekte es mit manchen digitalen Artgenossen im DJ-Mixer aufnehmen, aber nicht mit den analogen Filtern eines Xone 42 (Test hier). Der Spielspaß ist allein schon durch das Bedienkonzept deutlich höher, auch wenn mit einer 8×8 Matrix nicht so grazile Feinabstufungen möglich sind, wie mit Endlos-Encodern. Das muss fairerweise auch gesagt werden.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.