Unison Lead
Für einen typischen Trance-Tröten oder „Staubsauger“ Sound braucht man in erster Linie eines: einen Unison Mode. In diesem Modus werden die einzelnen Stimmen des polyphonen Synths nicht für verschiedene Töne verwendet, sondern spielen ein und denselben Ton. Durch dieses Andicken bekommt man einen sehr breiten und fetten Klang.
Der Einkaufszettel ist schnell geschrieben:
- 2x VCOs
- 1x Unison Funktion
- 1x LFO
- 1x Portamento
Dazu passt: Distortion, Hall, Chorus, Radio-Hits, Trance- und Technoparties
Ich beginne zur besseren Veranschaulichung mit einem einfachen Sound im Voicemode „Mono“, dem kleinen Bruder des Unison. Es erklingt 1 VCO mit einer Rechteckschwingung.
Als nächstes mische ich den VCO2 mit halber Lautstärke hinzu (Wert: 500). Auch er erzeugt eine eine Rechteckschwingung, diese klingt jedoch eine Oktave über VCO1 und ist um 15 Cent nach unten verstimmt.
Für dich ausgesucht
Soweit zum Grundsound. Nun schalte ich in den Unison Mode um und bewege den Drehregler „Voice Mode Depth“ langsam von Linksanschlag zum Rechtsanschlag. Zunächst klingt es erst einmal etwas metallisch, weil es zu leichten Phasenauslöschungen der übereinander liegenden Stimmen kommt. Je mehr ich den Regler nach rechts drehe, verschwindet der metallische klingende Anteil, die Verstimmung der Stimmen gegeneinander wird immer stärker bis sie zum Schluss fast ein absurdes Niveau erreicht.
Ich drehe den „Voice Mode Depth“ Drehregler wieder die Hälfte des Weges zurück und wähle den Verstimmungswert von 25 Cent. Um den Sound noch fetter zu machen, will ich die Shape-Parameter der VCOs noch zusätzlich modulieren. Dafür drehe ich den Regler „LFO Int“ langsam hoch bis zum Wert 500. Die LFO Rate steht bei 400. Das Ergebnis ist … na …? Richtig: PWM.
Und zu guter Letzt gibt’s noch eine Schippe Portamento oben drauf. Über das Edit Menü bestimme ich einen Portamento Wert von 20.
Stichwort „Post Production“. Besonders bei Studioproduktionen ist am Audioausgang eines Synthesizers oft noch lange nicht Schluss mit der Klangkreation. Hier eröffnet sich ganz im Gegenteil das weite Feld der Effekte. Um mal zu zeigen, was man noch so anstellen kann, wenn der Minilogue seine Arbeit getan hat, habe ich mit Hilfe einer Hand voll Plug-ins noch zwei zusätzliche Beispiele angefertigt. Im ersten Beispiel habe ich einen Verzerrer, einen Kompressor mit Overdrive-Stufe und einen Summen-Limiter eingesetzt. Im zweiten Beispiel kommen noch ein Reverb und ein Stereo-Chorus hinzu. Dieses Beispiel ist im Gegensatz zu allen in stereo. Guten Appetit!
Sync Lead
Für viele der König unter den Lead Sounds: Sync. Viel zu hören beispielsweise bei der Band „The Prodigy“, im Drum’n’Bass oder in psychedelischer Pop- und Rockmusik.
Man nehme:
- 2 VCOs
- VCO Pitch Modulation
- Sync Funktion
- Unison Funktion
Dazu passt: New Wave, Drum’n’Bass, Elektro Rock, eine johlende Dance-Crowd
Ich wähle für VCO1 die Rechteckschwingung aus und verändere ihre Form mit dem Shape-Regler (Wert 400). Das Filter arbeitet im 24dB-Mode, seine Cutoff-Frequenz setzt bei Wert 800 an. Der Unison Mode ist aktiviert, das Keyboard Filter-Tracking steht auf 100%.
Tipp: Mit der Funktion Keyboard Filtertracking erreicht man, dass der Filter bei höher liegenden Tönen weiter geöffnet ist und bei tieferen Tönen weiter geschlossen. Der Filter-Cutoff wird also von der Lage der gespielten Noten auf der Tastatur beeinflusst. Gerade für Lead Sounds empfiehlt sich diese Einstellung, da so die höheren Töne mehr strahlen.
Im nächsten Schritt beschäftige ich mich zunächst ausschließlich mit VCO2 und drehe VCO1 im Mixer den Hahn ab. VCO2 erklingt mit einer Dreieckschwingung, zwei Oktaven höher als VCO1. Im folgenden Audiobeispiel drehe ich langsam die Pitchmodulation per „Pitch EG“ auf +4000 Cent. Die Tonhöhe des VCO2 wird nun gemäß der EG Hüllkurvenwerte verändert. Die EG Hüllkurve hat die folgenden Werte: Attack 0, Decay und Sustain 900, Release bei 500.
Nun ist es an der Zeit, das Sync-Hebelchen zu nach oben zu klappen und damit die Funktion „Oszillator Sync“ zu aktivieren. VCO2 eiert nun nicht mehr in der Tonhöhe herum, er ist nun der so genannte „Slave“ des VCO1, der nun folgerichtig „Master” genannt wird. Der Slave wird vom Master permanent „gezwungen“, sich ihm anzupassen und beginnt seine Schwingung immer von vorn, wenn auch VCO1 einen neuen Zyklus beginnt. Und das selbst, wenn VCO1 (zunächst) gar nicht zu hören ist. Wenn die beiden Oszillatoren unterschiedlich gestimmt sind, hat das interessante Obertoneffekte zur Folge. VCO1 wird im Beispiel später langsam wieder hinzugemischt.
Tipp: In unserem Workshop Synthesizer Basics wird Oszillator Sync im Detail erklärt.
Zum Abschluss konfiguriere ich den Slider des Minilogue im EDIT Menü so, dass ich damit noch zusätzlich die Stimmung des VCO2 anheben oder senken kann. Im folgenden Audiobeispiel fuhrwerke ich mit dem Slider ordentlich herum und erzeuge so quakende, hervorstechende Peaks aus dem Handgelenk. Später mische ich das interne Delay des Minilogue hinzu und verstimme die Stimmen des Unison per „Voice Mode Depth“ Drehregler.
Sync Pad
Auch für Pads mit einem Klangverlauf ist Oszillator Sync ein gutes Mittel. Hier ein einfaches Beispiel.
Es ist nur VCO2 mit einer Sägezahnschwingung zu hören, VCO1 mit Sägezahn in gleicher Lage ist im Mixer auf 0 gestellt, Sync ist aktiv. “EG Pitch Int” ist voll aufgedreht und versucht das Tuning des VCO2 beeinflussen. Geht aber nicht, Sync ist ja akitv und der VCO2 ist Slave des (hier nicht hörbaren) VCO1. Aber es verändert sich die Obertonstruktur. Die EG Hüllkurve verwendet Attack 900, Decay 1023, Sustain 0 und Release 1023. Man hört im folgenden Audio-Beispiel nun eine Obertonbewegung im Dreiklang. Erst steigt sie an, dann fällt sie wieder ab. Wie schnell die Bewegung ansteigt und wieder abfällt, definiert man mit den Attack- und Decay-Reglern der EG Hüllkurve.
Für die Freunde der wabernden Sounds lasse ich die Filtereckfrequenz noch vom LFO modulieren und genehmige mir zum Dessert einen ordentlichen Schluck aus der Delay-Pulle.